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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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elektrisiert von den Möglichkeiten, die sich jetzt erschlossen. Die Vitalen- Werke , die Protosano -Werke, die Co-Operation mit Signor Betrucci in Rom – das war die Geburt eines Wegener-Imperiums in einer Zeit, in der die meisten Deutschen immer noch die lang entbehrten Freuden des Essens und Trinkens nachholten und zur Neueinkleidung antraten.
    »Sie sind mehr als ein Glückspilz!« sagte Dr. Schwangler zu Wegener, als er die Botschaft aus Hannover studiert hatte. »Ein ganz Stiller, mein Lieber. Sie haben die Begabung und den Charme, sogar das Schicksal zu beschlafen und mit ihm lauter kleine Millionen zu zeugen. Die Protosano- Werke! Jetzt haben wir eine Ausgangsposition gegenüber Betrucci, bei der wir Seifenhaars Charme nicht mehr brauchen.«
    Es war sinnlos, Dr. Schwangler eine andere Sprechweise anzuerziehen. Vielleicht änderte sich das, wenn er von Wegener zum Generalbevollmächtigten ernannt wurde. Vielleicht aber auch nicht. Dann würden die Vorstandssitzungen wohl zu pornographischen Kolloquien entarten.
    Mit Betrucci verhandelte man am Donnerstag nur kurz. Er war zu allem bereit, wenn René Seifenhaar in die römische Geschäftsleitung überwechselte.
    »Sie sollen ihn haben, Betrucci!« sagte Dr. Schwangler großzügig. Und zu Wegener sagte er später: »Da haben wir jetzt eine Filzlaus genau an der Stelle sitzen, wo sie hingehört! Alles, was in Rom passiert, wissen wir ein paar Stunden später! Und jetzt auf nach Hannover!«
    Schwangler sprach noch kurz mit dem Kollegen Siemsmeier, meldete ihren Besuch an, und am nächsten Montag fuhren sie mit zwei Autos los.
    Notar Dr. Siemsmeier war ein eisgrauer Herr aus der alten Justizratsschule. Er küßte Irmi die Hand, lachte nicht über Dr. Schwanglers gleich beim Eintritt hingeknallte Feststellung, daß die Sekretärinnen erschreckend überaltert seien und wie man sich wohlfühlen könne unter soviel Dörrobst – er kam gleich zur Sache, holte Onkel Axels Testament aus dem Tresor und brach die Siegel auf. Schwangler zählte sieben.
    »Geradezu alttestamentarisch!« bemerkte er.
    Das Testament war kurz und klar. Hellmuth Wegener war Alleinerbe. Dr. Siemsmeier erkannte die Kennkarte an … die Daten stimmten überein mit der Geburtsurkunde, die er längst angefordert hatte. Die Standesamtsakten von Hannover waren also nicht vernichtet worden.
    Wegener verhielt sich bei allem sehr still. Wie einfach das alles geht, dachte er, wie so oft schon. Niemand fragt. Es genügen ein paar Daten und ein paar Stempel. Und da man nachweislich der letzte seiner Familie ist, fragt man noch weniger. Man scheint sogar fröhlich darüber zu sein, den letzten Wegener aufgespürt zu haben.
    »Sehen wir uns mal alles an«, sagte Irmi, die von großer Aktivität war. »Läßt sich das einrichten? Zunächst die Fabrik?«
    »Aber ja! Jederzeit!« Dr. Siemsmeier sah Wegener an, lauernd, wie es Hellmuth schien. Wie ein Roßtäuscher am Don, der ein schönes rundes Pferdchen verkauft, kräftig und gesund, dem niemand ansieht, daß man ihm mit einem Rohr Luft in den Bauch geblasen hat. Wenn dann am nächsten Tag der Pfropfen aus Werg und Pech unter der Schwanzrübe hervorschießt und die Luft zischend entweicht, ist der Roßverkäufer längst in der Steppe verschwunden.
    »Sie nehmen das Testament an?« fragte Dr. Siemsmeier mit dem Gesicht eines verhungerten Fuchses.
    »Wir besichtigen erst«, sagte Dr. Schwangler fröhlich. »Ich habe es mir abgewöhnt, Jungfrauen im Rock zu akzeptieren! Pardon, gnädige Frau.« Er machte vor Irmi eine leichte Verbeugung. »Aber Vergleiche aus dem täglichen Leben überzeugen immer noch am besten.«
    Es zeigte sich, daß Dr. Schwanglers Ferkeleien reale Hintergründe hatten: Die Protosano- Werke standen am Stadtrand von Hannover – ein riesiger Trümmerkomplex, in dem man zwei kleine Hallen wieder aufgebaut hatte. Ein einsamer Schornstein rauchte. Es roch penetrant nach Medizin, etwa so wie Aspirin, wenn man es auf eine heiße Ofenplatte legt.
    »Das ist ein Ding!« sagte Wegener heiser. »Onkel Axel hatte Humor!«
    Sie standen auf einem Hügel, der aus zusammengetragenen Trümmern errichtet worden war und auf dem jetzt Gras wuchs. Sogar vier Bänke standen auf der Kuppe. »Das Betriebs-Erholungsgelände!« sagte Dr. Siemsmeier mit Galgenhumor. »Im Frühjahr pflanzen wir hier noch zehn Bäume. Birken.«
    »Das ist ungemein beruhigend.« Dr. Schwangler blickte über die große Trümmerwiese und die beiden Barackenhallen mit dem Schornstein. »Was

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