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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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war eine respektable Witwe. Soviel er wusste, war ihre einzige Sünde die Affäre mit dem berüchtigten Earl of Ashcroft gewesen. Wie so oft, wenn er Antworten suchte, glaubte er einige Teile des Gesamtbilds zu übersehen. Große, wichtige Teile. Und wann immer er dachte, er würde verstehen, was geschah, änderte sich das Bild. Zwischen Ashcroft und seinen Wünschen erhob sich ein Zaun. Jenseits dieser Barriere sah er sein Ziel, doch er konnte es nicht erreichen.
    »Erklär es mir, Diana!«, stieß er hervor und packte ihren Arm. Er erwartete, sie würde zurückzucken. Aber sie ließ ihn zitternd gewähren. »Warum heiratest du mich nicht?«
    Verwundert beobachtete er, wie ihr Gesicht harte, entschlossene Züge annahm. Wie ein Soldat, der einem Exekutionskommando gegenübersteht, straffte sie die Schultern. »Noch länger kann ich dich nicht belügen, Tarquin«, sagte sie leise. »Und obwohl du mich danach hassen wirst, muss ich dir die Wahrheit sagen.«
    Nachdem er so lange versucht hatte, das Rätsel zu lösen, stieg eine böse Ahnung in ihm auf. Was sie ihm gestehen wollte, würde ihm missfallen. »Welche Wahrheit? Warum du mir nicht erlaubst, unserem Kind meinen Namen zu geben?«
    »Weil Mrs. Carrick mich heiratet. Ihr Kind wird den stolzen Namen Fanshawe tragen, nicht den würdelosen Namen Vale.«
    Als Lord Burnley sich einmischte, blieb Dianas Herz beinahe stehen, und das zögernde Geständnis erstarb auf ihren Lippen. Welch eine qualvolle Erkenntnis, dass ihr Angebot, Ashcroft alles zu erzählen, viel zu spät kam. Nun würde er das Schlimmste erfahren, auf die grausamste Art und Weise.
    Für alles Böse, was sie ihm angetan hatte, würde er sie verfluchen.
    Langsam drehte sie sich um. Durch einen Tränenschleier sah sie den Marquess am Rand der Lichtung stehen, das Gesicht zu einem triumphierenden Grinsen verzerrt. Klagend winselte Rex und stieß mit der Schnauze gegen ihr Bein.
    Ihr unglücklicher Blick schweifte zu Ashcroft. Nur flüchtig sah sie den einstigen glühenden Liebhaber. Dann verwandelte er sich in den Mann zurück, den sie bei der ersten Begegnung in Mayfair gesehen hatte, der sich selbst und seine Welt mühelos beherrschte. Stolz. Überlegen. Gegen Gefühle immun. Nach den letzten Wochen wusste sie es besser. Doch sie wollte sein Bedürfnis, seinem Feind eine starke Fassade zu zeigen, nicht kritisieren. Wie sie erschrocken feststellte, waren die beiden Männer tatsächlich Feinde. Nicht nur politische Rivalen, nicht nur Männer, die nichts verband außer dem skandalösen Geheimnis ihrer Blutsverwandtschaft. Was zwischen den beiden mächtigen Aristokraten knisterte, war Hass. Blank und gefährlich wie ein gezücktes Schwert.
    Ashcroft brach das drückende Schweigen. Ohne seinen Blick von dem alten Mann abzuwenden, ließ er Dianas Arm los. »Lord Burnley.«
    Schweren Herzens sah Diana das verächtliche Lächeln, das die dünnen Lippen des Marquess verzog. Niemals hatte er seinem Bastardsohn väterliche Gefühle entgegengebracht – genau genommen überhaupt keine Gefühle.
    »Wie üblich erscheinen Sie an einem Ort, wo Sie unerwünscht sind, Lord Ashcroft«, bemerkte Burnley gedehnt.
    Ashcrofts knappe Verbeugung war eine einzige Unverschämtheit. Diana wünschte inständig, sie hätte sich niemals aus reiner Habgier an diesem bösartigen Projekt beteiligt. Dass sie es nicht ohne seelische Wunde überstehen würde, wusste sie schon lange. Was noch viel furchtbarer war, Lord Ashcroft verdiente es nicht, für ihre ungerechtfertigten Ambitionen zu büßen, und jetzt würde er auf dieser sattgrünen Lichtung einen vernichtenden Schlag erleiden. Die helle Schadenfreude in Lord Burnleys grünen Augen war unverkennbar. Zweifellos wollte er Diana als seine Waffe benutzen, um den Earl niederzustrecken.
    »Bitte, geh, Ashcroft«, sagte sie mit schwacher Stimme. Aber beide Männer ignorierten sie.
    Lässig zuckte Ashcroft die Achseln. Mit dieser Nonchalance mochte er jeden täuschen, der ihn nicht liebte – oder nicht mit einer Intensität hasste, die ringsum die Luft verpestete. »Sicher gilt es nicht als unbefugtes Eindringen, wenn ich meinen Fuß auf Ihr Land setze, um mit einer Dame meiner Bekanntschaft zu sprechen.«
    »Doch, wenn die Dame nicht mit Ihnen zu sprechen wünscht«, erwiderte Burnley aalglatt.
    Jetzt, da die beiden sich gegenüberstanden, entdeckte Diana gegen ihren Willen eine stärkere Ähnlichkeit, als sie es erwartet hatte. In ihrem zärtlichen, geistreichen, einfühlsamen,

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