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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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Zollgebäudes untergebracht und mit einer Decke zugedeckt hatte. Sie saß bei ihnen und passte auf sie auf. Es lag nicht an dem harten Pflaster, dass sie kein Auge zutat, sondern an der fast unbändigen Freude darüber, dass sie bald ein Dach über dem Kopf hätten.
    Katerina lag zwischen Maria und Sofia, still, aber schlaflos. Sie hatte einen weiten Weg zurückgelegt, aber ihre Mutter und ihre Schwester noch immer nicht gefunden. Morgen würde die Suche von Neuem beginnen. Zumindest waren sie jetzt auf dem griechischen Festland. Athen konnte nicht allzu weit entfernt sein.

9
    A m nächsten Morgen war Eugenia die Erste in der Reihe, in der etwas Brot verteilt wurde. Dann kehrte sie auf ihren Posten mit Blick auf das Zollgebäude zurück, entschlossen, die amerikanische Frau abzupassen, die ihnen am Abend zuvor ein Angebot gemacht hatte. Ein weiteres Schiff könnte heute eintreffen, und das Haus, das sie in ihren Träumen bereits bezogen hatte, von jemand anderem weggeschnappt werden.
    Mehrere Stunden verstrichen. Die Mädchen rannten im Hafengelände herum, neckten streunende Katzen und spielten mit anderen Kindern, aber Eugenia hielt die Stellung in der Nähe des Zollgebäudes. Sie würde sich diese Möglichkeit auf keinen Fall entgehen lassen.
    Gegen Mittag sah sie die statuenhafte Amerikanerin mit forschem Schritt die Straße herunterkommen. Sie war sogar noch makelloser und ungewöhnlicher gekleidet als am Tag zuvor und trug eine weiße Bluse, einen geblümten Rock und hellblaue Wildlederschuhe. Eugenia hatte noch nie so jeman den kennengelernt, jemanden mit der Autorität eines Mannes, aber der Anmut einer Frau.
    Ihr Herz klopfte. Sie hatte Angst, die Amerikanerin könnte sie vergessen haben, bemerkte aber plötzlich mit großer Freude, dass die Frau direkt auf sie zukam.
    Â» Kalimera , Kyria Karayanidi«, sagte sie.
    Eugenia lächelte. Sie wusste sogar noch ihren Namen. Bei den Zehntausenden anderer Flüchtlinge erschien allein das schon wie ein Wunder.
    Die Frau gab sich energisch und geschäftsmäßig, durchaus nicht so, als wollte sie ihre Zeit vertrödeln.
    Â»Hören Sie, Sie erinnern sich doch an die Familie, von der ich Ihnen gestern erzählt habe …? Ich war gerade bei dem Haus …«
    Eugenia schluckte schwer. Die Mädchen umringten sie inzwischen. Ganz gleichgültig, ob sie in eines der Dörfer im Norden von Thessaloniki oder zu einem Haus in der Stadt geschickt würden, sie müsste so tun, als freute sie sich. Unter keinen Umständen durfte sie sich vor den Kindern eine Enttäuschung anmerken lassen.
    Â»â€¦ nun, ich glaube, es wäre ideal für Sie. Sie passen ganz ausgezeichnet dort hinein. Wollen Sie mitkommen und es sich ansehen, bevor Sie sich entscheiden?«
    Â»Nein, nein«, antwortete Eugenia fast unhörbar. »Ich bin sicher, es ist in Ordnung.«
    Katerina, die hinter ihr stand, fragte: »Was ist mit meiner Mutter?«
    Die Amerikanerin blickte auf das Kind und dann mit einem fragenden Ausdruck auf Eugenia.
    Â»Ich bin nicht ihre Mutter«, erklärte Eugenia kleinlaut. »Ich habe mich um sie gekümmert, seit wir im September aus Smyrna geflohen sind …«
    Katerina unterbrach sie. »Weil meine Mutter und meine Schwester nach Athen gegangen sind, und mich hat man zurückgelassen, und ich dachte, wir würden nach Athen gebracht werden, aber dann ist das Schiff woanders hingefahren, und es hat ausgesehen, als wären wir wieder nach Smyrna zurückgefahren, aber so war’s nicht, es hat bloß genauso ausgesehen, weil alles abgebrannt war, und jetzt muss ich nach Athen, um sie zu suchen, weil sie immer noch nicht wissen, wo ich bin und …«
    Katerina sprudelte die Worte so schnell hervor, dass die Amerikanerin Mühe hatte, sie zu verstehen.
    Â»Kannst du mir das noch einmal wiederholen?«, fragte sie.
    Eugenia hörte nervös zu. Ohne Katerina wären sie nur noch zu dritt, und das könnte ihre Chance gefährden, das Haus zu bekommen. Wenn das Kind doch bloß noch eine Weile geschwiegen hätte, was seine Mutter anbelangte. Eugenia fiel es schwer, ihren Ärger zu unterdrücken.
    Â»â€¦ also können Sie mir helfen, sie zu finden?« Katerina hatte ihre Geschichte atemlos wiederholt und schaute die Frau bittend an.
    Die Amerikanerin nahm alles auf, was sie gesagt hatte, kam schnell zu einem Schluss und verkündete ihr

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