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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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zu Hause arbeiten, stand darin, werden Sie die Maschine brauchen.
    Gemeinsam wuchteten sie die Nähmaschine auf den Tisch. Sie war wunderschön, und Katerinas Gesicht spiegelte sich in der makellos glänzenden Lackierung. Sie konnte sich nicht erklären, wie Konstantinos Komninos mitten im Krieg an einen solchen Schatz gekommen war.
    Ein paar Tage später tauchte derselbe Bote wieder in der Irini straße auf. Er brachte erneut eine Nachricht von Komninos und ein Paket mit einem Stück Stoff darin.
    Liebe Katerina, ich möchte, dass aus dem Beiliegenden für Kyria Komninou ein Kleid geschneidert wird. Vielleicht könntest Du so bald wie möglich vorbeikommen, um Maß zu nehmen.
    Katerina fühlte sich geschmeichelt, war aber zugleich nervös. Sie gab dem Mann eine Nachricht mit, in der sie ihren Besuch für den folgenden Tag ankündigte.
    Um die Mittagszeit traf sie in der Villa ein und war aufgeregt, Olga Komninou wiederzusehen. Pavlina öffnete ihr und führte sie nach oben. Nachdem sie sich begrüßt und Katerina ihr überschwänglich für die Nähmaschine gedankt hatte, machte sie sich daran, bei Olga Maß zu nehmen.
    Sogleich kam Olga auf die Morenos zu sprechen und sagte, wie traurig es sei, dass man sie gezwungen habe, die Stadt zu verlassen.
    Â»Ich hoffe, es geht ihnen gut im unwirtlichen Polen.«
    Katerina erzählte ihr von den warmen Kleidern, die sie und Eugenia für die Morenos angefertigt hatten, und danach schwiegen die beiden Frauen eine Weile. Die Abreise der jüdischen Familie hatte eine große Lücke in Katerinas Leben hinterlassen, und Olga wusste sehr wohl, dass die junge Frau Menschen verloren hatte, die nicht nur ihre Nachbarn und Arbeitgeber, sondern auch ihre Freunde gewesen waren. Olgas Jahre in der Irinistraße waren die glücklichsten ihres Lebens gewesen, und sie konnte sich vorstellen, wie verlassen das Viertel jetzt sein musste.
    Â»Haben Sie etwas von Dimitri gehört?«, fragte Katerina, den günstigen Moment nutzend.
    Â»Ich habe nur einen einzigen Brief bekommen«, antwortete Olga. »Und das ist auch schon wieder ein paar Monate her.«
    Â»Ist Elias noch bei ihm?«
    Â»Nun, das war er zumindest, als Dimitri schrieb«, antwortete sie. »Aber ob er immer noch bei ihm ist, weiß ich nicht.«
    Â»Woher kam der Brief?«
    Â»Auch das weiß ich nicht. Er trug keinen Poststempel.«
    Es lag eine gewisse Endgültigkeit in Olgas Antwort, woraus Katerina schloss, dass sie nicht weiter darüber reden wollte. Entweder hatte sie nicht mehr Informationen, oder sie wollte sie nicht preisgeben. Wie auch immer, das Thema war beendet.
    Sie befanden sich in Olgas Ankleideraum. Die Türen eines riesigen Kleiderschranks standen offen, und Katerina sah dicht an dicht Hunderte Kleider auf einer langen Stange aufgereiht. Eines davon war das erste Kleid, das sie vor langer Zeit bestickt hatte, und sie erinnerte sich, dass sie eine Woche gebraucht hatte, um die winzigen Perlen am Saum anzunähen.
    Das neue Kleid sollte aus purpurfarbener changierender Seide sein. Der Stoff stammte aus Komninos’ eigener Manufaktur, und sie bezweifelte, dass Olga ihn überhaupt schon gesehen hatte. Während Katerina die Maße ihrer Kundin sorgfältig in ein kleines Notizbuch eintrug, wurde ihr klar, dass das intensive Blaurot Olga Komninous blasse Haut noch durchscheinender wirken lassen würde.
    Neben die Zahlenreihe mit den Maßen zeichnete sie auf, wie sie sich das Kleid vorstellte.
    Â»Ich dachte, das wäre vielleicht elegant«, sagte sie. »Mit dreiviertellangen Ärmeln. Vielleicht mit Spitzenmanschetten? Und einem schräg geschnittenen Rock.«
    Â»Ich bin sicher, es wird sehr hübsch«, erwiderte Olga und warf einen flüchtigen Blick auf die Zeichnung. Lächelnd fügte sie hinzu: »Schau doch noch zu Pavlina in die Küche, bevor du gehst. Sie wird dir etwas Kühles zu trinken geben.«
    Â»Danke, Kyria Komninou«, antwortete Katerina höflich.
    Es war wirklich sehr heiß geworden an diesem Tag.
    Unten in der Küche war Pavlina mit hochrotem Gesicht eifrig beim Gemüseschnippeln.
    Â»Meiner Ansicht nach ist es ja viel zu heiß für solche Einladungen, aber Kyrios Komninos gibt morgen Abend eines seiner großen Diners. Und alles soll wie immer sein: vier Gänge, vier verschiedene Weine, acht Gäste, acht Uhr.«
    Â»Arme Pavlina«, sagte Katerina.

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