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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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entdeckte, steckte ich die Akten dorthin zurück, wo sie hingehörten, und wandte mich wieder dem Stapel zu, der Paragon Steel betraf. Mr. Contreras war mit dem Fotokopieren fertig. Er legte die Kopien neben mich und sagte mit einem leichten Hüsteln, er mache sich auf die Suche nach einer Herrentoilette. Ich nickte geistesabwesend und vergaß Dicks Privatklo. Ich war eben zu Papieren vorgestoßen, die brisant wirkten, weil es um Paragons Verpflichtung ging, Diamond Head funktionstüchtig zu halten, als Mr. Contreras hereinstürzte.
    »Jemand ist gekommen, Engelchen. Ich glaube, es könnten die Cops sein. Ich war auf der Vorderseite, wollte mich bloß mal -«
    »Packen Sie Ihr Werkzeug ein, und erklären Sie mir den Rest später. Ich möchte, dass die Sie dabei antreffen, wie Sie die Bodenabdeckung wieder schließen.«
    Er stolperte ins Wartezimmer zurück. Ich steckte die Papiere wieder in die Akten und stopfte sie nach Belieben in die Fächer zurück. Ich schaute die Fotokopien an, einen Moment lang unschlüssig. Falls es tatsächlich die Cops waren und ich durchsucht wurde, durften die Kopien nicht bei mir gefunden werden.
    Ich nahm aus Harriets Schreibtischschublade einen großen gelben Umschlag mit dem Absender von Crawford, Mead. Ich adressierte den Umschlag an meine Büroadresse und steckte die Kopien hinein. Dann sprintete ich den Flur entlang. Ich rief Mr. Contreras zu, er solle sich keine Sorgen machen, ich ließe ihn nicht im Stich.
    Mr. Contreras hatte recht: Wir hatten Besuch von den Cops. Ich hörte sie unten auf der Innentreppe laut überlegen, wie sie die oberen Stockwerke durchsuchen wollten. In leichter Panik ging ich von Büro zu Büro, bis ich einen Ausgangskorb für die Post fand. Ich steckte meinen Umschlag in die Mitte eines Stapels und ging den Flur zurück zu Mr. Contreras.
    Als ich bei ihm war, kam ein Streifenpolizist mit dem Nachtwächter aus der Eingangshalle den Flur entlang.

48
    Noch einmal davongekommen
    Fred Roper, der Nachwächter, triumphierte: »Ich hab doch gewusst, dass die Klimaanlage gar nicht kaputt sein kann. Sonst hätte ich das doch gehört, als ich zum Dienst gekommen bin.«
    »Sie haben nur fünf Stunden gebraucht, um dahinterzukommen«, sagte Mr. Contreras. »Was haben Sie denn machen müssen - die Schuhe und die Socken ausziehen und durch di e Zehen darüber nachdenken?«
    Wir waren noch nicht festgenommen, wurden nur zum Verhör in ein kleines Büro gebracht. Mr. Contreras' Adrenalinspiegel war ungefähr so, dass er die Raumsonde Galileo am Mars hätte vorbeischießen können. Ich hoffte, er würde sich beruhigen, ehe sich die Anklagepunkte gegen uns vervielfachten - unbefugtes Eindringen und Schnüffelei waren schon schlimm genug. Wir hatten zwar die meisten Beweise rechtzeitig weggepackt, aber Mr. Contreras wickelte immer noch Kabel auf, als die Polizei eintraf.
    Seine letzte Bemerkung war zweifellos gerechtfertigt. Sie brachte Fred Roper maßlos auf. Er erklärte zum dritten Mal, in allen Einzelheiten, wie er Verdacht geschöpft hatte, als die letzten Mitarbeiter von Crawford, Mead gegen halb zwei gegangen und wir noch oben waren. Schließlich kam er zu dem Schluss, wir hätten nichts Gutes im Sinn, und rief seinen Boss an. Der Nachtgeschäftsführer des Sicherheitsdienstes rief den Nachtdienstleiter der Hausverwaltung an und ließ sich bestätigen, dass es keinerlei elektrische Defekte gab. Auf Anweisung seines Chefs rief Roper die Cops.
    Ropers schleppende, nasale Stimme und die aufgeregten Wiederholungen nervten mich so, dass ich am liebsten aufgesprungen wäre und ihn erwürgt hätte. Die Polizei benutzte ihn zweifellos als Folterwerkzeug, um mich zu einem Geständnis zu zwingen. »Was hatten Sie denn eigentlich hier verloren?«, wollte das ältere Mitglied des Streifenteams wissen. »Und Schluss mit diesem Scheißdreck, dass Sie Elektriker sind und dass das hier Ihre Nachbarin ist, die Ihnen bei der Arbeit hilft. So was erlaubt die Gewerkschaft gar nicht. Und normalerweise hat eine Nachbarin keine Waffe und keine Ermittlerlizenz dabei.«
    Officer Arlington war ein kräftig gebauter Mann Ende fünfzig mit einer kahlen Stelle, über die er die wenigen verbliebenen Haare zu drapieren versuchte. Sobald er uns in das Konferenzzimmer geschoben hatte, nahm er die Mütze ab - bevor er auch nur ein Wort sagte - und kämmte sich das Haar.
    »Nein, ich weiß«, sagte ich schnell, bevor Mr. Contreras wieder auf der Matte stand. »Mr. Contreras versucht nur, mich zu

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