Eine fremde Welt 1 - Steven
lacht: »Fordere ihn nicht heraus, du könntest enttäuscht werden.« Er hat die
letzten Sätze gehört. »Ich war im Kader, ich bin echt gut, lass mir doch die Freude«,
antworte ich ihm: »Willkommen, Beth, Steven. Frohe Weihnachten. Kommt herein in
meine bescheidene Hütte.« Auch hier hatte Stevens Mutter ihre Finger im Spiel. Es ist
herrlich, aber männlich dekoriert und in der Mitte steht ein traditioneller
Weihnachtsbaum.
Peter führt mich herum, sichtlich stolz, es ist auch besonders schön, es ist sehr
modern gehalten mit viel Weiß und kombiniert mit warmem Holz. Ich sage ihm auch,
wie schön ich es finde, was er mit lächelndem Gesicht zur Kenntnis nimmt. Im
Wintergarten ist der Brunch aufgetischt, Peter hat einen Stuhl mit einem weichen
Kissen hergerichtet. Er schaut mich an und zwinkert mir zu. »Schon in Ordnung,
Beth, setz dich hin und genieße das Essen, es wäre sehr schade darum. Mama Lou
wird sonst schimpfen, und das an Weihnachten.« Wir schlemmen uns durch das Essen
und die Gespräche sind nie langweilig oder stocken, so wie es manchmal vorkommt.
Peter fragt interessiert nach meinen Eltern, nach Tanja und auch nach Mia. Woher wir
uns kennen, es wirkt nicht neugierig, und ohne dass ich mir was dabei denke, erzähle
ich ihm von den beiden, von meiner Jugend. Es ist lustig, auch Steven und Peter
erzählen von Streichen oder Begebenheiten, die sie gemacht haben.
Am Nachmittag ist das Wetter herrlich, für mich komplett untypisch, da Weihnachten
in Deutschland ja meistens schmuddelig, kalt oder winterlich ist. Hier kann ich mit
einer leichten Hose und einem T-Shirt an einer geschützten Stelle sonnenbaden.
Was ich auch irgendwann tue, die Terrasse bietet sich dazu an und in dem Gemurmel
der beiden schlafe ich mit Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht ein.
Mit einem Kuss werde ich geweckt. »Beth, du bekommst eine rote Nase, wenn du
noch länger in der Sonne liegst«, lächelt mich Steven an, »komm, wir laufen zurück
und du kannst dich dort noch etwas hinlegen, bevor wir zum Essen ins Gutshaus
gehen.« »Kommst du auch, Peter?«, frage ich. »Natürlich, Süße, einer muss Fiona doch
den Hintern versohlen, und als Nikolaus mach ich mich perfekt.« Ich grinse alleine bei
der Vorstellung.
»Wie geht es deinem Hinterteil?«, fragt mich Steven, als wir losgelaufen sind. Das
Gesicht verziehend sage ich tapfer: »Besser.« Er schmunzelt: »Ich mach nochmals
Salbe darauf, nachdem du im Bad warst.« Er küsst mich und wir sind auch schon da.
Nach dem Bad cremt er mich wie versprochen ein, und lässt mich etwas schlafen.
Im Haus sind, als wir ankommen, schon alle da und trinken als Aperitif Sekt, sie
stehen um den festlich und strahlend schönen Weihnachtsbaum.
Auch Mama Lou hat sich in Schale geworfen und es geht nicht lange, dann bittet sie
uns alle zu Tisch. Es wird ein fröhliches Essen, mit lustigen Gesprächen, Anekdoten
von früheren Weihnachtsfesten, ich fühle mich wundervoll. Nach dem Essen nehmen
wir noch den Nachtisch zu uns, um dann im Wohnzimmer auf den Berg voll
Geschenke zu blicken. Es ist lustig, alle schauen erwartungsvoll und rätseln, welches
wohl für wen bestimmt ist. John beginnt und überreicht, wie ich später erfahre,
traditionell Mama Lou das erste Geschenk. Mit einem freudigen Lächeln öffnet sie es,
um kurz darauf John um den Hals zu fallen. »Sie bekommt immer von uns allen
gemeinsam etwas«, erklärt mir Steven und schon umarmt sie einen nach dem anderen
mit Tränen in den Augen. Auch mich lässt sie nicht aus. »Danke, ihr Lieben, verstehe
ich mit meinem bisschen Italienisch, das ich gelernt habe. Steven flüstert mir zu, dass
sie eine Reise in ihre Heimat bekommen hat.
»Und jetzt ich!« Fiona grinst in die Runde. Peter hebt den Finger: »Ich weiß nicht, ob
du was verdient hast!«, er zwinkert ihr jedoch liebevoll zu.
»Oh doch!«, schmollt sie mit erwartungsvoll, blitzenden Augen.
Peter sagt ihr: »Du musst heute noch warten. Erst bekommen Ma, Papa und
Großvater ihr Geschenk, los gib es ihnen.« Sie geht an den Baum und holt für John
eine längliche Schachtel heraus und gibt sie ihm. Ma und Pa bekommen einen
Umschlag, darin enthalten, wie ich weiß, eine Reise nach Dublin, die sie schon
jahrelang verschieben, immer kommt was dazwischen. Sie freuen sich riesig. Steven
schiebt mir ein kleines Paket zu: »Für dich, Beth!« Ich packe es aus. Es enthält ein altes
wunderschönes Medaillon mit einer langen kunstvoll
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