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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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ihre Hand.
    Auf halbem Weg zur Straße wurde ihr bewusst, was er gesagt hatte. »Nein.«
    Er blieb stehen und hob die Brauen. Im schwankenden Fackelschein las sie keinen Ärger, sondern Verwunderung in seiner Miene. Dass er ihre Zustimmung für selbstverständlich hielt, konnte sie ihm wohl kaum übelnehmen.
    »Trotz allem habe ich das Recht, Nein zu sagen«, fügte sie leise hinzu. »Oder habe ich es zusammen mit meiner Ehre verloren?«
    »Natürlich kann ich keine Ansprüche auf dich erheben.«
    Mit der gleichen frostigen Stimme hatte er sie aus seinem Haus geschickt. Sie erschauerte, denn sie hatte gehofft, diesen Ton nie wieder zu hören. Nach seiner unerwarteten Freundlichkeit traf sie die abrupte Kälte wie ein Peitschenschlag ins Gesicht. Sie wich zurück und versuchte ihm ihre Hand zu entziehen. Aber er hielt sie eisern fest und verhinderte ihre Flucht. Zum ersten Mal, seit er ihr das Jackett um die Schultern gelegt hatte, schaute er sie an, und sie verdrängte die trügerische Erinnerung an diese sorgsame Geste.
    Nach einem tiefen Atemzug beteuerte er: »Tut mir leid, Diana.« Ein selbstironisches Lachen. »Normalerweise benehme ich mich nicht so ungehobelt. Führ es auf meine Enttäuschung zurück.«
    Da verstand sie, was in ihm vorging – er war nicht befriedigt worden. Seine Gelassenheit bildete nur eine dünne Schutzschicht über dem Vulkan seiner Erregung. Im Schein der Straßenbeleuchtung sah sie einen Muskel in seinem Kinn zucken. Also war ihm der Verzicht nicht leichtgefallen. Ohne Beltons Einmischung wären sie jetzt ein Liebespaar. Nach einem peinlichen Akt in einer dunklen Gasse. Sie sollte diesem betrunkenen Tollpatsch dankbar sein, weil er sie aus der Trance ihrer Sinnenlust gerissen hatte. Doch dieses erste Entzücken seit Williams Tod war so unwiderstehlich gewesen … Sie zog das Jackett enger um ihre Schultern und flüsterte: »Auch mir tut es leid.«
    »Komm mit zu mir nach Hause.«
    Die lockende Forderung warnte Diana, und sie versteifte sich. Als würde allein schon sein Wille genügen, um ihre Zustimmung zu erzwingen! Ihr Körper wollte ihm folgen, die Grenzen der Leidenschaft erforschen. Doch ihr Verstand behielt die Kontrolle, die ihr zu entgleiten drohte, und ermahnte sie. Bevor sie Ashcroft wiedersah, bevor sie diese kunstfertigen Hände erneut auf ihrer sehnsüchtigen Haut spürte, musste sie sich sammeln.
    Zweifellos hatte sie sein Interesse geweckt. Wenn dieser Erfolg auch kaum mit ihrer Berechnung zusammenhing … Ihr Instinkt verbot ihr, dem Earl in sein Haus zu folgen. Eine Kapitulation, während sie sich so verletzlich fühlte, wäre zu endgültig – zu ehrlich.
    Ich bin keine Dirne.
    An der Straßenecke, am Ende der Gasse blieb ein eng umschlungenes Paar stehen und spähte ins Dunkel. Sofort trat Ashcroft vor Diana und verbarg sie in seinem Schatten. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Warum benahm er sich wie ein Ritter in schimmernder Rüstung, obwohl sie ihn für einen kaltschnäuzigen Dämon halten wollte?
    Der Impuls, ihrer Leidenschaft nachzugeben, war fast übermächtig. So nahe stand er vor ihr, und sie spürte seine Wärme – eine verführerische Einladung. Acht Jahre lang hatte sie gefroren. Früher war sie glücklich gewesen, von ihrem Mann geliebt und umsorgt. Dann hatte der Tod ihn aus ihren Armen gerissen. Seither litt sie unter ihrer Einsamkeit.
    Von diesen schmerzlichen Erinnerungen in die Realität zurückgeholt, fasste sie sich. Um ihres klaren Verstandes willen durfte sie sich nicht in heißer Begierde verlieren. »Ich wünsche mir eine Affäre, kein schnelles Gerangel und danach adieu .«
    »Damit tätest du dir selbst Unrecht, Diana«, entgegnete er langsam. »Und mir.«
    »Also akzeptierst du meinen Vorschlag?«
    Nach kurzem Zögern nickte er.
    Sie erwartete, ein Triumphgefühl würde ihre Brust erfüllen. Stattdessen riet ihr eine innere Stimme, Schluss zu machen – sofort. Sie sollte aus London flüchten und sich in die Frau zurückverwandeln, die sie letzte Woche gewesen war, am Vortag, vor einer Stunde.
    Die Frau, die sie gewesen war, bevor sie sich der Berührung eines Wüstlings unterworfen hatte.
    »Danke.« Konnte sie etwas anderes sagen, nachdem sie sich bereit erklärt hatte, ihre Ehre zu opfern?
    Er griff nach ihrer Hand. Sogar durch den Handschuh drang ein Feuer. »Um Himmels willen, komm mit mir, bevor ich den Verstand verliere!« Er riss sie an sich, umfasste ihren Kopf und küsste sie verzehrend. In ihren Brokatschuhen krümmten sich die

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