Eine ganz andere Geschichte
Schauspielerei balancierte. Wir betrachteten sie alle, mehr oder minder verstohlen, und ich stellte fest, dass niemand in der Gruppe Worte fand, um dieses künstliche Schweigen zu brechen.
Dann zog sie sich den Badeanzug an. Ergriff ihren Rucksack, den Hut und winkte uns zum Abschied. Stapfte den Hang hinauf und war verschwunden.
»Verdammt noch mal«, wiederholte Erik, lachte laut und etwas künstlich. »Was für eine freche Göre!«
Gunnar stimmte in das Lachen ein und nach und nach auch die anderen. Zehn Minuten später brachen wir auf, die Malmgrens nach We sten, ihr Haus lag offenbar einen Kilometer landeinwärts, auf halbem Weg nach Bénodet, wir anderen begaben uns Richtung Osten über die Dünen. Niemand bat um ein gemeinsames Abendessen, ich spürte, wie die Müdigkeit und eine Art verschlafener Sättigung die ganze Gesellschaft überfallen hatte, und als wir uns von Gunnar und Anna vor deren Haus am Cleut-Roz-Strand verabschiedeten, taten wir das ohne Verabredungen in irgendeine Richtung. Erik war still und in sich gekehrt, als grübelte er über irgendetwas. Auf dem Weg zu unserem Haus sagten wir nicht viel, ich hatte den Eindruck, als hätte er langsam genug von meiner Gesellschaft, und als wir angekommen waren, fragte ich ihn geradewegs danach. Ob er meine, es sei an der Zeit, dass ich weiterziehe und ihn verlasse.
»Ach Quatsch, nein«, antwortete er. »Wir sind doch nicht verheiratet, vergiss das nicht. Wir sollten uns gegenseitig nicht zu sehr auf die Pelle rücken, aber wenn es soweit ist, dass ich meine, du solltest abreisen, dann werde ich es dir schon sagen.«
»Okay«, sagte ich. »Dann bleibe ich noch ein paar Tage.«
»Wenn du das Gefühl hast, du müsstest dich nützlich erweisen, dann kannst du ja das Essen für uns machen«, fügte er hinzu. »Wir haben jede Menge Eier, mir würde ein Omelett mit ein bisschen Gemüse reichen, was meinst du?«
Ich nickte. Wir hängten unsere Badesachen über das Terrassengeländer, ich ging hinein und begann in der Küche zu hantieren.
Während wir aßen und einige Biere tranken, unterhielten wir uns ein wenig über die anderen. In erster Linie über die Frauen.
»Wenn du gezwungen wärst, eine Nacht mit einer von ihnen zu verbringen, welche würdest du dir aussuchen?«, wollte Erik wissen. Er sah unerwartet ernst aus dabei, und ich dachte eine Weile nach, bevor ich antwortete.
»Schwer zu sagen«, erklärte ich. »Müsste wahrscheinlich erst beide ausprobieren, bevor ich mich entscheiden könnte.«
Das schien ihm eine angemessene Antwort zu sein, er lachte laut auf und hätte fast sein Bier über den Tisch gekippt. »Ja, das ist gut«, sagte er. »Meinst du beide zugleich oder eine nach der anderen?«
»Eine nach der anderen«, antwortete ich. »Sonst verliert man leicht die Übersicht.«
Erik nickte, hörte aber auf zu lachen. So ist das mit ihm, ich habe in den wenigen Tagen, die wir uns kennen, häufiger darüber nachgedacht; er kann sein Lachen innerhalb von Zehntelsekunden abstellen. Und es auch genauso schnell wieder hervorholen, seine Stimmungen haben scharfe Kanten, aber sie scheinen auch nicht besonders tief verankert zu sein.
»Das stimmt«, sagte er jetzt. »Was man auch tut, es kommt darauf an, die Übersicht zu behalten. Was hältst du von Anna und Gunnar? Meinst du, die haben eine Perspektive?«
»Ich weiß nicht«, antwortete ich. »Wenn ich ehrlich sein soll, dann erscheinen sie mir ziemlich banal. Zumindest sie.«
Er lehnte sich zurück, legte seine sandigen Füße auf das blau angestrichene, etwas abgenutzte Holzgeländer, das um unsere Terrasse herumläuft, und trank aus der Bierflasche. »Die Leute binden sich unnötigerweise«, fuhr er fort und versuchte einen philosophischen Ton anzuschlagen. »Das ist der Fehler. Sie glauben, man müsste zu zweit sein, Gunnar und Anna würden viel besser miteinander auskommen, wenn sie nicht die ganze Zeit so tun müssten, als gehörten sie zusammen. Oder was meinst du?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Es ist lange her, dass ich mit einer Frau zusammengelebt habe«, sagte ich. »Ich bin wohl nicht der Richtige, um so etwas entscheiden zu können.«
Erik saß eine Weile schweigend da. »Weißt du«, sagte er, »ich hätte nicht übel Lust, Anna in Beschlag zu nehmen, nur um zu sehen, was passiert. Was hältst du davon? Würde das nicht die Stimmung etwas aufheizen?«
»Und du bist dir sicher, dass sie bereit wäre?«, fragte ich zurück, in erster Linie, weil es die Frage war, die er
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