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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hislop
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ausgerüstet war.
    Â»Ich melde mich freiwillig«, sagte Lefteris, einer von Dimitris Kommilitonen. »Unser Studium kann warten. Wenn wir die Italiener jetzt nicht von unserem Boden vertreiben, gibt es vielleicht bald überhaupt keine Universität mehr.«
    Â»Was? Du, der Erzfeind des Generals, gehst zur Armee?«, fragte Dimitri ungläubig.
    Â»Wir haben doch einen gemeinsamen Feind! Wie sollen wir ihn sonst bekämpfen? Sollen wir warten, bis Mussolini auf unserer Türschwelle auftaucht, und ihm dann ein Buch auf den Kopf hauen?«
    Die anderen lachten, aber es war eigentlich nicht der richtige Moment für Scherze.
    Â»Hör zu, wenn wir uns heute melden, sitzen wir am Abend in einem Zug nach Ioannina, und in achtundvierzig Stunden stehen wir im Gefecht. Dann machen wir wenigstens etwas, um Himmels willen.«
    Egal, mit welcher politischen Richtung sie sympathisierten, im Herzen waren sie alle Patrioten. Sie waren entschlossen, ihr Heimatland zu verteidigen, auch wenn keiner von ihnen je ein Gewehr in Händen gehalten hatte und sie eher von Leidenschaft als kühler Vernunft an die Front getrieben wurden.
    Â»Ich gehe mit dir«, sagte Dimitri. Alle am Tisch stimmten zu. »Und ich lasse Elias wissen, was wir vorhaben.«
    Danach ging alles sehr schnell. Auf dem Heimweg machte Dimitri beim Atelier der Morenos halt. Er hatte es noch nie zuvor betreten, und Saul Moreno war überrascht, ihn zu sehen.
    Â»Kann ich bitte kurz mit Elias sprechen?«, fragte er selbstbewusst, wohl wissend, wie ungewöhnlich es war, dass er mitten am Tag dort auftauchte.
    Â»Ich schicke ihn gleich zu dir raus«, erwiderte Saul Moreno. »Er hat gerade einen Kunden. Man könnte meinen, die Leute hätten was anderes im Kopf als einen neuen Anzug. Aber es herrscht ganz normaler Geschäftsbetrieb. Vielleicht fürchten sie, dass die Invasion die Preise nach oben treibt.«
    Als er durch die Tür vom Empfangsbereich ins Atelier ging, ließ er sie halb offen stehen. Dimitri war wie gebannt von dem Anblick, der sich ihm bot. Ein Mädchen in einem langen, cremefarbenen, über und über mit Pailletten bestickten Kleid stand auf einem Stuhl, während ein anderes den Saum absteckte. Da das Mädchen auf dem Stuhl die Arme mit den weiten Ärmeln hochreckte, sah es aus wie ein Engel oder eine Fee, doch als es sich beim Abstecken langsam drehte, erkannte Dimitri, dass es Katerina war. Ein paar Haarsträhnen waren ihr ins Gesicht gefallen, und sie wirkte, als wäre sie mit ihren Gedanken weit entfernt.
    Als die Tür plötzlich aufschwang, erhaschte Katerina einen Blick auf ihn.
    Â»Dimitri«, rief sie freudig überrascht. »Was machst du denn hier?«
    Bevor er antworten konnte, kehrte Saul Moreno zurück.
    Â»Elias kommt gleich«, sagte er.
    Katerina stand jetzt vor ihm. Sie sah wie eine kleine Göttin aus.
    Â»Das steht dir«, sagte Dimitri, weil ihm sonst nichts einfiel.
    Â»Ich hab genau die gleiche Größe wie die Kundin«, antwortete Katerina. »Das erspart ihr, zur Anprobe herzukommen.«
    Dimitri hatte es die Sprache verschlagen. Er kannte Katerina nur in ihren einfachen Alltagskleidern, und die Veränderung war verblüffend.
    Dann kam Elias.
    Â»Dimitri! Was machst du hier? Mein Vater sagte, du wolltest mich sprechen. Was ist passiert?«
    Dimitri fasste sich schnell wieder. »Die Invasion …«
    Â»Ja, ich weiß. Wir sagten doch, dass es dazu kommen würde, oder?«
    Â»Nun, einige von uns melden sich an die Front.«
    Elias zögerte keinen Moment.
    Â»Ich gehe auch mit.«
    Â»Das wusste ich. Aber wir müssen eigentlich sofort los. Heute Abend um sieben geht ein Zug nach Ioannina.«
    Â»So bald schon? Also gut. Ich sage meinem Vater Bescheid, packe zu Hause ein paar Sachen, und wir treffen uns am Bahnhof.«
    Elias klang entschlossen, und Dimitri wusste, er würde rechtzeitig am Bahnhof sein.
    Während Elias seinen Vater informierte, machte sich Dimitri auf den Weg, um seiner Mutter Bescheid zu sagen. Konstantinos Komninos würde erst dann davon erfahren, wenn er schon im Zug saß.
    Offensichtlich hatte Olga bereits damit gerechnet, dass Dimitri sich freiwillig melden würde. Als er an die Salontür klopfte, stand sie an den Fenstertüren und blickte auf das aufgewühlte Meer hinaus.
    Â»Du bist gekommen, um dich zu verabschieden, nicht wahr?«
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Ich kenne

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