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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einer Razzia elegant aus der Schlinge zu ziehen. »Man hat schon wegen eines Kohlkopfes Menschen erschlagen, und jetzt weiß jeder, was wir haben! Hellmuth, du bist wieder an der Front, und hinterm Hauptbahnhof ist es gefährlicher als im Partisanengebiet. Paß auf!«
    Wegener paßte auf. Er umklammerte mit der rechten Hand seine Pistole, mit der linken die Ampullen. Dreimal hatte er es nötig, die Waffe aus der Manteltasche zu holen. Da kamen sie mit drei Mann und wollten ihn einkreisen.
    »Schon gut, Kumpel!« sagte einer von ihnen. »Wir wollen handeln, aber nicht pusten. Wieviel Röllchen hast du noch auf Lager?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Wegener vorsichtig. »Wenn ich hier bin, habe ich was. Bin ich nicht hier …?«
    »Logisch! Bargeld oder Angebot?«
    Angebot hieß: Meldung, was man an Tauschobjekten zu bieten hatte. Es waren Klaviere darunter, Teppiche, Bücherschränke, Kohleherde, Bettfedern und einmal sogar die rothaarige Marlies, ein Bild von einem Mädchen, 23 Jahre alt, das mit ihrem Unterleib mehr eintauschte als mancher unentwegte Schwarzmarktkünstler.
    Wegener teilte sich den Preis: Mal nahm er Butter, Speck, Wurst, Kaffee, Marmelade und Pökelfleisch, mal auch nur Bargeld.
    »Was willst du mit Geld?« rief Oscar Hobolka, als Wegener einmal mit 17.000 Mark nach Hause kam. »Ich prophezeie: Bald wirst du dir mit den Lappen nur noch den Arsch abwischen können! Geld! Mach die Keller voll, Hellmuth!«
    »Ich habe einen ganz bestimmten Plan«, sagte Wegener versonnen. »Dazu brauche ich auch Geld. Oscar, ich habe hinterm Hauptbahnhof viel gelernt! Und man hört allerlei …«
    »Und was hast du für einen verrückten Plan?« fragte Hobolka. »Alles, was nicht langfristig geplant ist, ist doch Scheiße!«
    »Später erzähl ich dir davon.« Wegener teilte das Geld, aber Hobolka winkte ab. Er sammelte Sachwerte, vor allem Goldschmuck, Brillanten und – von dieser genialen Idee schwärmte er geradezu – vor allem Grundstücke.
    »Ein Pfund Butter frißt du und scheißt es wieder aus«, sagte er einmal. »Ein Pfund Kaffee säufst du weg und pißt es aus. Aber Grund und Boden, das bleibt! Das kann dir keiner nehmen, das verrottet nicht, verschimmelt nicht, wird nicht sauer oder ranzig. Und du Idiot sammelst Geld!«
    Der alte Lohmann, aber auch Irmi merkten nicht viel von Wegeners Geschäften hinter dem Hauptbahnhof oder auf der Thieboldsgasse.
    Da er wirklich Rezepte ausfuhr oder Auslieferungslager besuchte und schon nach ein oder zwei Stunden mit dem klapprigen Opel P4 wieder nach Lindenthal zurückkam, fiel es niemandem ein, er könne eine jener Gestalten auf dem Schwarzmarkt sein, die man jeden Tag mit immer größerer Sehnsucht erwartete.
    »Eigentlich bin ich ein Schwein!« sagte er einmal zu Oscar Hobolka. »Weiß ich, wo das Morphin hingeht?! Ich sage nein – aber ich weiß es. Wieviel Leben zerstören wir damit, Oscar …«
    »Wieviel Leben sind im Krieg zerstört worden? Man schätzt 55 Millionen!«
    »Wir haben keinen Krieg mehr!«
    »Irrtum! Was ist das denn, worin wir leben! Ist das vielleicht eine normale Zeit?! Quatsch jetzt bloß nicht von Humanität, von medizinischer Ethik! Komm mir nicht mit deinem ärztlichen Gewissen! Jeder will nur mit dem eigenen Hintern an die warme Wand. Ob dem Nachbarn das gelingt, kümmert doch keinen mehr!«
    Wegener kam nicht mehr dazu, Hobolka von seinem Plan zu erzählen, der immer mehr Gestalt annahm. Auch mit Irmi hatte er noch nicht darüber gesprochen und mit Lohmann schon gar nicht. Der hielt seinen Schwiegersohn ohnehin für einen Phantasten, konnte nicht verstehen, warum er nicht weiterstudierte, beobachtete mit kritischer Distanz, daß Wegener mit Apothekenlieferanten vertrauliche Gespräche führte, über deren Inhalt er seinen Schwiegervater nicht unterrichtete. So versuchte er, seine Tochter auszuhorchen.
    »Er hat bestimmte Ideen«, sagte Irmi ausweichend. »Ich spüre das.«
    »Ich spüre das!« sagte der alte Lohmann grantig. »Erzählt er nichts? Macht er keine Andeutungen?«
    »Nein.«
    »Himmel noch mal, über was unterhaltet ihr euch denn im Bett?!«
    »Wir sind glücklich, Vater«, sagte Irmi. Der alte Lohmann schnaufte durch die Nase – er empfand die Antwort so, wie sie gedacht war: als eine moralische Ohrfeige.
    »Wir sind glücklich und warten auf das Kind.«
    »Und das wird nicht langweilig?«
    »War es dir bei Mutter langweilig?«
    »Ich habe mit deiner Mutter immer alles besprochen!«
    »Hellmuth bespricht auch alles mit

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