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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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riesig, und er erkannte schnell, dass es kein Frachtschiff war. Auf den Decks standen unzählige Menschen dicht aneinandergedrängt. Glühend vor Zorn machte er auf dem Absatz kehrt.
    An Bord waren alle mit den ersten Sonnenstrahlen aufgestanden und kämpften jetzt um die beste Sicht auf ihren Zielort. Durch den morgendlichen Dunst konnten sie vage Formen erkennen, einen Turm, einen Hang und eine Mauer, die die Stadt von dem Hügel bis zum Meer hinab teilte, ein paar Minarette und nach Osten hin eine Reihe großer Villen.
    Für Katerina, die aufgeregt am Bug stand, bedeutete die immer näher kommende Stadt das Ende der Suche nach ihrer Mutter. Während so langer Wochen hatte sie den Saum ihres Rocks bestickt, den nun eine Bordüre aus kleinen Kreuzstichen umgab und nur noch Platz für einen einzigen bot.
    Als sich der Dunst lichtete, erschien ihr die Stadt nicht annähernd so groß, wie sie sie sich vorgestellt hatte. In einem Buch hatte sie Bilder von Athen gesehen, und dieser Ort hier entsprach ganz und gar nicht ihren Erwartungen. Für die wichtigste Metropole Griechenlands war sie schlichtweg ent täuschend. Und wo war überhaupt die Akropolis?
    Dann bemerkte sie etwas anderes. Entlang der Uferfront standen Gerippe ausgebrannter Häuser, und einen Moment lang glaubte sie, sie wären im Kreis gefahren und wieder in das Chaos der Stadt zurückgekehrt, in der sie aufgewachsen war.
    Â»Kyria Eugenia! Kyria Eugenia!«, sagte sie und zupfte an ihrem Ärmel. »Sind wir wieder in Smyrna?«
    Die Mädchen hatten sich an der Reling festgehalten und drehten sich nun alle gleichzeitig um. Eugenia sah, wie drei aufgeregte, besorgte Gesichter zu ihr aufblickten.
    Â»Nein, meine Lieben, das ist nicht Smyrna«, antwortete sie. »Sie haben uns nach Thessaloniki gebracht.«
    Â»Thessaloniki?«, riefen alle drei im Chor. »Thessaloniki? Wir dachten, wir fahren nach Athen?«
    Katerina schluckte die Tränen hinunter. Das war nicht der Ort, wo sie ihre Mutter wiederfinden konnte. All die monate langen Hoffnungen waren mit einem Schlag vernichtet.
    Eugenia beugte sich hinab, um Katerina an sich zu drücken, und spürte das Schluchzen des kleinen Mädchens an ihrer Schulter. Dann fassten sich die Zwillinge an der Hand und umarmten die beiden. Keiner war dort angekommen, wo er hinwollte.
    So verharrten die vier eine Weile, während das Schiff in den Hafen einfuhr. Schließlich spürten sie ein Zittern unter den Füßen, als die Maschinen stoppten. Das Schiff fuhr lang samer, und bald darauf hörten sie das Rasseln der Ankerkette. Aber sie waren nicht im Hafen angekommen, sondern immer noch ein Stück draußen auf See.
    Dann sahen sie, wie der Kapitän in einem Beiboot an Land übersetzte, und ein oder zwei Stunden vergingen. Gerüchte kamen auf, dass man ihnen nicht erlauben würde, von Bord zu gehen. Krankheiten hatten sich auf dem Schiff ausgebreitet – ein großer Teil war mit einem Seil als Quarantänebereich abgetrennt worden –, und man ahnte, dass darin der Grund lag, weshalb sie in Thessaloniki nicht willkommen waren.
    Die Gesunden wollten so schnell wie möglich von Bord, und als der Kapitän endlich zurückkehrte, bestürmten ihn viele mit der Bitte, sofort aussteigen zu dürfen. Der Kapitän machte eine Durchsage, dass er die Erlaubnis erhalten habe, anzulegen, aber diejenigen mit Ruhr und Tuberkulose müssten für die nächste Zeit auf dem Schiff bleiben.
    Schließlich, viele Stunden später, liefen sie in den Hafen ein und hatten das merkwürdige Gefühl, als wäre das Schiff plötzlich von Mauern umschlossen.
    Â» Mana mou , sieh nur, all die vielen Leute«, rief Maria auf geregt, als sie die wartende Menschenmenge entdeckte. »Sieh nur, wie viele uns begrüßen wollen!«
    Â»Ich bin mir nicht sicher, was sie machen, Liebling … Aber sie scheinen sich zu freuen, uns zu sehen, oder?«
    In Wahrheit waren diese Menschen nicht in den Hafen gekommen, um Flüchtlinge aus der Türkei zu begrüßen, sondern es waren Muslime, die einen Platz für die Rückfahrt ergattern wollten. Sie freuten sich eher auf das Schiff als auf dessen Passagiere.
    Wenn man die Einschiffung in Mytilini als wirr und plan los empfunden hatte, so war sie doch nichts im Vergleich mit dem nahezu völligen Zusammenbruch von Recht und Ordnung bei der Ausschiffung in Thessaloniki. Trotz der

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