Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
Vom Netzwerk:
machten.
    Klack-klack-klack …
    Das Messer hackte in das Schneidebrett.
    Klack-klack-klack …
    Durch den Tränenschleier nahm sie nichts wahr als das Aufblitzen des Metalls. Einen Moment lang stellte sie sich vor, wie sie sich die scharfe Klinge in die Brust rammte. Das würde den Selbstvorwürfen ein rasches Ende bereiten. Nie zuvor hatte sie diesen Drang verspürt, sich zu bestrafen. Das Gefühl hielt nur wenige Sekunden an, aber es hätte sie fast übermannt. Nein, sagte sie sich, du musst dich den Folgen deiner Tat stellen.
    Sie fuhr mit dem Gemüseschneiden fort, aber Zorn, mangelnde Konzentration und ein scharfes Messer waren eine gefährliche Mischung. Und sie schnitt sich heftig in den Finger.
    Sie ließ das Messer fallen und drückte die Hand fest auf die Wunde, um die starke Blutung zu stillen. Doch das Häufchen der geschnittenen weißen Zwiebeln färbte sich schnell rot.
    Vor Schmerz und Schock begann sie, unkontrolliert zu schluchzen, und überhörte dabei das Öffnen und Schließen der Haustür. Als Gourgouris eintrat, versuchte sie gerade vergeblich, den Finger mit einem Tuch zu verbinden.
    Â»Ach, meine Liebe. Was um alles in der Welt ist denn passiert?«, fragte er und kam mit offenen Armen auf sie zu.
    Katerina duckte sich weg, um ihm auszuweichen. Sein dicker Bauch stieß sie mehr ab denn je. Ihr Weinen hörte schlagartig auf. Sie war entschlossen, vor diesem Mann ihre Würde zu bewahren.
    Â»Ich habe mich geschnitten«, sagte sie und verbarg ihre Wunde. »Das ist alles. Es ist nicht schlimm.«
    Â»Nun, ich sehe, dass du nicht in der Lage sein wirst, heute Abend zu kochen«, sagte er leicht angewidert, als er bemerkte, dass das Blut bereits durch das Tuch sickerte. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich zum Essen ausgehe? Grigoris ist absolut ausgehungert.«
    Wie um seine Worte zu unterstreichen, rieb sich Gourgouris den Bauch. Über sich selbst in der dritten Person zu sprechen war eine seiner vielen ärgerlichen Angewohnheiten. Er wirkte wie ein großes, gut gelauntes Kind, aber hinter dem harmlosen Äußeren lauerte ein Teufel, wie sie jetzt wusste.
    Â»Nein, geh nur«, antwortete sie. »Mir ist ganz schwindlig. Ich glaube, ich lege mich besser hin.«
    Sie konnte Gourgouris nicht einmal ansehen und war erleichtert, dass er das Haus wieder verließ. In seiner Abwesenheit hätte sie Zeit, nachzudenken.
    Als er an diesem Abend spätnachts zurückkehrte, stellte sich Katerina schlafend, bis sie sein Schnarchen hörte. Sein mit fettem Essen und Brandy gefüllter Magen garantierte, dass sie unbehelligt bleiben würde.
    Immer wieder ging ihr die entsetzliche Entdeckung am Nachmittag durch den Kopf und damit die Frage, wie sie sich künftig verhalten sollte. Wussten die Leute im Atelier, dass Gourgouris’ Ȇbernahme« des Geschäfts die Belohnung für seine Zusammenarbeit mit den Nazis gewesen war? Mit wem konnte sie darüber sprechen, und hatte es überhaupt einen Sinn, wenn sie enthüllte, was sie wusste? Sie erinnerte sich, dass ein paar Kollaborateure angeklagt, aber entweder sofort freigesprochen oder lediglich zu geringfügigen Strafen verurteilt worden waren. Am nächsten Morgen blieb sie im Bett und hielt die Augen fest geschlossen, bis Gourgouris fort war, dann zog sie sich schnell an und lief in die Irinistraße. Es gab einen Menschen, mit dem sie die schreckliche Last teilen konnte.
    Eugenia hörte ihr voller Entsetzen zu.
    Â»Es tut mir so leid. Es tut mir so schrecklich leid«, sagte sie immer wieder und schüttelte fassungslos den Kopf. »Wenn ich nur eine Ahnung gehabt hätte, hätte ich dich davon abgehalten, ihn zu heiraten.«
    Â»Es ist nicht deine Schuld«, erwiderte Katerina. »Ich allein habe die Entscheidung getroffen und muss damit leben.«
    Â»Es muss doch etwas geben, was wir tun könnten«, sagte Eugenia. »Vielleicht könntest du herkommen und eine Weile hierbleiben?«
    Â»Er würde mich doch sofort finden«, antwortete Katerina. »Und ich müsste es erklären. Ich hätte die Schublade nie öffnen dürfen.«
    Â»Nun, du kannst die Uhr nicht zurückdrehen. Du hast etwas entdeckt, was du besser nie erfahren hättest. Aber es ist nun mal die Wahrheit. Und vielleicht ist es besser, die Wahrheit zu kennen.«
    Â»Ich fand ihn vorher schon abstoßend. Aber jetzt …« Katerina hatte

Weitere Kostenlose Bücher