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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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Zwillinge sahen sie verständnislos an. Nur Katerina antwortete.
    Â»Seht doch, das Schiff fährt ab. Jetzt sind nicht mehr so viele Leute da.«
    Sie hatte recht. Nun, mit Einbruch der Dämmerung, änderte sich alles. Das Schiff hatte den Hafen verlassen, und es blieben nur die Neuankömmlinge zurück.
    Kurz darauf kam eine Frau auf sie zu, größer als jede andere, die Eugenia je gesehen hatte. Sie trug eine frische weiße Bluse, einen makellosen hellbeigen Rock und braune Lederschuhe. Ihr blondes Haar war zu einem ordentlichen Knoten geschlungen, und es war klar, dass sie weder eine Einheimische noch eine Griechin aus Kleinasien war. Sie sah aus wie eine schicke Französin, doch als sie sich hinunterbeugte, um mit den Kindern zu sprechen, schwang in ihrem gebrochenen Griechisch ein amerikanischer Akzent mit.
    Â»Würdet ihr mitkommen und ein paar Formulare ausfüllen?«, fragte sie mit einem bedauernden Unterton in der Stimme, als wollte sie sich entschuldigen, sie zu belästigen. »Ihr müsst dort rübergehen«, fügte sie hinzu und deutete auf das Zollgebäude.
    Sie reihten sich in einer langen Schlange vor einer Tür ein. Unter den Anstehenden gab es Gerüchte, dass sie gar nicht in der Stadt selbst untergebracht werden sollten, sondern in einem neuen »Dorf« westlich von Thessaloniki, das auf Agrarland eigens für die Flüchtlinge errichtet worden sei. Angeblich würde dort den Sümpfen Land abgerungen, und es gäbe für alle, die dorthin gingen, Arbeit und Auskommen. Es würde hauptsächlich Tabak angebaut, und der sei sehr einträglich.
    Es klang verlockend und war weitaus mehr, als sich Eugenia während all der Monate, in denen sie von Almosen leben musste, erhofft hatte. Aber ihre Fertigkeiten bestanden im Teppichweben, nicht im Ackerbau, und sie hatte darauf gehofft, in der Stadt zu leben, wo sie geeignete Möglichkeiten fände, ihr Handwerk auszuüben. Sie besaß nicht eine Drachme, war eine Fremde, ein Flüchtling, eine Frau ohne Stellung und Mittel. Vielleicht hatte sie kein Recht, sich mit ihren Fertigkeiten zu brüsten und darauf hinzuweisen, dass sie es in der Vergangenheit einmal besser gehabt hatte. Das Leben mochte früher vielleicht einmal vielversprechend gewesen sein, aber die Realität sah jetzt eben anders aus.
    Als sie dem Beamten das Alter der Kinder nannte, bemerkte Eugenia eine zweite Schlange, in der die Leute anders gekleidet waren. Sie sah ein paar Männer mit einem Fez auf dem Kopf und stellte fest, dass hier auch Muslime um etwas anstehen mussten.
    Die amerikanische Frau blickte zu Eugenia hinüber und schien eine Idee zu haben. Sie kam zu ihr herüber.
    Â»Hören Sie«, sagte sie, »da ist eine muslimische Familie, die uns gerade die Einzelheiten über ihre Wohnsituation geschildert hat. Sie haben drei Töchter, genau wie Sie, und ein Haus in der Altstadt – das würde bedeuten, dass Sie in Thessaloniki bleiben könnten, statt in eines der neuen Dörfer zu ziehen.«
    Eugenias Reaktion war nicht schwer zu deuten.
    Â»Also würden Sie lieber in Thessaloniki bleiben?«
    Â»Ja, das würde ich. Wirklich.«
    Â»Nun, lassen Sie mich sehen, ob ich dieses Haus für Sie sichern kann. Es sind noch ein paar Leute vor Ihnen in der Schlange, aber Ihre Familie scheint derjenigen zu gleichen, die fortgeht – und Sie würden sehr gut dort reinpassen.«
    Die Amerikanerin zeigte echte Anteilnahme und suchte offensichtlich nach der besten Lösung für die Menschen, denen sie half.
    Eugenia widersprach ihrer Annahme nicht, dass Katerina ihre Tochter sei. Sie wollte ihre Chance nicht gefährden, in der Stadt bleiben zu können.
    Dies war die Umsiedlungsaktion, wie sie tatsächlich vonstattenging. Das Leben der Menschen wurde buchstäblich ausgetauscht. Eine Familie ging fort, die andere kam an. Wenn Eugenia das muslimische Haus bekäme, könnte sie wieder Fuß fassen und ein neues Leben beginnen. Das wäre die Chance für einen Neuanfang.
    Schon bald wären die betrübten Christen, die ihre musli mischen Nachbarn zum Abschied umarmt hatten, ihre neuen Nachbarn. Die Muslime, die auf dem Schiff abgefahren waren, waren inzwischen auf dem Weg in die Türkei und ließen ein Leben zurück, das sie geliebt und mit allen Gemeindemitgliedern geteilt hatten.
    Es war schon dunkel, als Eugenia die Mädchen in einem Hauseingang in der Nähe des

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