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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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zu den Klängen der Hornpipe tanzten.
    Eine so wundervolle Frau hatte er nie zuvor gekannt, und er hoffte inständig, dass sich kein Gift unter dem Honig verbarg. Aber selbst wenn es so wäre – mittlerweile hatte er ein Stadium grenzenloser Verzückung erreicht und würde glücklich sterben.
    »Morgen Abend um neun?«, fragte sie außer Atem.
    »Um fünf.«
    Ihre vollen Lippen zuckten. »Acht.«
    »Sechs.« Trotz seiner grimmigen Gedanken erwiderte er das Lächeln. »Mein letztes Angebot.«
    »Du verhandelst hart … Also gut, um sechs.«
    Ashcroft verkniff sich die Einladung, sie möge den ganzen Tag bei ihm verbringen, zügelte den Impuls, sie zu packen und festzuhalten. Wie er die Unsicherheit dieser Affäre hasste … Aber nicht so sehr wie die Tatsache, dass sie davongehen würde, wenn auch nur für wenige Stunden.
    »Bis morgen«, verabschiedete sie sich leise. Mochte man ihn auch einen leichtgläubigen Idioten nennen, aber er hörte ein gewisses Bedauern in ihrer Stimme.
    Sie verbarg ihre Gestalt in einem weit geschnittenen Umhang und ihr Gesicht unter einem hässlichen Hut. Nach einem letzten Blick aus leuchtenden grauen Augen zog sie den Schleier hinab. Und dann verschwand sie.
    Er paar Minuten später öffnete sich die Tür des Schlafzimmers, und Robert trat ein. »Mylord, Madam ist gegangen.«
    »Wird sie verfolgt?«
    Der Lakai nickte. »Gewiss, Mylord, zwei Männer bleiben ihr auf den Fersen.«
    In Chelsea angekommen, schloss Diana die Bibliothekstür hinter sich und sank kraftlos gegen das Holz. Mit jedem Tag fiel ihr das Täuschungsmanöver schwerer. Und diesmal hätte sie sich beinahe verraten. Oder war Ashcroft ihr bereits auf die Schliche gekommen? Was in ihm vorging, hatte er verborgen. Doch sie wusste, sein überragender Intellekt würde die unbefriedigenden Antworten zerpflücken.
    Angewidert erinnerte sie sich an die Mischung aus Lügen und Halbwahrheiten, die sie ihm erzählt hatte. Sie fühlte sich schmutzig und hinterhältig. Wenn er auch beteuert hatte, er würde sie niemals verachten – sobald er die Wahrheit erfuhr, würde er dieses Versprechen vergessen.
    Sie selbst verachtete sich am allermeisten. Gepeinigt rang sie nach Atem. Was sollte sie nur tun? So alt fühlte sie sich, tausend Jahre alt. Schwankend ging sie zu einem der hochlehnigen Sessel am Schreibtisch und sank hinein. Wie der Großteil des Hauses wirkte dieses Zimmer feminin, ganz anders als Ashcrofts riesengroße Bibliothek, wo sie ihm ihr ungeheuerliches Angebot gemacht hatte.
    Damals war ihr Blick geringschätzig durch den Raum gewandert, als würde der Earl mit einem ungerechtfertigten intellektuellen Status prahlen. Die Regale voller akademischer Bücher, der imposante Mahagonischreibtisch, die Sammlung von Landkarten und Globen und wissenschaftlichen Instrumenten waren ihr prätentiös erschienen. Inzwischen wusste sie es besser. Ashcroft war überaus klug, und sein Interesse an der Welt beeindruckte sie.
    Verzweifelt suchte sie nach einem Wesenszug dieses Mannes, der ihr nicht gefiel.
    Alles war so ein schreckliches, tragisches Durcheinander.
    Nachdem sie mehrere Stunden in Ashcrofts Bett verbracht hatte, haftete sein Geruch immer noch an ihrem Haar, an ihrer Haut. In ihrem Mund spürte sie seinen würzigen Geschmack, als hätte er sie gebrandmarkt.
    Blindlings starrte sie ins Leere. Sie sollte nach oben gehen, das zerknitterte Kleid ausziehen, ein Bad nehmen. Sie musste den Bericht verfassen, den Lord Burnley erwartete und der mit jedem Tag knapper ausfiel. Auch ihrem Vater musste sie schreiben. In letzter Zeit hatte sie ihn vernachlässigt – weil sie mit ihrem Liebhaber beschäftigt gewesen war und weil sie es hasste, all diese Lügen niederzuschreiben.
    Wohin sie sich auch wand, irgendjemanden hinterging sie. Wenigstens hier, in diesem Haus, richtete sie keinen Schaden an. Wenigstens hier schaute sie nicht in anklagende Augen, nicht einmal in ihre eigenen.
    Aber neuerdings bargen ihre Augen Geheimnisse, die über die Verschwörung mit Burnley hinausging. Wann immer sie in den Spiegel blickte, sah sie eine hoffnungslos und unsterblich verliebte Frau. So lange hatte sie sich gegen ihre Gefühle gewehrt, ohne Erfolg.
    Sie liebte Ashcroft.
    Trotzdem würde sie ihn ausnutzen und verlassen. An den Grenzen des Erträglichen angelangt, schloss sie die Augen. Noch länger durfte sie ihn nicht belügen. Von ganzem Herzen liebte sie ihn. Deshalb musste sie aus seinem Leben verschwinden, das Beste, was sie für ihn tun

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