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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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diesen Zeiten.
    Â»Nun, es fährt kein Schiff nach Athen, aber eines nach Thessaloniki.«
    Â»Wann gibt es eines nach Athen?«
    Â»Ich habe keine Ahnung. Hören Sie, wir machen hier keine Vergnügungsfahrt, also rate ich Ihnen, sich zu entscheiden, ob Sie in die Passagierliste aufgenommen werden wollen oder nicht.« Er legte ihr Formular beiseite. »Wenn Sie jetzt bitte zurücktreten würden …«, fügte er ungeduldig hinzu. »Hinter Ihnen sind Hunderte von Leuten, die es nicht so genau nehmen, wo man sie hinbringt.«
    Eugenia beobachtete, wie eine Brise das Papier anhob. Ein heftiger Windstoß und ihr Anrecht auf einen Platz auf dem Schiff wäre dahin.
    Ihr blieb weniger als eine Sekunde, um sich zu entscheiden. Obwohl Athen das Ziel all ihrer Dorfnachbarn war, lag die Möglichkeit, nach Thessaloniki zu kommen, näher. Aber der ausschlaggebende Faktor bestand darin, dass sie gar keine andere Wahl hatte.
    Â»Wir fahren!«, sagte sie und schlug mit der Hand auf das Formular. »Bitte. Wir nehmen die Plätze.«
    Â»Also gut«, antwortete der Beamte. »Können Sie hier unterschreiben, dass Sie die Mutter der beiden Mädchen sind … und hier, dass Sie für das dritte Kind verantwortlich sind?«
    Eugenia zögerte nicht und schrieb unbeholfen ihren Namen auf die zwei Zeilen. Sie hatte keinen Moment daran gezweifelt, dass sie sich um Katerina kümmern würde, bis die Mutter des Kindes gefunden war. Das schien ihr das Natürlichste von der Welt zu sein. Von dem Moment an, als ihr dieses süße Kind in dem zerrissenen weißen Kleidchen auf dem Schiff in Smyrna übergeben worden war, liebte sie es wie ein eigenes. Wenn ihr der unselige Krieg gegen die Türken nicht den Mann geraubt hätte – offiziell galt er als vermisst –, hätte sie vermutlich mehr Kinder gehabt. Vielleicht war ihr deswegen der »Zuwachs« so willkommen.
    Die vier waren die Ersten an Bord, aber es dauerte noch Stunden, bis das Schiff schließlich besetzt und zur Abfahrt bereit war. Man hörte das Rasseln der Ankerkette, und die Kinder, die aufgeregt über die neue Reise an Deck herumgerannt waren, kehrten zu Eugenia zurück.
    Sie sagte ihnen nicht, wohin sie fuhren. Ihre Töchter wären betrübt, dass sie nicht zu ihren alten Freunden kämen, und Katerina würde begreifen, dass am Ende der Reise nicht ihre Mutter auf sie wartete.
    Das Schiff fuhr durch die Nacht, und im Wasser spiegelte sich das Licht des Vollmonds. Die Kinder schliefen fest. Ihre Habseligkeiten dienten als Kopfkissen, und die Decken, die sie im Lager bekommen hatten, schützten sie vor der salzigen Brise.
    Eugenia lag die ganze Nacht wach, lauschte dem Stöhnen der Kranken und hoffte, ihre Kinder würden verschont bleiben. Ein paar Leute mit Ruhr, die jetzt unter Fieberanfällen litten, waren an Bord gekommen, und fünf- oder sechsmal stolperte jemand über ihre Beine, der einen kranken oder sogar leblosen Körper trug. Man versuchte, die Kranken in einem abgetrennten Bereich des Schiffs unterzubringen, um damit die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Doch durch die Stille drangen die Geräusche an ihr Ohr, und Eugenia vernahm das ständige Murmeln zweier Priester, die die Sterbenden trösteten oder leise Totengebete sprachen. Mehrmals hörte sie das typische Aufklatschen, wenn ein Leichnam über Bord geworfen wurde.
    Sie wachte über die drei Kinder, betrachtete ihr seidiges, dunkles Haar, ihre makellose Haut und die langen, sanft gebogenen Wimpern. Drei unschuldige Kinder, die so friedlich neben ihr im Mondlicht schliefen. Die kleinen Engel hatten nichts getan, um mit solchem Unglück bestraft zu werden. Selbst die geringste Not war mehr, als sie verdienten.
    Sie betete zur Panagia , sie zu beschützen, und egal, ob die Heilige Jungfrau sie erhörte oder nicht, fuhr das Boot unaufhaltsam weiter durch die dunkle See.
    Während sie die drei betrachtete, wurden Eugenias Lider schwer. Als in der Ferne die Küste des griechischen Festlands auftauchte, war sie fest eingeschlafen. Wenn sie aufwachte, wären sie in einem neuen Land, und ein neues Leben würde für sie beginnen.

8
    F ür Konstantinos Komninos war dieser Maimorgen ein Morgen wie jeder andere. Er stand um sechs Uhr auf und machte sich für die tägliche Arbeit fertig. Sein Lagerhaus und sein Verkaufsraum waren vor zwei Jahren wiedereröffnet worden, und er

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