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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Architekt Leber fuhr. »Wir wollen uns jeden Monat einmal schreiben. Das schafft jeder von uns trotz seiner Arbeit. Wir sind doch eine verdammt kameradschaftliche Klasse!«
    Dann fuhren sie in verschiedenen Richtungen davon, hupten noch einmal, winkten aus den Fenstern und wußten alle, daß man sich keineswegs jeden Monat schreiben würde. Nächstes Jahr in Münster, bei dem kleinen Leber, ja, da wollte man wieder dabeisein. War doch schön, Jungs, so von früher zu quasseln. Und die beiden Pauker – Mathematik und Latein – leben auch noch! Wenn uns der Krieg bloß nicht so beschissen hätte … Wie ständen wir dann da!
    Hellmuth Wegener reiste als letzter ab. Er wartete, bis alle verschwunden waren. Dann atmete er auf und stieg in seinen Opel. Er hätte vorher nie geglaubt, daß man sich so elegant aus derart kritischen Affären ziehen konnte.
    Auch das ist eine Begabung, dachte er. Schnelles Auffassungsvermögen, die Fähigkeit, auf die richtigen Stichwörter richtig zu reagieren, nie Erlebtes in die eigene Lebensgeschichte zu integrieren – darauf kommt es an. Redegewandt und wachsam mußte man sein, vor allem auch, wenn es um scheinbar nebensächliche Dinge geht – denn wegen einer kleinen Unachtsamkeit hat schon mancher Feldherr eine Schlacht verloren. Hilfreich ist auch wohldosierter Charme im Kostüm saturierter Bürgerlichkeit, und, nicht zu vergessen: eine Spur männlichen Raubtierinstinktes.
    Damit kann man die Welt erobern!
    Hellmuth Wegener, du bist doch ein Schwein. Aber sei ein liebenswertes!
    Dr. Schwangler erwartete Wegener mit guten Nachrichten. Die Reise des Provisors René Seifenhaar nach Zürich zum Apothekerkongreß hatte sich gelohnt, vor allem seine außerkongreßliche Bekanntschaft mit einem Herrn der italienischen pharmazeutischen Industrie. Er hieß Giulio Betrucci, war sechsundfünfzig Jahre alt, leistete sich einen marokkanischen Chauffeur, einen tunesischen Gärtner, einen Sekretär aus Sardinien, einen Koch aus Venezuela und hatte sich in René Seifenhaar verliebt. Ein Brief und drei Telegramme waren schon aus Rom gekommen. Dort wohnte Betrucci in einem Palais und träumte von René.
    »Wie war's in Hannover?« rief Dr. Schwangler enthusiastisch. »Alle wiedererkannt? Natürlich nicht! Was wir hinter uns haben, hat uns alle verändert! Die Gesichter schlagen Falten, dafür werden andere Dinge immer glatter. Haha! Also unser Ritter Seifenhaar bekommt eine Kooperation mit einem der größten italienischen Konzerne unter Dach und Fach! Betrucci will bei uns einsteigen und den Laden europäisch aufziehen. Er ist scharf auf unser Vitalan wie ein schnüffelnder Bock!«
    Wegener setzte sich. Er war müde von der Fahrt. Seine angespannten Nerven brauchten Ruhe. »Ist es nicht möglich, ohne Schweinereien mit Ihnen zu sprechen?« sagte er. »Dr. Schwangler, was will Betrucci in Rom?«
    »Von René seinen … also gut: seine liebende Zuneigung, und von uns enge Zusammenarbeit. Vitalan als Markenartikel, eingeführt mit einem Werbeknall, der alle umwirft! In zwei Jahren liegt Vitalan auf jedem Nachttisch. Wir werden eine Menschheit schaffen, die alle Widerstände aufstößt. Im wahrsten Sinne des Wortes …«
    »Mit Ihnen ist nicht zu reden.« Wegener stand auf. »Außerdem bin ich müde. Wir sprechen morgen weiter. Und dann ohne Sauerei!« An der Tür des Büros blieb er stehen. »Haben Sie konkrete Unterlagen?!«
    »Ganz konkrete. Betrucci will in vierzehn Tagen nach Köln kommen. René Seifenhaar harrt seiner schon voller Sehnsucht … Gab's übrigens Weiber beim Klassentreffen?«
    »Wir waren unter uns, Doktor!« schrie Wegener. »Nur Kameraden!«
    »Muß eine merkwürdige Oberprima gewesen sein!« Schwangler schüttelte den Kopf. »Bis morgen also. Ich bereite alles vor. Betrucci will sofort in die Produktion gehen!«
    »Aber das Präparat ist doch gerade erst über das Laborstadium hinaus, Doktor!«
    »Na und? Darüber hinaus heißt juristisch: Es ist produktionsreif! Sind Giftstoffe drin?«
    »Aber nein!«
    »Gesundheitsgefährdende Substanzen?«
    »Auch nicht.«
    »Nur Vitamine und solches Zeug?«
    »Unter anderem. Eine sinnvolle Kombination von …«
    »Schon gelaufen, mein Lieber! Sinnvoll – das ist gut, das verkauft sich! Jeder Mensch hat Sinn für sinnvoll! Und der Name Vitalan! Sinnvolles Vitalan! Sinnenvolles Vitalan! – Die Welt wird ein Kaninchenstall werden!«
    Wegener winkte ab und verließ das Zimmer. In seiner Art ist Schwangler ein Genie, dachte er. Am Gewissen wird

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