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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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»Kann ich dir irgendwie helfen?«
    Â»Natürlich nicht«, antwortete sie lächelnd. »Nimm dir Limonade aus dem Krug, und schenk mir auch ein Glas ein.«
    Katerina setzte sich an den großen Küchentisch und trank ihre Limonade. Fasziniert sah sie zu, wie geschickt Pavlina mit dem Messer umging und gleichmäßig wie eine Maschine das Gemüse schnitt und Kräuter hackte. Katerinas Meinung nach hätte man mit den Zutaten für das Essen die Einwohner der ganzen Stadt füttern können, die größtenteils immer noch hungerten.
    Â»Frag mich nicht, woher wir das alles kriegen«, sagte Pavlina. »Ich will es lieber auch nicht wissen.«
    Sie plauderte munter weiter bei der Arbeit. Nichts konnte sie je vom Schwatzen abhalten.
    Â»Also, erzähl mal«, sagte sie, »in der Irinistraße muss jetzt doch Grabesstille herrschen.«
    Katerina nickte.
    Â»Es fühlt sich wie ausgestorben an«, antwortete sie. »Es leben zwar noch immer viele Familien dort, aber irgendwie waren die Morenos das Herz des Ganzen.«
    Â»Und was ist mit Elias?«
    Â»Wahrscheinlich ist er noch bei Dimitri«, antwortete Katerina. »Seine Eltern hatten keine Nachricht von ihm, bevor sie nach Polen fuhren. Ich dachte, vielleicht wüsste Kyria Komninou, wo sie sind, aber das ist offensichtlich nicht der Fall. Es muss schrecklich sein, nicht zu wissen, wo der eigene Sohn ist …«
    Pavlina schälte inzwischen Kartoffeln. Immer rund herum ging ihr Messer, während sich die Schale in einem einzigen Band ablöste, und danach wurden die Kartoffeln in Spalten von genau gleicher Dicke geschnitten.
    Â»Sein Vater war nicht erfreut, als er herausfand, dass Dimitri sich der ELAS angeschlossen hat«, sagte Pavlina, wobei ihre Worte im Geräusch des Hackens fast untergingen.
    Â»Nun, das überrascht mich nicht«, antwortete Katerina. »Aber vielleicht ist er mittlerweile etwas glücklicher, nachdem sie einige von den Deutschen besetzte Gebiete zurückerobert haben.«
    Â»Ach, Katerina, wenn es doch bloß so wäre.«
    Â»Du meinst, sein Vater ist nicht stolz auf ihn?«, fragte Katerina ungläubig.
    Pavlina schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, eher im Gegenteil: Er ist furchtbar wütend. Die ELAS sind Kommunisten, verstehst du?«
    Â»Spielt es denn eine Rolle, zu welcher Partei sie gehören, wenn sie unser Land befreien?«, fragte Katerina.
    Â»Scht!«, flüsterte Pavlina und legte den Zeigefinger auf den Mund. »Nur für den Fall, Kyrios Komninos kommt zurück. Er sieht die Sache nämlich überhaupt nicht so. Für ihn ist es Klassenkampf. Und sein Sohn steht auf der falschen Seite.«
    Katerina war immer noch fassungslos über eine derartige Einstellung. Ihrer Meinung nach nahmen Dimitri und Elias an einem patriotischen Kampf teil und waren Helden. Ver sonnen sah sie Pavlina eine Weile beim Rühren zu.
    Â»Ich halte immer die Ohren offen«, fuhr Pavlina fort, »wenn diese Leute zum Essen kommen. Und ich muss mich zurückhalten, ihnen nicht die Suppe über den Kopf zu schütten. Ich weiß, dass es Kyria Komninou genauso geht. Sie sitzt immer ganz steif am Tisch.« Pavlina ahmte die starre Haltung ihrer Herrin nach. »Ich kann sehen, dass sie die meisten der Gäste hasst. Manchmal ist eine Ehefrau darunter, der es anscheinend ähnlich geht. Aber meistens sitzt Olga nur da und fühlt sich unbehaglich und allein.«
    Â»Wer wird denn eingeladen?«
    Â»Industrielle, die sich beklagen, dass die Leute vom Widerstand in ihre Lagerhäuser einbrechen, oder Banker, die über die Inflation jammern. Aber am meisten beklagen sie sich über die ELAS . Einer von ihnen hat letzte Woche behauptet, dass bei ihm eine Forderung nach Schutzgeld eingegangen sei.«
    Â»Also freuen sich diese Leute, dass wir besetzt sind? Es macht ihnen nichts aus, dass die Deutschen im Land sind?«
    Â»Auch wenn sie nichts anderes tun, als sich zu beklagen, ist es meiner Meinung nach manchen von ihnen noch nie so gut gegangen. Ganz sicher fehlt es ihnen nicht an Geld. Und wenn deutsche Offiziere hier sind, macht es den Eindruck, als fehlte es ihnen auch nicht an hochrangigen Freunden.«
    Â»Deutsche Offiziere! Das meinst du doch nicht im Ernst!«
    Â»Sprich ein bisschen leiser, Katerina«, flüsterte Pavlina. »Manchmal ist auch ein höherer Militärpolizist dabei.«
    Katerina war schockiert. »Aber wie

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