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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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bestürmen.
    Ob er und Elias noch immer zusammen seien? Wo sie gewesen und in welche Kämpfe sie verstrickt waren? Wie es nun weitergehen würde?
    Â»Elias und ich sind inzwischen in verschiedenen Einheiten«, antwortete Dimitri. »Ich hab ihn seit Langem nicht mehr gesehen. Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, wo er ist.«
    Â»Du weißt, dass die Juden alle fort sind?«
    Â»Das habe ich gehört«, antwortete Dimitri niedergedrückt. »Wenn er zurückkommt und feststellt, dass sie weg sind, fährt er ihnen vielleicht nach.«
    Â»Wir gehen oft in das Haus hinüber«, sagte Katerina. »Wir haben es aufgeräumt, nachdem es geplündert wurde, und tun unser Bestes, um es in Ordnung zu halten. Eugenia und ich haben ihm eine Nachricht hinterlassen, falls er dort auftauchen sollte, wenn wir nicht daheim sind. Es ist vielleicht ein ziemlicher Schock, sein Elternhaus so zu sehen.«
    Â»Haben sie denn vor zurückzukommen, was meinst du?«
    Â»Schwer zu sagen«, antwortete Katerina. »Ihr Atelier steht ja immer noch leer. Aber wahrscheinlich nicht mehr für lange.«
    Â»Was soll das heißen?«
    Â»Ein Geschäftspartner deines Vaters hat ein Auge darauf geworfen«, sagte Olga. »Er war unter den Gästen, die neulich zum Abendessen kamen.«
    Â»Aber angenommen, die Morenos kommen zurück?«, fragte Katerina vorwurfsvoll.
    Â»Dann werden sie entschädigt, schätze ich«, warf Pavlina ein.
    Â»Dieser Mann hat ein Schneideratelier in der Stadt und eines in Veria und in Larissa«, fuhr Olga fort. »Er möchte sich in Thessaloniki vergrößern. Aber jetzt erzähl uns doch, wie es dir die ganze Zeit ergangen ist, Dimitri.«
    Â»Eines jedenfalls weiß ich über deine Zeit in den Bergen«, unterbrach Pavlina fröhlich. »Da gab’s nicht viel zu beißen!«
    Sie war ganz außer sich vor Freude, dass Dimitri an ihrem Tisch saß und sich ihre Gerichte schmecken ließ.
    Dimitri grinste sie an, um sie nicht zu enttäuschen, aber sein Lächeln verblasste bald wieder. »Um ehrlich zu sein, es war schrecklich dort oben. Viel grauenvoller, als ich euch sagen kann.«
    Alle drei Frauen schwiegen. Pavlina hörte endlich auf, in der Küche herumzuhantieren, und setzte sich, um zuzuhören.
    Â»Anfangs verteilten wir Hilfsgüter an Leute, die rein gar nichts hatten, klauten den Deutschen die Nahrungsmittel, die sie uns gestohlen hatten, und verteilten sie an die hungernden Menschen. Damals arbeiteten wir alle zusammen, die ELAS mit der Republikanischen Liga und den Briten. Alle kooperierten. Wir hatten denselben Feind: die Deutschen. Da war alles noch ganz einfach.«
    Die Frauen sahen ihn abwartend an, während Dimitri seine Gedanken sammelte.
    Â»Aber es war ein sehr seltsames Gefühl, von den eigenen Landsleuten verflucht zu werden, während wir doch glaubten, das Richtige zu tun«, fuhr er schließlich fort. »Und manche Leute hassten uns sogar noch mehr als die Deutschen, weil uns die Deutschen für ihre brutalen Taten zum Vorwand nahmen. Sie massakrierten ganze Dörfer, wenn sie den Verdacht hatten, die Einwohner würden einem Widerstandskämpfer Unterkunft und Verpflegung geben. Es gab sogar Leute in den Bergen mit deutschen Waffen, die sie gegen uns richteten!«
    Â»Die Welt ist komplett verrückt geworden!«, sagte Pavlina und schüttelte den Kopf.
    Â»Ich habe alles versucht, um mir die Hände nicht schmutzig zu machen«, sagte Dimitri. »Aber das war nicht immer möglich. Es gab zu viele Metzeleien. Die Flüsse sind rot vor Blut.«
    Â»Versuch doch, jetzt nicht daran zu denken«, sagte Olga und streichelte seinen Arm.
    Er war erschöpft. Sie sahen seine eingefallenen Wangen und hörten seine matte Stimme. Zuweilen kamen ihnen die Tränen, wenn er von besonders schlimmen Ereignissen berichtete, deren Zeuge er geworden war.
    Â»Ich habe Anweisung, nach Athen zu gehen, also muss ich bald wieder los«, sagte er.
    Â»Was?«, rief seine Mutter. »Du kannst doch nicht schon wieder fort!«
    Â»Du musst dich doch erst mal richtig erholen«, fügte Pavlina hinzu.
    Katerina blieb ruhig. Die Haushälterin hatte recht.
    Â»Es gibt jetzt Wichtigeres zu tun. Das kann nicht aufgeschoben werden«, erwiderte er.
    Das vordringlichste Ziel der ELAS , die Deutschen aus dem Land zu vertreiben, sei praktisch erreicht, erklärte er ihnen. Jetzt

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