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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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er. Burnleys Erben waren seine Halbbrüder gewesen, ihre Kinder seine Nichten und Neffen. Nur flüchtig hatte er sie gekannt. Seine politische Gesinnung verbot ihm eine Freundschaft mit allen Menschen, die Fanshawe hießen. Und nun würde er seinen Blutsverwandten niemals begegnen.
    »Es ging nur um das Baby, nicht wahr, Diana?«, fragte er frostig, als hätte der alte Mann nicht gesprochen, als hätte sie Burnley nicht ersucht, sich zu entfernen.
    Wie bizarr, wie erniedrigend, sich einzugestehen, dass diese ärmlich gekleidete, unerfahrene Witwe einen Narren aus ihm gemacht hatte. Aus dem Earl of Ashcroft, der sich mit den elegantesten Londoner Kurtisanen und den ungestümsten Gentlemen in höchsten Kreisen amüsiert hatte …
    Doch er bezwang den Zorn. Seine scharfsinnige Neugier glich dem Deckel auf einem Vulkan und ermöglichte ihm, wenigstens einen Rest seines Stolzes zu retten. Wenn er sich seinen Gefühlen überließ, wäre er verloren.
    »Nein, es ging nicht nur um das Baby.« Ihre Miene wirkte aufrichtig. Welch eine raffinierte Schauspielerin. »Das musst du mir glauben, was immer du sonst auch vermutest.«
    »Nicht einmal, wenn du mir erzählst, der Himmel sei blau, würde ich dir glauben.« Bevor er ging, wollte er die ganze Wahrheit hören, er wollte ihr Geständnis hören, er hatte ein Recht darauf. »Sei ehrlich, Diana, erzähl mir von dem Plan. Den größten Teil habe ich ohnehin schon erraten.«
    Jetzt entzog sie ihm ihre Hand. Er erwartete, sie würde ihn schluchzend um Verzeihung bitten und Unschuld heucheln. Stattdessen straffte sie die Schultern, hielt seinem Blick stand und zuckte nicht mit der Wimper. Unwillkürlich bewunderte er ihre Courage. Zumindest die war echt, mochte auch alles andere falsch sein.
    Wie unfair, dass sie ihm immer noch so atemberaubend schön vorkam. Seit er über ihre Missetat Bescheid wusste, müsste er sie für eine hässliche Hexe halten. Verzweifelt versuchte er, sie zu hassen – und hasste nur seine Unfähigkeit, sie zu verachten.
    Vielleicht würde es ihm irgendwann gelingen. Hoffentlich.
    Zu ertragen, was sie ihm angetan hatte, ohne es durch Abscheu lindern zu können, wäre zu grausam.
    »Um Himmels willen, dieses Getue ermüdet mich«, zischte Burnley. »Ja, Vale, Mrs. Carrick hat Sie dazu verleitet, sie zu schwängern. Überaus erfreulich, dass ein Kind von meinem Blut die Fanshawe-Dynastie fortsetzen wird. Es muss nur ein Junge werden.«
    »Wie schade, dass ich das Geschlecht des Babys nicht garantieren konnte«, bemerkte Ashcroft sarkastisch und ließ Dianas unglückliches Gesicht nicht aus den Augen. Plötzlich empfand er das Bedürfnis, ihr genauso wehzutun wie sie ihm – obwohl sie sogar in dieser Situation die Oberhand hatte. Denn bei ihm waren Gefühle im Spiel. Und sie wollte nur eine verdammte Marchioness werden. In spöttischem Ton fügte er hinzu: »Vielleicht sollten wir eine Wiederholung der Aktion arrangieren. Im Bett ist die Dame ungemein enthusiastisch. Also kann ich sie Ihnen nur für eine weitere Verfolgung Ihrer Interessen empfehlen.«
    Diana erweckte den Anschein, sie wäre am Boden zerstört. Leider ließ sich nicht feststellen, ob ihr Kummer echt war. Ashcroft suchte Zuflucht im Zynismus, doch die Kränkung schnitt zu tief in sein Herz.
    »Danke, Vale, möglicherweise werde ich auf Ihr Angebot zurückkommen«, antwortete Burnley so beiläufig, als würde er überlegen, ob er das Haus eines Pächters mit Stroh oder Ziegeln decken lassen sollte.
    »Stets gern zu Ihren Diensten, Mylord. Allerdings frage ich mich, warum Sie es ihr nicht selbst besorgt haben.« Nur mühsam zügelte Ashcroft den Impuls, seine Faust in Burnleys arrogantes Gesicht zu schmettern.
    Gepeinigt zuckte Diana zusammen. Das dürfte ihn nicht bekümmern. Er sollte diese Hure ins Höllenfeuer wünschen.
    Burnley kicherte, und es ärgerte Ashcroft maßlos, wie boshaft der Schurke seine Trümpfe ausspielte. Sein Vater? Lieber stellte er sich vor, der schlimmste Abschaum der Londoner Gossen hätte ihn gezeugt.
    »Nun, Vale, Sie genossen den Vorteil jugendlicher Kraft.«
    Aha, das sah dem Marquess nicht ähnlich. Niemals gab er eine Schwäche zu. Erst jetzt musterte Ashcroft seinen Vater etwas genauer. Der Mann schien um zwanzig Jahre gealtert zu sein, seit er sich zum letzten Mal im Parlament gezeigt hatte. In diesem Moment verlieh ihm sein Triumph eine gewisse Energie. Aber eine langwierige Krankheit und ständige Erschöpfung hatten sein kantiges Gesicht gezeichnet. Es

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