Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
mir. Du mußt Geduld haben, Vater. Er sagt es schon, wenn er glaubt, es sei richtig, darüber zu sprechen.«
    »Du kannst ihn doch mal fragen, Irmi!«
    »Nein! Ich weiß auch so: Was er tut, ist richtig.«
    Der alte Lohmann kapitulierte. Gegen soviel Liebe gab es keine Argumente. Also warten wir ab, dachte er. Mein Schwiegersohn brütet etwas aus. Lieber Gott, laß es etwas Vernünftiges sein!
    Wie gesagt: Oscar Hobolka erfuhr es nicht mehr. Schuld daran war ein deutscher Polizist in Sinzig am Rhein, der entgegen allen Gepflogenheiten und trotz Rotem Kreuz und der Aufschrift Arzneimitteltransport den Lastwagen untersuchte. Hobolka protestierte, bot nachher, als der Polizist zehn Pfund Kaffee, vier Kilo Landbutter und eine Tonne Salzfleisch entdeckt hatte, eine Beteiligung von 60:40 an, aber auch das rettete ihn nicht. Sein Wagen wurde beschlagnahmt, er selbst saß im Gefängnis von Koblenz ein. Dort bekam er eine Lungenentzündung, und obwohl er als Pharmaziegroßhändler über alle Möglichkeiten verfügte, Penicillin zu beschaffen, starb er nach vier Tagen an Herzversagen.
    Er wurde in aller Stille begraben, er hatte keine Verwandten. Als Wegener, erst zehn Tage später, auf Oscar wartend und über sein Fernbleiben rätselnd, durch Nachbarn den Sachverhalt erfuhr, konnte er nur noch nach Koblenz fahren und Hobolkas Grab besuchen.
    Er hütete sich, mit den Behörden Krach anzufangen, die einen Menschen einfach verscharrten, ohne sich nach möglichen Bekannten umzusehen. Hobolkas Keller, vollgestopft mit Schwarzmarktgut, hatte die Polizei ausgeräumt und suchte nun Zusammenhänge und Komplizen. Es war undenkbar, daß ein einzelner Mensch soviel heranschaffen konnte. Da war es für Hellmuth Wegener besser, still zu sein und Oscar im Himmel oder in der Hölle – selbst Kardinal Frings wußte wohl kaum, wie Gott einen Schwarzmarktganoven einstufen würde – zu versprechen, für sein Grab zu sorgen.
    Der Frühling übergrünte die Trümmer, der Mai kam mit ungewöhnlicher Wärme. Irmi wurde fraulicher, ihre Brüste wuchsen, aber um den Leib herum sah man noch nichts. Ihre zärtliche Hingabe wurde noch intensiver. »Ich fühle, wie es in mir wächst«, sagte sie. »Es ist wunderbar, Liebling.«
    Hellmuth Wegener tat auch jetzt nichts – sofern man unter ›Tätigkeit‹ etwas Produktives versteht. Er stand in der Apotheke herum, holte die Medikamente aus den Regalen, fuhr mit dem alten Opel P4 zum Pharmazie-Großhandel und besorgte neue Ware, durchstrich wie ein Kater weiterhin die Straßen, wo der Schwarzhandel blühte, und sah sich überall gründlich um. Das Wichtigste: Er knüpfte immer neue Bekanntschaften, lernte eine Menge Leute kennen, bündelte Kontakte zu allen Kreisen und kam eines Abends mit der Mitteilung nach Hause: »In Kürze wird unser Geld weniger wert sein als ein Blatt Klopapier. Man bereitet eine ›Währungsreform‹ vor. Die Alliierten haben das Geld schon drucken lassen. Die neue Währung soll DM heißen – Deutsche Mark! Wenn wir jetzt aufpassen, können wir gleich nach dem Tage X groß starten!«
    »Was heißt aufpassen, was heißt starten?« fragte Johann Lohmann.
    »Aufpassen heißt: die Lager voll haben, um sie dann für gutes Geld zu räumen. Starten heißt: Mit diesem Grundkapital bauen wir die Pharmazeutische Fabrik Lohmann & Wegener.«
    »Der Junge spinnt tatsächlich!« sagte Lohmann zu seiner Tochter. »Um eines klar zu sagen: Ich diene als Apotheker der Gesundheit und kann keine lebenswichtigen Medikamente horten! Das wäre eine Sauerei!«
    »Wer redet von Medikamenten? Ich denke an Aufbaumittel, Nervennahrung, Vitamine, Babykost, Traubenzucker, richtige Seifen – nicht die Tonseife oder die Schwimmseife –, an Fruchtsäfte, Pepsinweine, eben alles, worauf sich die Leute stürzen werden, wenn es heißt: Das gibt es alles wieder ohne Marken! Jetzt ist Nervennahrung wichtiger als je!«
    »Der Kerl lernt blendend, wie man die Leute bescheißt, und das mit Eleganz!« sagte der alte Lohmann ergriffen. »Nun sag bloß noch, du hättest schon jemanden, der uns die Fabrikeinrichtung liefert.«
    »Habe ich! Die Firma Ebershanns & Co. in Köln-Niehl. Sofort nach der Währungsreform sollst du zu ihnen kommen und angeben, was du brauchst. Wir machen einen in Raten abtragbaren Kreditvertrag …«
    »Das ist ein Seiltanz ohne Netz und doppelten Boden!«
    »Das ist es allerdings.«
    »Und wenn wir auf die Schnauze fallen?«
    »Wir müssen uns in der Luft drehen und immer auf die Füße

Weitere Kostenlose Bücher