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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…‹ usw. …«
    Wegener ließ den Brief auf den Schoß sinken. »Onkel Axel …«, sagte er heiser. »Das – das stimmt. Ich habe Medizin studiert, weil er es gerne wollte …«
    Irmi sah ihn starr an. Sie hatte die Hände verschlungen, und ihre Finger knackten, so fest preßte sie sie in ihrer Erregung ineinander.
    »Die Protosano- Werke «, sagte sie leise. »Hellmuth, die gehörten deinem Onkel? Diese großen Werke? Und du – du hast sie jetzt geerbt? Wir sind die Besitzer von Protosano? Ich bin wie gelähmt …«
    »Ich auch!«
    Wegener wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht. Es war schweißnaß. Das ist das Ende, dachte er. So ein Erbe kann man nicht einfach in die Tasche stecken wie eine Uhr. Da muß man nachweisen, daß man wirklich der letzte Wegener ist. Hellmuth Wegener. Da wird man von den Behörden durchleuchtet. Hier geht es um Millionen, um eine chemische Fabrik mit einem Weltnamen. Verdammt, warum hat Hellmuth nie von diesem Onkel Axel erzählt, von dem Bruder seiner Mutter, den die ganze Welt kennt? Wie soll ich aus dieser Gasse heraus?! Wie soll ich glaubhaft machen, daß ich der letzte Wegener bin?! Genügt der Entlassungsschein aus Sibirien? Die Kennkarte, die man mir in Köln ausstellte, nach eidesstattlicher Erklärung?! Wenn in Hannover nicht alle Standesamtsakten verbrannt sind, muß ich noch aktenkundig sein. Wo bin ich geboren? Zu Hause oder in einem Krankenhaus? Welche Vornamen hatte mein Vater, welche meine Mutter? Wann sind sie geboren? Das brauchte ich ja alles nicht mehr … ich bin ja als ›alter‹ Ehemann aus Sibirien zurückgekommen, und danach hat keiner mehr gefragt.
    »Wir haben jetzt die Protosano- Werke«, sagte Irmi mit zitternder Stimme. »Liebling, wir – mein Gott, plötzlich gehören uns Millionen …«
    »Noch nicht!«
    »Wenn du der Alleinerbe bist …«
    »Das muß sich noch klären, Irmi. So ein Riesenerbe trägt man nicht in einem Rucksack davon. Das gibt eine Menge Rennerei, Behördenverhandlungen, Übergabezeremonien. Und – und ich weiß noch gar nicht, ob ich es annehme.«
    »Du bist verrückt, Hellmuth!« sagte sie laut. Zum erstenmal hatte sie eine härtere, energische Stimme. Er starrte sie entgeistert an. »Wirklich, du mußt verrückt sein, wenn du das ausschlägst! Warum denn? Was soll aus den Werken werden?«
    »Vielleicht eine Aktiengesellschaft, in der ich als Hauptaktionär ohne Funktion sitze. Und warum? Irmi, dieses Erbe macht unsere Familie kaputt! Nehme ich an, dann wirst du nur noch durch Briefe und Postkarten von mir hören. Mal aus New York, mal aus Rio, aus Tokio … Und wenn wir uns einmal wiedersehen, sage ich Gnädige Frau zu dir, so fremd werden wir uns geworden sein! Nein! Ich opfere meine Ehe nicht dem Lustgefühl, Konzernherr und Millionär zu sein!«
    »Und Peter?« sagte sie schlicht. »Denkst du nicht an Peter?«
    Er zuckte zusammen wie unter einem Schlag. »Welcher Peter?« stotterte er.
    »Unser Kind, Liebling … was sonst für ein Peter?!«
    »Er hat genug mit der Apotheke und unserer Vitalan- Fabrik . Irmi …« Er sprang auf, lief zu ihr, umarmte sie von hinten, zog ihren schmalen Kopf zurück und küßte ihre geschlossenen Augen. »Ich habe einfach Angst, dieses Riesenerbe anzunehmen.«
    »Angst?« Ihre Stimme verwehte unter seinen Küssen. »Und wenn ich dir dabei helfe?«
    »Wie könntest du helfen?«
    »Ich bin bei dir, immer um dich, und ich massiere dir die Schläfen, wenn du müde bist und erschöpft. Das hat immer geholfen, nicht wahr …?«
    »Was da auf uns zukommt, Irmi, erdrückt uns«, sagte er heiser. »Das ist alles um zehn Nummern zu groß. Nicht ein Berg, ein Gebirge stürzt auf uns!«
    »Bist du schwächer als dein Onkel Axel?« fragte sie. »Wenn er es konnte mit – wie alt ist er geworden?«
    »Achtundsiebzig.«
    »… mit achtundsiebzig Jahren, kann es ein Hellmuth Wegener mit dreißig erst recht! Fahr hin, Liebling, sieh dir alles an. Du bist doch nicht allein. Du hast Direktoren und Abteilungsleiter, Chefchemiker und Prokuristen, Juristen und Volkswirtschaftler.«
    »Und sie bekommen einen Chef, der in einem riesigen Ledersessel sitzen wird wie ein Froschkönig!«
    »Aber der Froschkönig im Märchen war ein wirklicher König, den die Liebe erlöste. Die Liebe!« Sie umfaßte seinen Kopf und zog ihn zu sich hinunter. »In keinem Märchen gibt es eine Frau, die so liebt, wie ich dich liebe. Wir fahren nach Hannover, Hellmuth!«
    Dr. Schwangler war der gleichen Ansicht. Er war geradezu

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