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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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trefflich ergänzen, haut nicht hin, denn der ehelich so schweigsame Gustav beliebt in seiner samstäglichen Herrenrunde sehr oft das »große Wort« zu führen und ist dort vor lauter Rededrang gar nimmer zu bremsen.
    Und die ehelich stille Marie kann, wenn ihr Kurti nicht anwesend ist, auch sehr redegewaltig sein.
    In gut funktionierenden Ehen gibt es eben auf allen Gebieten »Arbeitsteilung«! Und da ist dann halt einer fürs Reden zuständig! Und einer fürs Zuhören! Und wenn die Ilse und die Marie »Partnertausch« betreiben würden, ergäbe das nicht ein vielredendes und ein schweigsames Ehepaar, denn so etwas gibt es nicht!
    Dann hätten sie sich von neuem darauf zu einigen, wer das Reden bei gemeinsamen Auftritten übernimmt!
Für Männer erlaubt, für Frauen verboten
    Der Mensch hat nicht nur eine Muttersprache, sondern auch eine Körpersprache. Diese Körpersprache zu verstehen, kann sehr aufschlussreich sein, denn, abgesehen von gelernten Schauspielern, lügt der Mensch, wenn er sich körpersprachlich ausdrückt, kaum.
    Da Körpersprache nicht verlogen ist, zeigen sich in ihr auch Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Verhalten viel deutlicher als in verbalen Aussagen.
    Körpersprache von Männern drückt zum Beispiel wesentlich mehr Dominanz aus als Körpersprache von Frauen; die signalisiert meistens Unterordnung. Schon daran, wie Männer und Frauen zu sitzen belieben, lässt sich das erkennen.
    Frauen sitzen mit geschlossenen Beinen und an den Leib gehaltenen Armen. Sie machen sich schmal, sie nehmen weniger Raum ein, Männer hingegen bevorzugen eine breite Beinhaltung und lieben es, die Arme vom Körper wegzustrecken. Sie machen sich breit! Sie beanspruchen für ihre Person wesentlich mehr Raum als eine Frau.
    Ein Mann darf auch anders schauen als eine Frau! Er darf starren. Intensiv kann er Personen, die ihm gefallen, besichtigen. Und wenn er mag, darf er dazu noch eine Augenbraue heben oder zwinkern.
    Jede Menge Signale darf er senden. Frauen dürfen nicht senden, sie müssen empfangen. Sie dürfen dezent lächeln und kaum merklich nicken. Sie dürfen natürlich auch nicht so spontan wie Männer Körperkontakt aufnehmen.
    Sie geben die Hand, sie schütteln die Hand nicht. Und die Frau, die zur Begrüßung einem Menschen die Hand auf die Schulter schlägt, ist eine Rarität.
    Und eine Frau, die – zum Beispiel – in einem Lokal dem Ober beim Bestellen »in aller Freundschaft« liebevoll auf den Hintern klopft, ist fast schon unvorstellbar.
    Naturgegeben sind diese Unterschiede in der Körpersprache gewiss nicht. Frauen ist einfach vieles verboten, was Männern erlaubt ist. Frauen »tun das nicht«. Basta!
    Und auch die Frauen, die schon so zu reden und arbeiten und denken wie die Männer gelernt haben, unterscheiden sich in der Körpersprache noch immer vehement von den Männern.
    Was nichts anderes zeigt, als dass uns »weibliches Verhalten« exzellent antrainiert wurde.
»Ich merke doch, dass du was hast!«
    In allen Partnerschaften, auch denen, die als harmonisch angesehen werden dürfen, gibt es Tage, die der Harmonie entbehren.
    Nein, da war kein Streit, keine heftige Debatte, auch kein Vorfall, der Verstimmung nach sich ziehen könnte. Und trotzdem: Schon beim Frühstück merkt der eine Kompagnon der Partnerschaft, dass der andere »etwas hat«. Dumpf hockt der Partner beim Kaffee, Fragen beantwortet er mit »ja«, »nein« oder einem schlichten »hmpf«. Gewiss, auch an harmonischen Tagen gibt der Partner keine ausführlicheren Antworten. Doch an den Tagen, an denen er »etwas hat«, fehlt den Kürzestantworten die übliche Freundlichkeit. Und er schaut auch so!
    Ablehnend schaut er. Man kommt sich vor, als säße man im Schnellzug Wien-Paris, vom Speisewagenober zu einem Menschen an den Tisch gesetzt, der lieber allein geblieben wäre. Da man aber nicht im Schnellzug Wien-Paris sitzt, fragt man: »Was hast du denn?« »Nichts!« sagt der Partner ablehnend. »Doch!« sagt man. »Ich merke doch, dass du was hast!« »Was soll ich denn haben?«, fragt der Partner und den Tonfall, in dem er das sagt, kann man als gereizt bezeichnen. Natürlich wäre es klug, jetzt nicht mehr weiter zu bohren. Aber das Benehmen, das der Partner an den Tag legt, ist schließlich nichts anderes als Liebesentzug und der verunsichert auch nach zwanzigjähriger Gemeinschaft. Also fragt man noch zehnmal nach, die letzten Male auch schon sehr gereizt. Aufklärung bekommt man keine.
    Am nächsten Tag dann ist

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