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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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ihrer Seele wollte sie keine Dirne werden . Das durfte sie nicht vergessen.
    »Ich bringe dich nach Hause.«
    Eine Fahrt durch dunkle Straßen, die Ashcroft Gelegenheit bieten würde, seine anrüchigen Liebeskünste zu demonstrieren? Viel zu verlockend. Außerdem musste ihre Adresse geheim bleiben. Entschieden schüttelte sie den Kopf. »Ich habe meinen Wagen mitgebracht.«
    »Heißt das, ich muss unbefriedigt einschlafen?«
    Da erinnerte sie sich an seinen stimulierenden Kommentar und neckte ihn, indem sie ihn wiederholte. »Oh, ich will nur die Vorfreude erhöhen.«
    Würde er sie noch einmal küssen? Nein, er drückte nur ihren Kopf an seine Schulter. »Morgen um drei.«
    »Morgen um drei.« Was mochten die Worte verheißen? Den Himmel oder die Hölle?
    »Natürlich wirst du als Gastgeber fungieren, wenn die liebe Charlotte in Ashcroft House debütiert, Tarquin. Es wird das Ereignis der Saison.«
    Ärgerlich runzelte Ashcroft die Stirn. Wie üblich strapazierte seine Tante Mary, die Countess of Birchgrove, seine Nerven. Er musterte die Familie, die sich zur Taufe eines weiteren Vale-Sprösslings versammelt hatte, und hielt Ausschau nach einem Verwandten, der ihm nicht auf die Nerven fiel. Aber er fand keinen einzigen Kandidaten.
    »Unmöglich, Tante Mary«, entgegnete er kurz angebunden. Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, dass er ihre Forderungen im Keim ersticken musste. Sonst würde sie sein Leben in einen Albtraum verwandeln. Schaudernd erinnerte er sich an die ländliche Hausparty, zu der sie ihn vor Jahren gezwungen hatte. Damals war er zu jung und zu naiv gewesen, um sich zu weigern, und drei Monate später immer noch über fremde Leute in seinen vier Wänden gestolpert. Wie eine Invasion von Küchenschaben …
    Die Countess richtete sich zu ihrer vollen korpulenten Größe auf und hob ein zierliches Spitzentaschentuch, das in ihrer tellergroßen Hand lächerlich wirkte. »Wie undankbar du bist, Mylord!« Um ihr Missfallen zu bekunden, sprach sie ihn mit seinem Titel an. Seufzend betupfte sie ihre Augen. »Ein Reptil habe ich an meinem Busen genährt.«
    Nicht zum ersten Mal nannte sie ihn kaltblütig, und es geschah auch nicht zum letzten Mal. »Schlange oder nicht, Tante Mary, mein Haus steht dir nicht zur Verfügung. Im Birchgrove House gibt es einen bestens geeigneten Ballsaal.«
    Noch einmal wischte sie über ihre trockenen Augen, die jetzt voller Zorn funkelten. »Dein Ballsaal ist zweimal so groß wie unserer. Und du benutzt ihn niemals .«
    »Wie auch immer, mein Entschluss steht fest.« Er ließ ihre wortreiche Klage in den Hintergrund seines Bewusstseins gleiten, nippte an seinem Champagner und betrachtete die Familienversammlung voller Zynismus, den die lebenslange Bekanntschaft mit den Vales hervorgerufen hatte.
    Glücklicherweise verdankte er der wenig fashionablen Jahreszeit die Anwesenheit von nur etwa fünfzig Vale-Schmarotzern und -Speichelleckern. Wäre Josephine, seine neue Cousine zweiten Grades, einen Monat später zur Welt gekommen, hätten sich viel mehr Verwandte eingefunden. Seine Börse wusste zu schätzen, welch günstigen Zeitpunkt das Baby gewählt hatte. Als Oberhaupt der Familie war er verpflichtet worden, das Tauffest zu bezahlen.
    »Hörst du mir zu, Ashcroft?«, fauchte seine Tante. »Nach allem, was wir für dich getan haben, bist du deinem Onkel und mir etwas mehr Respekt schuldig.«
    Ashcroft fletschte die Zähne. »Schon vor Jahren habe ich meine Verpflichtungen eingelöst, Tante, mit gutem Geld. Und falls ich etwas zu Charlottes Saison beisteuern soll, wäre ein taktvolleres Vorgehen angebracht.«
    Immer noch erbost, aber auch geläutert, senkte sie den Kopf. Wenigstens kurzfristig hatte er sie zum Schweigen gebracht. Das Problem lag darin, dass er den Brüdern und Schwestern seines verstorbenen Vaters tatsächlich einiges schuldete und das nicht ignorieren konnte. In seiner Kindheit hatte die Familie ihn aufgenommen, allerdings niemals Zuneigung geheuchelt. Natürlich versüßte das Einkommen der Ashcroft-Landgüter seinen Verwandten die Pflicht, für ihn zu sorgen, doch ihren Hunden und Pferden hatten sie stets wärmere Gefühle entgegengebracht als ihm. Trotzdem hatten sie ihn ernährt und gekleidet und ihm eine gute Ausbildung ermöglicht.
    Seit er erwachsen war, versuchte er seine tatsächlichen Verantwortlichkeiten und das unbestreitbare Bestreben seiner Familie, jeden einzelnen Penny aus ihm herauszusaugen, unter einen Hut zu bringen. Meistens gelang ihm ein

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