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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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Nachmittag in die Abenddämmerung und schließlich in die Nacht übergegangen war. Trotz seiner jetzigen Zuversicht hatte er sich gefragt, ob Diana die Verabredung einhalten würde. Mit jeder Minute war die Skepsis gewachsen – der Teufel möge sie holen.
    »Du hast dich verspätet«, bemerkte er in neutralem Ton.
    Ungeduldig seufzte sie und spähte ins Dunkel. »Mag sein. Ist das so wichtig? Nun bin ich hier. Du führst dich auf wie ein nörgelndes altes Weib.«
    Er lachte leise. Diese Taktik kannte er aus früheren Scharmützeln. Um sich zu verteidigen, ging sie immer wieder in die Offensive. »Es missfällt mir, wenn ich einer Liebhaberin nicht sicher bin. Das bin ich nicht gewohnt.«
    Irritiert runzelte sie die Stirn. Womit hatte er sie beunruhigt? So viele Geheimnisse. Was verbarg sie? Es drängte ihn, sie zu umarmen, die reizvollen Aktivitäten des Nachmittags fortzusetzen. Trotzdem hielt er sich zurück. Teilweise, um die Erwartung zu steigern, obwohl ihn die nach der fünftägigen Trennung fast umbrachte. Und teilweise, weil jede Chance auf ein Gespräch entschwinden würde, sobald er sie berührte.
    Er musste unbedingt mit ihr reden.
    Als sie so erfolgreich verschwunden war, hatte er zum ersten Mal seit Jahren Angst verspürt. Nach zwei berauschenden Begegnungen hatte seine Traumgeliebte ihn verlassen. Wie sollte er sie finden? Hätte er an jenem Nachmittag sein Verlangen bloß gezügelt und erst einmal versucht, mehr über sie zu erfahren …
    Aber wem wollte er etwas vormachen? Sobald er sie in die Kutsche gezerrt hatte, war jede Zurückhaltung unmöglich gewesen. Diese Nacht sollte anders verlaufen. Das hatte er sich geschworen. Wie ein zivilisierter Gentleman würde er sich benehmen, nicht wie ein Barbar, und er würde einige Geheimnisse lüften.
    Wenigstens würde er es versuchen.
    »Was hat deine Tante gesagt?«
    »Sie überhäufte mich mit Vorwürfen.«
    »Tut mir leid.«
    Er zuckte die Achseln, ehe ihm bewusst wurde, dass Diana ihn nicht sah. »Belanglos.«
    »Aber ich möchte nicht der Grund dafür sein, dass du Schwierigkeiten mit den Menschen bekommst, die dich lieben.«
    Verächtlich schnaufte er und erwiderte, ehe er sich daran hindern konnte: »Glaub mir, keiner meiner Verwandten liebt mich.«
    Ihr plötzliches Erstarren empfand er wie einen Schlag in die Magengrube. »Warum sagst du das?« Ihr ruhiger Ton klang gezwungen.
    Was zur Hölle war in ihn gefahren? Über solche Dinge pflegte er nicht zu sprechen. »Weil es stimmt«, entgegnete er kurz angebunden.
    »Vielleicht missbilligt die Countess deinen Lebenswandel.«
    Merkte sie nicht, wie unerwünscht dieses Thema war? »Oh, auch das stimmt.«
    »Hat sie dich aufgezogen?«
    In seinem Körper verkrampften sich alle Muskeln. Auf welche Weise war es zu diesem Gespräch gekommen? Er wollte Dianas Geheimnisse enthüllen, nicht die schmerzlichen Erlebnisse mit seiner Familie. »Großteils. Und jetzt reden wir über dich.«
    »Nein, du bist viel interessanter.« Ehe er protestieren konnte, näherte sie sich dem Schatten. »Wo waren deine Eltern?«
    Seine Strategie scheiterte kläglich. Wäre er bloß sofort nach ihrer Ankunft über sie hergefallen, dann hätte er sie mit sinnlichen Freuden von ihrer Neugier abgelenkt … Er hasste es, im Mondschein Vertraulichkeiten auszutauschen.
    Offenbar hatte er auf den falschen Plan gesetzt, obwohl es ihm ganz vernünftig erschienen war, zuerst Antworten auf seine Fragen, dann Amüsements im Bett zu fordern. »Das sind alte Geschichten, Diana.«
    Oh Gott, ihr sanftes, melodisches Gelächter entwaffnete ihn und linderte seinen Zorn. »Trotzdem will ich sie hören.«
    »In meiner Kindheit fiel meine Mutter in Ungnade und wurde davongejagt.« Er sprach hastig, in kühlem Ton. »Kurz danach starb mein Vater.«
    »Tut mir leid.«
    Trogen ihn seine Ohren, oder bedauerte sie sein Unglück tatsächlich? Er trat ins enthüllende Mondlicht und fühlte sich wie der größte Einfaltspinsel von London. Er beobachtete ihre Reaktionen, und vermochte seine eigenen kaum zu verbergen.
    Wie bei so vielen ihrer Spielchen, befand sie sich wieder im Vorteil. Vielleicht, weil er ihr nichts bedeutete und sie ihm, gegen seinen Willen, sehr viel.
    »Nicht nötig.« Eigentlich müsste er ihr sagen, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Und dann hörte er sich die Wahrheit erzählen. »Von Anfang an müssen meine Eltern eine sehr schlechte Ehe geführt haben. Allen Berichten zufolge war meine Mutter eine leichtfertige

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