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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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Person, die keinen Gedanken an ihren Mann oder ihr Kind verschwendete, nachdem sie das Haus verlassen hatte. Und mein Vater mochte mich nicht. Daran erinnere ich mich sehr gut.«
    »Wie alt warst du bei seinem Tod?« Noch immer wirkte Dianas ruhige Stimme gekünstelt.
    »Vier.«
    »Alt genug, um die Ablehnung zu spüren.«
    »Oh ja.« Das Gespräch über seine Kindheit beschwor das Leid erneut herauf. Verdammt, warum verschonte sie ihn nicht?
    Zitternd holte sie Luft. Seine Instinkte hatten ihm bereits verraten, dass sie nicht so gelassen war, wie sie zu erscheinen suchte. »Du sprichst sehr hart über deine Mutter. Vielleicht gab es triftige Gründe für ihr Verhalten.«
    Jetzt klang ihre Stimme aufrichtig. Er trat unwillkürlich näher zu ihr. Dann wurde ihm bewusst, was sie gesagt hatte, und er versteifte sich. »Gute Gründe, in London einem Dutzend Männern nachzustellen, während sich ihr Gemahl daheim verkroch und die Demütigung ertrug, dass ihn alle Welt einen Hahnrei nannte?«
    »Was geschah mit ihr?«
    Wie traurig diese Frage klang … Die Hände geballt, dachte Ashcroft in tiefem Bedauern an seine erotischen Erwartungen, die jetzt in kläglichen Sentimentalitäten versanken.
    Womit hatte sie das erreicht? Diana Carrick war gefährlich, weil sie an sein Seelenleben rührte wie keine andere Frau je zuvor. Mühsam rang er um Selbstbeherrschung, was in seiner gepressten Stimme mitschwang. »Sie wurde die Hure eines reichen Mannes. Nach seinem Tod verkaufte sie sich einem anderen, und schließlich endete sie in der Gosse, krank von Ausschweifungen und Alkohol.«
    »Wie schrecklich«, flüsterte Diana.
    »Sie hat ihr Schicksal verdient.«
    »Oh, du selbstgerechter Schurke!«, fauchte sie. »Wie kannst du deine Mutter so vorschnell verurteilen?«
    Bis er ihre Worte registrierte, dauerte es eine Weile – und noch länger, bis er sie zum Gartentor eilen sah.
    »Warte, Diana!« Ausgerechnet er, der niemals eine Frau verfolgte, stürmte hinterher. Als er das erste Mal nach ihr griff, bekam er nur das Cape zu fassen. Energisch befreite sie sich und rannte weiter. Bei der Pforte konnte er endlich ihren Arm packen.
    »Lass mich gehen!«, zischte sie und wehrte sich verbissen.
    Da sie groß und stark war, musste er erstaunliche Kräfte aufbieten, um sie festzuhalten. »Was ist los mit dir?«
    »Nichts!«
    Wenn eine Frau dieses Wort wie einen Fluch hervorstieß, war irgendetwas ziemlich falsch gelaufen. Das wusste er aus Erfahrung. Sie bebte unter seiner Hand. Großer Gott, was hatte er gesagt, um sie dermaßen aufzuregen? »Falls ich dich gekränkt habe, entschuldige ich mich.« Nun versuchte er sein Glück mit reumütigem Charme, der allerdings zu wünschen übrig ließ. Mit ihren beharrlichen Fragen hatte sie zu schmerzliche Erinnerungen geweckt. »Normalerweise versinke ich nicht im Selbstmitleid. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit.«
    Sie fuhr zu ihm herum, helles Mondlicht fiel auf ihr Gesicht. Bei ihrer Flucht hatte er überlegt, ob sie aufgeregt oder wütend war. Jetzt wusste er Bescheid, denn sie sah so aus, als wollte sie ihn umbringen. Diese ungezügelte Leidenschaft – kein Wunder, dass er sie unwiderstehlich fand …
    »Wie kannst du so über deine Mutter reden und sie so selbstgefällig verdammen, weil sie ins Unglück gestürzt wurde? Was sie dazu trieb, weißt du nicht. Vielleicht liebte sie jemanden. Oder vielleicht war dein Vater grausam. Damals warst du ein Kind. Du kannst nicht viel über sie gewusst haben.« Sie unterbrach sich, schöpfte Atem und versuchte erneut, sich loszureißen.
    Entschlossen hielt er sie fest. Wenn er sie losließ, würde sie zweifellos wieder weglaufen. Selbst wenn sie vor Wut außer sich war – er verbrachte die Nacht lieber mit ihr als ohne sie. Was für eine erniedrigende Erkenntnis für einen herzlosen Wüstling wie Ashcroft.
    Tief in seinem Hinterkopf regte sich Misstrauen und er fragte sich, warum Diana das Schicksal seiner Mutter so persönlich nahm. Wieso stellte sie sich so entschieden auf die Seite der untreuen, flatterhaften Countess of Ashcroft? Fürchtete sie, er würde auch sie verdammen, weil sie sich einem stadtbekannten Lebemann hingegeben hatte? Doch die eine Situation ließ sich nicht mit jener anderen vergleichen, denn Hester Vale war eine Ehefrau und Mutter gewesen.
    Woher weißt du, dass Diana es nicht ist?
    »Meine Familie erzählte all die Geschichten …«, begann er.
    Mit schneidender Stimme brachte sie ihn zum Schweigen. »Du hast gesagt, dass

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