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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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meint?«
    Er ließ seinen Blick zwischen Backman und Barbarotti hin und her wandern. Eva Backman betrachtete ihre Schuhe. Barbarotti schaute zum Fenster hinaus. So vergingen fünf Sekunden.
    »All right«, sagte Barbarotti. »Warum nicht diesen Weg als ersten Schritt versuchen? In dem Falle schlage ich vor, dass wir drei alle Gespräche übernehmen. Zunächst am Telefon, wobei wir mit allen so schnell wie möglich einen Termin vereinbaren … Aug in Aug … übrigens sind ja wohl einige verreist.«
    »Sechzehn von neunzehn scheinen erreichbar zu sein, das wissen wir bereits«, sagte Eva Backman. »Aber dann sollen wir sie also zu einem Gespräch bitten … für morgen, wie ich annehme?«
    »Ja«, sagte Barbarotti. »Wir fahren diese Schiene. Zumindest mit denen, die in der Nähe sind, ich denke, es wäre unnötig, jemanden von Mallorca oder aus Thailand hierher zu beordern.«
    »Und das Einzige, was wir sie fragen, ist, ob sie einen Erik Bergman kennen«, sagte Astor Nilsson. »Oder?«
    »Ja«, nickte Barbarotti. »Am Telefon nur das, ja … wenn es eine gibt, die etwas Interessantes zu erzählen hat, dann schnappen wir uns die Betreffende natürlich sofort. Und dann müssen wir sehen, wie wir morgen vorgehen. Sind wir soweit einer Meinung?«
    Eva Backman nickte. Astor Nilsson nickte.
    »Gut«, sagte Gunnar Barbarotti. »Hier haben wir die Liste. Neunzehn Damen, die auf den Namen Anna Eriksson hören. Ihr kriegt jeder sechs, ich nehme sieben. Es ist jetzt zwei Uhr, sollen wir sagen, dass wir uns in zwei Stunden wieder treffen und berichten?«
    »Ich brauche ein Zimmer«, sagte Astor Nilsson. »Oder zumindest ein Telefon.«
    »Komm mit«, sagte Eva Backman. »Das ist kein Problem. Das halbe Haus ist in Urlaub.«
    Als sie Kriminalinspektor Barbarotti allein gelassen hatten, stellte er fest, dass noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden vergangen waren, seit er Visby verlassen hatte. Es erschien ihm wie ein Monat.
    Und irgendwo da draußen befand sich ein Mörder, der in gewisser Weise die Oberhand hatte.
    Es brachte nichts.
    Das war also die Summe vom Ganzen.
    Es war nach acht Uhr abends, als Barbarotti das Polizeigebäude verließ. Von den sechzehn Annas, die sie zu fassen bekommen hatten – und die alle bereits vorher einmal von der Polizei angerufen worden waren, ohne dass sie davon wussten –, gab es keine, die in irgendeiner Beziehung zu dem ermordeten Erik Bergman stand. Nur zwei wussten, wer er war, die eine, weil ihr Mann in einem Betrieb direkt neben Bergmans Computerfirma in der Järnvägsgatan arbeitete, die andere, weil sie in der Schule in seine Parallelklasse gegangen war. Acht der Annas befanden sich hier in Kymlinge, von ihnen hatten fünf von dem Mord gehört. Vier Annas hielten sich irgendwo anders in Schweden auf, vier waren im Ausland in Urlaub.
    Und zu dreien hatte man einfach keinen Kontakt bekommen. Das Gustabo-Syndrom, dachte Barbarotti finster, als er den Norra torg überquerte. Und Marianne ist auch nicht zu erreichen.
    Überhaupt nagte die Unzufriedenheit in ihm. Was zum Teufel machen wir eigentlich?, dachte er. Wir tappen im Nebel wie Hanswürste ohne Publikum. Zwar gab es eine Regel, nach der man ohne große Erwartungen an die Arbeit gehen sollte, aber das hier erschien wie das reine Chaos. Was hatte Backman morgens noch gesagt? Wir spielen dem Mörder in die Hände?
    Und er hatte das Gefühl, dass sie damit ins Schwarze getroffen hatte. Denn wenn Lillieskogs Alternative Nummer zwei zutraf – der sorgfältig planende Täter –, dann musste ja jede Aktion, die sie bisher unternommen hatten, genau das sein, was von ihnen erwartet wurde. Was wer auch immer von ihnen erwartete. Oder?
    Es waren anderthalb Tage seit dem Mord an Erik Bergman vergangen. Sie hatten nicht den geringsten Ansatzpunkt gefunden. Was ihn selbst betraf, so hatte er fast den ganzen Tag seine Aufmerksamkeit anderen Dingen gewidmet – einem Verbrechen, das noch nicht geschehen war. So einfach war es, die Ressourcen der Polizei in die gewünschte Richtung zu lenken. Er erinnerte sich an einen alten Postslogan von Anno dazumal. Ein Brief sagt mehr als tausend Worte. Gab es nicht auch einen Schlager, der so lautete?
    Und er erinnerte sich an einen Bankraub, über den er vor einigen Jahren gelesen hatte. In Deutschland, wenn er sich nicht irrte. Die Täter hatten in einer Stadt in drei verschiedenen Banken Bombenalarm ausgelöst, die Polizei hatte alle denkbaren Kräfte eingesetzt, und dann hatten sie eine vierte Bank

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