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Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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einäschern?«
    »Natürlich«, antwortete sie. »Das ist unbedingt erforderlich.« Sie machte eine kurze Pause. »Oh, ich hatte gestern Abend Dr. Garcia mit seiner Familie zum Abendessen eingeladen«, sagte sie beiläufig.
    »Das war sehr nett von Ihnen.« Ich hielt den Blick auf die Fotos der schimmernden Oberfläche der Oxinium-Gelenke gerichtet.
    »Carmen, seine Frau, ist wirklich witzig – eine Art überspannte, selbstironische Version der feurigen Latina. Sie verhält sich ganz dem Stereotyp entsprechend, und dann tritt sie einen Schritt zurück und lacht über sich. Sie ist wie ein Surfer, der auf einer gigantischen Welle reitet.« Sie lächelte. »Und das Baby ist das absolut süßeste Baby der Welt.«
    »Wollen Sie jetzt auch eins?«
    Sie warf mir einen scharfen Blick zu. »Gütiger Himmel, nein«, sagte sie. »Ein, zwei Stunden die Woche hätte ich allerdings nichts dagegen. Ich habe den beiden das Versprechen abgenommen, mich jeden Donnerstagabend babysitten zu lassen.« Sie schob den Stapel Broschüren zusammen. »Sie waren nicht zufällig gestern Abend in North Hills?«
    »Ich? Was sollte ich denn in North Hills zu tun haben?« Meine Frage war nicht unbedingt eine Lüge, aber die Wahrheit war sie auch nicht.
    »Ich weiß nicht. Ich habe nur überlegt.« Hatte Miranda übersinnliche Wahrnehmungen? War sie so auf mich eingestimmt? »Ich bin raus, um ein paar Minzeblätter für Tee zu holen, da hörte ich ein Auto anspringen. Dann wendete ein Wagen genau wie Ihrer und fuhr vorbei.«
    »Pah«, sagte ich so lässig wie möglich, »Pick-ups wie meinen gibt’s in Knoxville viele.«
    »Ja, kann sein. Ich habe Ihren Namen gerufen … Ich wollte Sie einladen, sich zu uns zu setzen. Sie hätten sicher Spaß gehabt.«
    »Vielleicht können wir uns irgendwann mal alle verabreden«, sagte ich. Geschieht dir recht , schalt ich mich. »Hören Sie«, sagte ich und zog mich auf sichereres Terrain zurück. »Ich könnte Ihre Recherche-Künste gebrauchen.«
    »Schießen Sie los.«
    »Ich versuche, Kontakt zum Trinity-Krematorium herzustellen, das irgendwo in der Nähe von Rock Spring im Nordwesten Georgias liegt. Dahin wurde Burt DeVriess’ Tante zum Einäschern geschickt.«
    »Haben Sie es mit der Anrufrückverfolgung versucht?«
    »Ja. Sie sind nicht gelistet.«
    »Hm. Das ist aber seltsam, es sei denn, sie wollen sich selbst das Geschäft ruinieren.«
    »Es kommt noch seltsamer. Der Typ, der den Laden führt, heißt Littlejohn.« Den Namen hatte ich von Helen Taylor bekommen, die fast ausgespuckt hatte, als sie ihn mir nannte.
    »Little John? Wie der Kumpel von Robin Hood?«
    »Das ist sein Nachname, nicht zwei Namen. Mit Vornamen heißt er Delbert.«
    »Delbert – das ist allerdings komisch.«
    »Warten Sie, bis ich fertig bin«, sagte ich, erleichtert, dass sie wieder zu Scherzen aufgelegt war. »Delbert Littlejohn hat eine Geheimnummer.«
    »Oh, das gefällt mir«, sagte sie. »Das riecht nach Schmu.«
    »Was ist Schmu überhaupt? Ich habe schon öfter gehört, dass jemand mit dem Wort um sich geschmissen hat«, sagte ich, »aber ich bin mir nicht ganz sicher, was es eigentlich bedeutet. Hat es vielleicht was mit Schmutz zu tun, weil man im Dreck wühlt? Wo kommt das Wort eigentlich her?«
    »Wie sehe ich aus?«, sagte sie. »Wie ein Wörterbuch?« Sie wirbelte auf ihrem Stuhl zum Schreibtisch herum, und ihre Finger spielten eine schnelle Sonate auf der Computertastatur. »Hm«, sagte sie. »Kommt aus dem Jiddischen und bezeichnet dort einen Betrug oder ungerechten Gewinn. Oder auch kleine Schwindeleien im höflichen Gespräch. Tja, wer will schon immer die Wahrheit hören.«
    »So jung und schon so zynisch«, sagte ich.
    »Ich war immer schon frühreif.«
    »Egal«, sagte ich, »zurück zu den aktuellen Fragen. Glauben Sie, Sie könnten noch ein bisschen in die Tasten hauen und herausfinden, wie ich diesen mysteriösen Mr. Littlejohn erreichen kann, um ihm ein paar Fragen über Tante Jean zu stellen?«
    »Sicher doch«, feixte sie. »Ich rufe Sie an, wenn ich was rausfinde. Oder wenn ich auf die Nase falle.«
    »Sie fallen nie auf die Nase«, sagte ich. Als die Tür hinter mir zuknallte, waren die Tasten schon am Klappern.
     
    Eine Stunde später klingelte in meinem Büro das Telefon. Miranda hatte tief in ihren Beutel mit Google-Tricks gegriffen, ohne irgendeine Spur des Trinity-Krematoriums zu finden. Sie hatte auch bei AnyWho.com und MapQuest vergeblich versucht, eine Adresse oder eine Telefonnummer

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