Eine Geschichte von Liebe und Feuer
gewesen war, sollte von nun an nicht mehr kochen. Es kam zwar noch jeden Tag, um die bereits glänzenden Böden zu polieren, aber Gourgouris wünschte, dass seine Frau das Essen für ihn zubereitete. Ãngstlich zog Katerina das Kochbuch zurate, das ihr Eugenia zur Hochzeit geschenkt hatte. Früher hatte sie sich nur an mündlich überlieferte Rezepte gehalten und je nach Laune Kräuter und Gewürze hinzugefügt, daher war es jetzt sehr ungewohnt, einer gedruckten Kochanleitung zu folgen.
Jeden Nachmittag unternahm sie einen Spaziergang und besuchte oft Eugenia, die seit dem Ende des Krieges zu Hause webte. Gelegentlich kam Eugenia in die SokratesstraÃe, obwohl ihr einmal die wenig taktvolle Bemerkung herausrutschte, dass ihr das düstere Haus unheimlich sei.
»Mir gehtâs genauso«, seufzte Katerina, »aber ich muss hier leben â¦Â«
Sie saÃen in Katerinas Küche an dem lackierten Tisch, auf dem bereits die Zutaten fürs Abendessen lagen.
»Zumindest ist es schön groë, fügte Eugenia hastig hinzu.
Katerina begann die Tassen wegzuräumen. Ihr Mann bestand jeden Abend auf einem Menü mit drei Gängen, und sie musste mit den Vorbereitungen anfangen.
»Na, wie ist das Eheleben denn so?«, fragte Eugenia sie neckend.
»Ich komme zurecht«, antwortete Katerina ein wenig zu schnell.
Das war die Wahrheit. Sie führte ihr neues Leben, als wäre es ein Geschäft. Jeden Tag gab es Pflichten zu erledigen, um ihre Rolle als Ehefrau, Köchin und Haushälterin zu erfüllen.
Gourgouris hatte entschieden, dass sie ganz daheimbleiben sollte. Wenn es einen besonders wichtigen oder schwierigen Auftrag gab, brachte er die Arbeit mit nach Hause, wo sie dann letzte Hand anlegte, aber er wollte Katerina nicht im Atelier haben.
Die Monate vergingen. Katerina begann Quilts für die Schlafzimmer zu nähen und dem Haus ein wenig weibliche Atmosphäre zu verleihen, die ihm immer gefehlt hatte. Sie schaffte es mit der Zeit, weder an die Vergangenheit noch an die Zukunft zu denken, und dafür schien â wie immer â das Nähen das beste Mittel zu sein. Jeder Stich wurde in der Gegenwart gemacht, im Hier und Jetzt, und auf diese Weise lernte sie zu überleben. Die Gedanken an die Vergangenheit führten nur zu Dimitri zurück, und wenn sie an die Zukunft dachte, stieg nur die Angst vor der abendlichen Rückkehr ihres Mannes in ihr hoch.
Mit Einkäufen auf dem Mondiano-Markt, mit Kochen, Nähen und den Besuchen bei Eugenia hielt sich Katerina beschäftigt, aber bald sollte sie eine weitere Aufgabe übernehmen. Dem Hausmädchen, das nicht mehr kochen durfte und zur reinen Putzfrau degradiert worden war, passte die neue Rolle nicht, und es kündigte nach sechs Monaten.
»Ich setze gleich morgen eine Anzeige in die Zeitung«, sagte Gourgouris, und da er eine sehr feuchte Aussprache hatte, landeten unzählige kleine braunrote Suppenflecken auf dem blassen Rosa ihres Kleids.
Katerina nickte. Bei der hohen Arbeitslosigkeit dürfte es nicht allzu lange dauern, bis sich jemand meldete, obwohl es viele Frauen gab, die lieber bettelten, als eine Putzstelle anzunehmen.
Als sie am folgenden Tag selbst mit dem Staublappen herumging, stellte Katerina fest, dass die Putzfrau ihre Arbeit sehr nachlässig verrichtet hatte. Oberflächlich glänzte zwar alles, aber sie hatte nie unter und hinter den Möbeln sauber gemacht. Bester Laune riss sie die Läden auf und begann mit dem Frühjahrsputz. Es war eine befriedigende Arbeit, und das Haus sah viel freundlicher aus, wenn Tageslicht durch die Fenster hereinströmte.
Sie begann mit der Diele und dem Salon und setzte ihre Arbeit dann in Gourgourisâ Arbeitszimmer fort. Hier gab es Dutzende von Büchern mit starren Rücken, die lediglich zur Dekoration dienten und die reinsten Staubfänger waren.
Den Nietzsche-Band rührte sie nicht an.
Auf dem Schreibtisch schob sie einige Papiere zur Seite, um die Platte zu polieren, und danach nahm sie sich die angelaufenen Messinggriffe der Schubladen vor. Eine der Schubladen stand halb offen, und ihr Blick fiel auf einen Ordner mit zwei Namen in GroÃbuchstaben: » MORENO â GOURGOURIS «.
Beim Anblick ihres neuen Namens und dem ihrer alten Freunde verspürte sie einen schmerzhaften Stich. Sie dachte noch oft an die Morenos, und wenn sie bei Eugenia war, erinnerten sie sich gemeinsam stets voller
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