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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Else fand sie am Morgen im Bett, die Hände gefaltet, als habe sie Gott vorher noch einmal für alles, was das Leben ihr gegeben hatte, gedankt.
    Wegener erfuhr es erst, als sie schon längst begraben war. Er kam aus Tokio zurück, wo er sechs Wochen gewesen war, rief in Lübeck an, und Dr. Methusius erzählte von dem sanften Sterben der alten Frau.
    »Halt!« sagte er am Telefon, als Wegener ansetzen wollte. »Sparen Sie sich alle Vorwürfe. Sie wollte, daß man Sie nicht benachrichtigt, bis sie unter der Erde ist. ›Er hat so viel anderes zu tun!‹ sagte sie ein paarmal zu mir und Schwester Else. ›Er ist ein so großer Mann, der Herr Dr. h.c. Wegener … ich will ihm gar keine Mühe machen.‹ So, und jetzt beschimpfen Sie mich.«
    Wegener sagte nichts. Er legte stumm auf und bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen.
    Mutter, wie stark bist du gewesen, dachte er. Und wie erbärmlich bin ich gegen dich …
    An diesem Tag betrank er sich. Irmi wußte keine Erklärung dafür. Er blieb an diesem Nachmittag zu Hause, saß in der Bibliothek und schüttete den Alkohol in sich hinein. Als Wegener auch seinem Sohn gegenüber stumm blieb, rief sie Dr. Bernharts an. Er kam sofort und setzte sich zu Wegener in einen der wertvollen Ledersessel. Wegener stierte ihn betrunken an.
    »Mach so weiter!« sagte Bernharts. »Nur immer weiter so! Du hast ja ein Herz aus Stahl, nicht wahr?! Nirosta-Stahl! Da kommt nichts dran! Der Streß im Beruf genügt ja nicht, da muß man privat noch etwas nachhelfen!«
    »Was redest du da für einen Quatsch?!« sagte Wegener mit schwerer Zunge. »Bist du nie besoffen?!«
    »Als dein Arzt muß ich dir sagen, daß du so nicht länger durchhältst!«
    »Und als dein armer Patient muß ich dir sagen, daß du meine Witwe nie bekommst. Nie!«
    Dr. Bernharts stand auf und verließ die Bibliothek. In der Halle warteten Irmi, Peter und Vanessa Nina.
    »Er ist unansprechbar«, sagte Dr. Bernharts und hütete sich, die Worte Wegeners zu wiederholen. »Eine depressive Phase! Das geht vorüber.«
    »Aber warum spricht er sich nicht aus? Er kann mir doch alles sagen. Nach fünfundzwanzig Jahren Ehe kann man über alles reden!« sagte Irmi. »Aber er frißt es in sich hinein. Manchmal ist es, als stehe er hinter einer dicken Glaswand. Was sollen wir denn tun?«
    »Pa in Ruhe lassen!« sagte Peter. Dr. Bernharts nickte ihm zu. In der Bibliothek polterte es. Stühle fielen um. Wegener schwankte durch den anderen Ausgang in den Schlaftrakt. Als Irmi ihm nachlaufen wollte, hielt Peter seine Mutter zurück. »Wenn er allein sein will, mach ihm das Vergnügen. Frag ihn bloß nicht, was ihn so niederwalzt. Er ist immer der starke Mann, auch jetzt! Zerstör ihm diesen Heiligenschein nicht, Mama!«
    Am nächsten Morgen war alles vorüber. Wegener saß mit rotumrandeten Augen im Bett und sah Irmi zu, wie sie sich duschte. Die Tür zu dem großen Marmorbadezimmer stand offen. Nackt, das Badetuch in der Hand, kam sie zurück und drehte sich um. Wie schön sie ist, dachte Wegener. Sie ist jetzt siebenundvierzig, tatsächlich, aber keiner wird ihr das glauben! Sie ist jetzt schöner als damals, als junges Mädchen. Sie reift wie edler Wein.
    »Trockne mir bitte den Rücken ab«, sagte sie.
    Er nahm das Badetuch und rubbelte ihr über die Haut, ließ es fallen und küßte sie in das Grübchen über den beiden Gesäßbacken.
    »War ich sehr betrunken?« fragte er.
    »Ziemlich.«
    »Ordinär ausgedrückt: total besoffen?«
    »Ja.« Sie drehte sich um. Er griff nach ihren schönen Brüsten und sah sie an. Sein Gesicht mit den noch schwimmenden Alkoholaugen mußte kein schöner Anblick sein.
    »Ich hatte Kummer«, sagte er. »Aber er ist vorbei.«
    »Gott sei Dank!«
    »Du bist ja da, Irmi. Wenn ich dich nicht hätte …«
    Sie unterdrückte den Zwang, ihn zu fragen, was ihm Kummer gemacht hatte, aber sie befreite sich von seinem Griff. Es war lange her, daß er sie morgens an sich gezogen hatte, und wenn er es jetzt wollte, so hatte sie keine innere Einstellung dazu. Auch wenn Peter sagte: Zerstör ihm seinen Heiligenschein nicht …
    »Was steht heute auf dem Programm?« fragte sie und schlang das Badetuch um ihren Körper.
    »Nichts!«
    »Nichts? Wieso?«
    »Ich bleibe zu Hause.«
    »Das wird aber eine allgemeine Überraschung geben.«
    »Du Katze!« Er griff nach ihr, aber sie war schneller und wich zurück. Er verlor das Gleichgewicht, rollte aus dem Bett und lag wie ein Riesenfrosch auf dem Rücken. Der Anblick war so

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