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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aber wir hatten immer zwei Köpfe … Daran habe ich nie gedacht. Gut, sie sagt nichts über die Miss-Wahl – das ist eine Lappalie gegen das, was ich ihr verschweige. Warum rege ich mich auf?! Mein ganzes Leben, mein ganzes Verhalten ihr gegenüber ist eine einzige Lüge. Und trotzdem ist es etwas anderes! Es ist schwer zu erklären, aber das Verschweigen von Kleinigkeiten kann zum Nährboden des Mißtrauens werden. Und überhaupt: Eine Miss ist bisher immer ein unverheiratetes Mädchen gewesen. Wieso ernennt man eine Frau mit zwei Kindern zu einer Miss?
    Wegener sprach mit dem Oberkellner des Hotels. Der Mann sprach Deutsch, lächelte verbindlich und antwortete: »Ihre Gattin, Signor, ist so etwas wie die Königin von San Geronimo. Ich beglückwünsche Sie.«
    Wegener hatte wenig von diesem Glückwunsch. Um so mehr bohrte jetzt ein Gefühl in ihm, das ihm bisher fremd gewesen war – nicht einmal Dr. Bernharts′ zahlreiche Hausbesuche hatten es geweckt. Verflucht, ich bin ja eifersüchtig, dachte er. Wahrhaftig, in mir staut sich etwas auf, platzen könnte ich bei der Vorstellung, ein anderer Mann drückte Irmi an sich! Das ist ein verdammtes Gefühl. Er rief Dr. Schwangler an, sagte: »Edi, komm sofort nach San Geronimo!« – und legte auf, ehe Schwangler fragen konnte, was eigentlich los sei. Dann ließ er die beiden Hausdiener kommen und gab jedem tausend Lire. Das war an einem Abend, an dem unten im großen Hotelsaal ein Kostümball stattfand unter dem Motto: ›Eine Nacht in Venedig‹. Und das in den Alpen. »Saublöd«, sagte Wegener säuerlich, saß mit seinem Gipsbein am Fenster, sah zu, wie Irmi sich mit Hilfe von bunten Schals und Glasketten in eine bildhübsche venezianische Prinzessin verwandelte und der kleine Peter mit einer Schärpe um den Bauch in einen jungen Gondoliere.
    »Gibt es eine Möglichkeit«, fragte er die Hausdiener, die beide Deutsch sprachen, weil sie aus Südtirol stammten, »mich in den Saal zu bringen, wo ich alles übersehen kann, ohne selbst gesehen zu werden?«
    Die Hausdiener dachten nach, dann einigten sie sich auf eine Möglichkeit. »Es geht nur eins, Signor«, sagte der eine und steckte den Geldschein lässig in die Schürzentasche. »Wir tragen Sie auf den Dachboden. Durch eine Luke, die auch zur Lüftung dient, könnten Sie die ganze Halle überblicken. Aber da oben wird es heiß werden, Signor. Dicke Luft, es zieht ja alles durch die Luke ab …«
    »Ich werde schon nicht ersticken!« Wegener rückte noch einmal tausend Lire heraus, und am Abend, als der große Ball begann, trugen ihn die Hausdiener mit seinem Stuhl über die Hintertreppe unters Dach, schoben ihn an die Luke heran, öffneten sie so weit, daß er den Saal überschauen konnte, und wünschten ihm viel Spaß. Dabei grinsten sie unverschämt. Wegener ertrug es zähneknirschend. Er entdeckte Irmi sofort, umringt von Männern, die alle wie Gondolieri aussahen. Sie sah süß aus, lachte, trank Sekt und war so ganz anders als sonst. Sie war tatsächlich der Mittelpunkt des Festes. So kenne ich sie gar nicht, dachte Wegener, und der Druck auf seinem Herzen wurde immer stärker. Lag es an mir? Hat sie das vermißt, diese Fröhlichkeit, befreit von der Pflicht, repräsentieren zu müssen?
    Er hockte auf seinem unbequemen Stuhl, das Gipsbein ausgestreckt, zur Unbeweglichkeit verurteilt, schluckte die verbrauchte Luft, die ihn umwehte, sah Irmi tanzen und belegte die Männer, die sich um sie rissen, mit gehässigen Namen. Er war froh, als nach zwei Stunden die beiden Hausdiener wieder auf dem Dachboden erschienen und ihn auf sein Zimmer schleppten.
    Als Irmi aus dem Ballsaal zurückkam, lag er längst im Bett und tat so, als schlafe er fest. Er schnarchte sogar, so gekonnt, daß sie sich leise auszog und ganz vorsichtig, damit er nicht aufwachte, in ihr Bett huschte. Wegener, der auf der Seite lag, blinzelte auf die Uhr. Fast vier Uhr morgens! Das war das letztemal, dachte er. Das halte ich nicht mehr aus! Und wenn ich eines Tages mal fest im Bett liegen müßte – ich ließe mich dahin rollen, wo Irmi ist! Ich werde noch verrückt …
    Zwei Tage später war Dr. Schwangler da. »Du Hornochse!« sagte er zu Wegener. »Sitzt da herum und frißt die Tapeten von der Wand vor Eifersucht – und was machst du? Was ist mit dem Haus auf dem Gereonswall? Die kleine wilde Schwarze?! Und du gönnst Irmi nicht mal einen harmlosen Skiflirt.«
    »Gereonswall, das ist etwas anderes, Edi«, sagte Wegener dumpf.
    »Natürlich, bei

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