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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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für seine Frau bestellte, kam Katerina regelmäßig ins Haus, und Olga lud die Schneiderin oft ein, ihr im Salon Gesellschaft zu leisten. Sie sah Katerina gern beim Nähen zu, und manchmal fragte sie die modistra nach ihren Wünschen hinsichtlich der Machart des Kleides. Doch Olga war so sehr daran gewöhnt, alles hinzunehmen, was ihr geliefert wurde, dass sie Mühe hatte, überhaupt eine Meinung zu äußern.
    Â»Das weißt du selbst am besten«, erwiderte sie darauf lächelnd.
    Manchmal versuchte sich Olga selbst an einer Stickerei, aber nur zum Zeitvertreib. Sie hatte keine Begabung dafür. Doch jeder Stich ließ eine weitere Sekunde verstreichen und brachte sie der Rückkehr ihres Sohnes einen Wimpernschlag näher. Zumindest hoffte sie das.
    Die Lage in Europa änderte sich allmählich. Im Lauf des Sommers begann Deutschland die Macht in den besetzten Ländern zu entgleiten, und im Juni waren die Alliierten in der Normandie gelandet. Im August wurde Paris befreit, und die Deutschen zogen sich aus Frankreich zurück. Mit dem Vormarsch der Roten Armee in Richtung Bulgarien bestand für die Deutschen die Gefahr, abgeschnitten zu werden, und innerhalb weniger Tage trafen sie die Entscheidung, den Rückzug anzutreten.
    Was niemand für möglich gehalten hatte, war geschehen. Die Nazis waren geschlagen, und die Befreiung stand unmittelbar bevor.
    Eines Tages, kurz bevor die Deutschen aus Thessaloniki abzogen, war Katerina in Olgas Ankleidezimmer und steckte sorgfältig einen Saum ab. Die Mode hatte sich während des Krieges gewandelt, was bedeutete, dass die meisten von Olgas Kleidern geändert werden mussten. Sie schlüpfte aus dem Kleid, das Katerina abgesteckt hatte, zog ein Tageskleid an und ging in ihr Schlafzimmer zurück. Katerina blieb im Ankleidezimmer, um das Kleid zusammenzulegen und zur weiteren Arbeit mit nach Hause zu nehmen.
    Da hörte sie plötzlich einen Aufschrei.
    Sie lief ins Schlafzimmer und sah zu ihrem Erstaunen, dass Olga von einem Mann umarmt wurde. Allerdings nicht von ihrem Ehemann, was ohnehin überraschend gewesen wäre.
    Wie erstarrt blieb sie stehen.
    Die Gesichter der beiden waren nicht zu erkennen, weil sie sich so dicht aneinanderschmiegten, und die Innigkeit der Umarmung erinnerte sie an die Skulptur, die unten in der Diele stand.
    Sie wollte sich gerade diskret zurückziehen, als das Paar sich trennte. Ihre Verlegenheit wurde jetzt noch größer.
    Â»Katerina!«, sagte der Fremde.
    Es war eine Stimme, die sie kannte. Dimitris Stimme.
    Katerina stockte der Atem.
    Â» Panagia mou! Dimitri!«
    Spontan trat Katerina näher, streckte die Hand aus und berührte seine Wange. Sie wollte sichergehen, dass es kein Geist war.
    Er ergriff ihre Hand, und einen Moment lang standen alle drei da und hielten sich fest.
    Â»Ich kann nicht glauben, dass du hier bist«, sagte Katerina. »Es ist so wundervoll, dich zu sehen.«
    Er lächelte sie an und blickte in ihre feucht glänzenden Augen.
    Â»Es ist auch wundervoll, dich zu sehen, Katerina. Ich habe dich so sehr vermisst.«
    Sie konnten ihre Blicke nicht voneinander losreißen.
    Â»Dimitri«, sagte Olga schließlich, »wir müssen vorsichtig sein. Dein Vater könnte überraschend heimkommen …«
    Â»Und ich weiß, dass er nicht erfreut wäre, mich zu sehen«, erwiderte Dimitri. »Wie lange habe ich Zeit? Kann ich etwas zu essen haben, bevor ich wieder gehe?«
    Â»Lass uns schnell in die Küche runtergehen«, erwiderte Olga energischer, als Katerina sie je gehört hatte. »Konstantinos kommt gewöhnlich erst spät nach Hause, aber wir sollten trotzdem die Ohren offen halten. Weiß Pavlina, dass du hier bist?«
    Â»Ja, sie hat mich hereingelassen. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, Mutter. Sie war sogar noch überraschter als du.«
    Lachend gingen sie zu dritt in die Küche hinunter. Dimitri befand sich in ihrer Mitte, und Katerina nahm erstaunt wahr, dass er beim Hinuntergehen ihre Hand nicht losließ. Sie wollte sich nun verabschieden, aber Olga bestand darauf, dass sie blieb. Dazu musste sie nicht lange überredet werden.
    Während Dimitri nacheinander Fleischbällchen, gefüllte Paprika, gebackene Auberginen, Kartoffeln und einen ganzen Teller süßer Backwaren in sich hineinstopfte, saßen die Frauen daneben und sahen ihn bewundernd an.
    Dann begannen sie, ihn mit Fragen zu

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