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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fallen!«
    »Ich habe dich verkannt, Hellmuth.« Johann Lohmann rauchte hastig seinen Zigarillo. Wie immer fand auch dieses Gespräch am Abend nach dem Essen statt, in der Sesselecke am runden Tisch. »Du bist kein Phantast. Du bist ein Spieler, der mit drei Händen mischt!«
    Am 20. Juni 1948 wurden Millionäre zu Bettlern.
    Das alte Geld verfiel, ein Umtausch war im Verhältnis 1:10 möglich, aber nur für begrenzte Summen. Jeder deutsche Bürger erhielt an diesem Tag 40,- DM in die Hand – es war ein Tag, an dem zum ersten- und wohl zum letztenmal der alte Menschheitstraum wahr wurde, wenn auch nur für ein paar Stunden: Alle waren gleich!
    Dann trennten sich wieder die Wege. In den Geschäften geschahen wahre Wunder: Die Schaufenster füllten sich, als regne, wie im Schlaraffenland, alles Gewünschte und Erträumte aus dem Himmel. Es gab Schuhe und Anzüge, Schinken und Speck, Kognak und Wein, Parfüms und duftende Seifen. Es gab alles, auch das, was man längst vergessen hatte: Pelzmäntel und Brillantschmuck. In den Metzgereien wurde nicht mehr auf ein Gramm genau abgewogen, und die Milchgeschäfte verkauften die Butter nicht mehr auf dickem Packpapier, was am Ende der Woche einen Gewichtsgewinn von über einem Pfund für die eigene Tasche ausgemacht hatte.
    Auch die Apotheke von Johann Lohmann, selbst in der schlechtesten Zeit immer ein Ort, wo niemand, der es nötig hatte, im Stich gelassen wurde, zeigte unverhohlen, was man alles in einem Keller aufheben kann.
    »Alles auf den Tisch, Vater!« sagte Wegener, atemlos vom Kartonschleppen. »Das ist wie ein Rausch. Die Leute kaufen wie die Irren! Ob Kinderschnuller oder Damenbinden, das ist völlig egal. Sie kaufen!«
    »Ich schäme mich.« Johann Lohmann stand hinter dem Aufbau seiner Rezeptur und beobachtete die Leute, die sich in seinem Laden drängten. Irmgard und Wegener bedienten, nur wenn wirklich jemand mit einem Rezept kam, mußte Lohmann hervorkommen, und er tat es, als entschuldige er sich nach allen Seiten. »Wir sind wie Geier, Hellmuth!«
    »Es ist eine Befreiung, Vater. Man legt eine Mark hin und bekommt etwas dafür. Wie lange gab's das nicht mehr?! Am Montag fahren wir nach Niehl und kümmern uns um die Gründung der Fabrik!«
    Die Wochen jagten vorüber.
    Tagsüber standen sie im Laden, nachts fuhr Wegener los und holte neue Ware heran. Jetzt wurden die Adressen wertvoll, die er am Schwarzen Markt gesammelt hatte. Am Morgen fiel er erschöpft ins Bett, kroch an Irmis warmen Körper und schlief sofort ein. Er hörte nicht, wie der Wecker schrillte, wie sie aufstand, sich wusch, merkte nicht, wie sie ihm einen Kuß auf die Stirn gab und hinunter zu ihrem Vater ging, Kaffee zu kochen, die Jalousie der Apotheke hochzukurbeln und die Ladentür zu öffnen. Wenn er herunterkam, meistens so gegen ½ 11 Uhr, stand Irmi mit geröteten Wangen hinter der Theke, die Kasse klingelte, und Johann Lohmann drückte unentwegt Hände, weil jeder ihm die Hand geben wollte, dem guten Menschen von Köln-Lindenthal.
    Hinter dem Haus rumpelte eine Mischmaschine, setzten Maurer Stein auf Stein. Der Hof wurde überbaut. Die erste Produktionshalle der pharmazeutischen Fabrik entstand.
    Im Oktober, dem achten Monat, war Irmi so dick geworden, daß sie hinter der Theke nicht mehr stehen konnte. Sie saß jetzt meistens oben im Sessel, aß viel Obst – »Sie hat bestimmt einen Zentner allein gegessen!« sagte Lohmann einmal, als Kirschenzeit war – und lauschte nach innen. Es war ein lebensfrohes Kind, es trat und boxte im Mutterleib und wuchs und wuchs.
    »Das wird ein Riese!« sagte Lohmann mit vorweggenommenem Großvaterstolz. »Oder alles ist nur Fruchtwasser – dann wird's ein Säufer!«
    Er lachte über seinen Witz, erzählte ihn am Stammtisch und begoß seinen Enkel im voraus kräftig.

4
    Wie immer benutzten sie in dem breiten Doppelbett nur eine Seite: eng aneinandergeschmiegt, die Beine verschlungen, ihr Kopf lag in seiner Armbeuge, oder sein Gesicht hatte die weiche Unterlage ihrer nun fast um das Doppelte vergrößerten Brüste gefunden. Auch jetzt, mit ihrem mächtig gewölbten Leib, in dem das Kind deutlich sich bewegte und ab und zu ganz klar fühlbar einen Fuß durch die Bauchdecke stieß, schliefen sie so eng wie möglich, jedoch nicht mehr sich zugekehrt, sondern er lag leicht gebogen da, und in diese Biegung seines Körpers hatte sie sich mit dem Rücken hineingeschmiegt, so daß ihr Leib freilag. Er konnte dann den einen Arm unter ihren Nacken und den

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