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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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Esther gab es außer verstreuten Aschepartikeln keine physischen Überreste mehr, aber Katerina und Eugenia würden sie nie vergessen. Mit jeder Kerze, die sie in der kleinen Kirche von Agios Nikolaos Orfanos anzündeten, wurde das Andenken an sie erneuert und ein Licht entfacht, das in ihrem Herzen nie verlöschen sollte.

24
    I m folgenden April stürzte ein Großteil des Landes erneut in eine Krise. Konstantinos Komninos war gezwungen, eines seiner Lagerhäuser zu schließen, und es erzürnte ihn, dass sein Imperium durch die Folgen eines Bürgerkriegs zerstört wurde. Während der Besatzungszeit waren seine Profite mehr als zufriedenstellend gewesen. Er hatte es immer geschafft, trotz widrigster Umstände Stoffe zu importieren und die Wünsche seiner griechischen und deutschen Kunden zu befriedigen, aber jetzt würgte seiner Meinung nach eine Minderheit von Griechen den Aufschwung ihres eigenen Landes ab.
    Auch im Alter von dreiundsiebzig Jahren behielt Konstan tinos Komninos seine Gewohnheiten bei. Er stand im Morgengrauen auf und arbeitete, außer am Samstag, wenn er Einladungen gab, bis spät in die Nacht. Nichts war ihm wichtiger, als den Eindruck von Fortschritt und Erfolg aufrechtzuerhalten, und er achtete darauf, dass sein Warenangebot allen anderen Stoffhändlern in der Stadt überlegen blieb. Olga musste sich bei Einladungen noch immer in maßgeschneiderten Roben zeigen, und Katerina besuchte sie mehrmals im Monat für Anproben oder um etwas Neues abzuliefern.
    Bei einem dieser Besuche erzählte sie Olga von Elias’ Abreise. Pavlina war ebenfalls im Salon und putzte gerade irgendwelchen Nippes, dessen einziger Zweck darin bestand, als Staubfänger zu dienen.
    Â»Wenigstens ist er mit ein paar ordentlichen Kleidern am Leib gegangen«, sagte Pavlina. »Sie haben ohnehin bloß nutzlos im Schrank gehangen, seit Dimitri nicht mehr da ist.«
    Katerina zuckte zusammen. Pavlinas mangelndes Taktgefühl verletzte nicht nur Olga, sondern auch sie selbst.
    Â»Armer Elias. Armer Mann …«, sagte Olga schnell. »Wie muss er sich wohl fühlen?«
    Ein paar Minuten lang herrschte Schweigen, während Katerina Olgas Saum absteckte.
    Â»Du lässt mich doch wissen, wenn du von ihm hörst?«, sagte Olga nach einer Weile.
    Â»Natürlich«, versprach Katerina.
    Â»Von Dimitri gibt es leider immer noch keine Neuigkeiten«, fügte Olga hinzu.
    Â»Ich dachte, durch die Amnestie würde sich die Lage vielleicht ändern«, sagte Katerina.
    Â»Nun, daraus ist nichts geworden …«, erwiderte Olga düster. »So wie die Dinge sich entwickeln, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass er nach Hause kommt.«
    Olgas Hoffnungen, Dimitri schon bald wiederzusehen, waren geschwunden, als die extreme Rechte mit Racheaktionen gegen die Linke begann, der sie Verbrechen während der Besatzungszeit vorwarf. Es gab Kämpfe zwischen der ELAS , den Antikommunisten und Kollaborateuren, die mit den Deutschen zusammengearbeitet hatten, und Tausende Anhänger der Linken wurden aufgespürt und verhaftet. Nach einer kurzen Erholungsphase lebte Thessaloniki erneut in Furcht. Die Gefängnisse waren voll von Menschen, deren einziges Verbrechen darin bestand, anderer Meinung als die Regierung zu sein.
    Unabhängig von den Ereignissen hatte Olga immer gehofft, ihr Mann würde sein hartes Urteil über die Taten seines Sohnes während des Kriegs abmildern, doch wie es aussah, nahm seine Wut auf Dimitri keineswegs ab.
    Um den »weißen Terror« gegen die Linke durchzuführen, waren Polizei- und Gendarmeriekräfte erheblich verstärkt worden. Ihr Auftrag lautete, die kommunistischen Organisationen zu zerschlagen und sich dafür aller Mittel zu bedienen. In erster Linie ging es natürlich darum, Informationen zu sammeln, um ihre Gegner dingfest zu machen. Jemanden zu unterstützen, der in der ELAS gekämpft hatte, reichte für eine Verhaftung bereits aus.
    Olga betete inzwischen, dass Dimitri fortbleiben würde. Sie wusste, wie gefährdet er war, und machte sich große Sorgen um ihn. Thessaloniki war ohnehin schon ein gefährliches Pflaster, aber mit einem Vater, der womöglich seinen eigenen Sohn denunzierte, gab es nicht die geringste Sicherheit für ihn.
    Olga hätte sich nicht sorgen müssen, denn Dimitri war vierhundert Kilometer weit entfernt. Seine Einheit befand sich gemeinsam mit anderen

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