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Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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finde, dein Kumpel, der Fiese, sollte die Rechnung begleichen.«
    »Du hast recht«, stimmte ich ihm zu. »Der Fiese lädt uns ein.«
    »Wird dir guttun, mal einen Tag aus der Stadt rauszukommen«, sagte er, »und weg von der Sache mit Hamilton.«
    Auch da hatte er recht.

14
    Der Freitagmorgen dämmerte heiß und strahlend herauf, und als die Sonne herauskam, waren Art und ich schon seit einer Stunde auf der Straße. Um sieben Uhr verließen wir an der Ausfahrt Ooltewah die Interstate, rund fünfzehn Kilometer nordöstlich von Chattanooga. Die endlose Asphaltfläche vor dem Cracker Barrel war praktisch leer.
    »Der Parkplatz hier ist fast so groß wie der vom Neyland-Stadion«, sagte ich.
    »In einer Stunde ist er rappelvoll«, sagte Art, »und man muss eine halbe Stunde warten, bis man einen Tisch kriegt.«
    »Das würde ich nicht machen«, sagte ich.
    »Was?«
    »Warten«, erklärte ich. »Ich finde das Essen hier toll. Super Frühstück, tolles Gemüse. Aber ich hätte keine Lust, mich dafür eine halbe Stunde anzustellen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Art. »Obwohl ich versucht wäre, wenn sie endlich ihre Buttermilchbrötchen auf die Reihe kriegten.«
    »Du boykottierst sie wegen ihrer Buttermilchbrötchen?«
    »Ich boykottiere sie nicht direkt«, sagte er, »aber wegen der Buttermilchbrötchen würde ich mich nicht durch den Menschenandrang kämpfen. Man sollte doch denken, dass ein Lokal, dass sich seiner Südstaatenküche rühmt, anständige Buttermilchbrötchen backen würde, aber die Brötchen hier sind wirklich erbärmlich. Schwer und teigig und viel zu viel Backpulver, vielleicht nehmen die ja sogar eine Backmischung. Die Buttermilchbrötchen bei Hardee’s sind zehnmal besser. Außen golden und knusprig, innen leicht wie Luft.«
    »Hardee’s macht wirklich bessere Buttermilchbrötchen«, stimmte ich ihm zu. »Das sollten wir denen bei Cracker Barrel mal sagen. Im Geiste konstruktiver Kritik natürlich.«
    »Hab ich schon«, zeterte er. »Tu ich. Jedes verdammte Mal, wenn ich in einem Cracker Barrel esse, fülle ich so eine Kundenbefragungskarte aus und schreibe, ›Ihre Buttermilchbrötchen sind erbärmlich‹.«
    »Das ist deine Vorstellung von konstruktiver Kritik?«
    »Danach wird es konstruktiver. ›Machen Sie bessere Buttermilchbrötchen‹, schreibe ich. ›Stellen Sie einen Brötchenbäcker von Hardee’s ein.‹ Man sollte meinen, sie verstehen die Botschaft. Aber das tun sie nicht – es sei denn, sie stellen Leute von Hardee’s ein und schreiben ihnen dann vor, sich an dasselbe erbärmliche Buttermilchbrötchenrezept zu halten. Inzwischen habe ich es so ziemlich aufgegeben. Bestelle mir stattdessen Maismuffins.«
    »Die Maismuffins sind nicht schlecht«, sagte ich.
    »Sind sie auch nicht«, sagte er, »aber zum Frühstück will man wirklich ein gutes Buttermilchbrötchen. Und überhaupt, man könnte meinen …«
    »Ja, man könnte meinen«, sagte ich. »Diese Welt ist ein Tal der Tränen, Art, voller Ungerechtigkeit und Enttäuschung.«
    »Und erbärmlicher Buttermilchbrötchen«, sagte er.
    Die Pfirsichpfannkuchen waren köstlich, und das geräucherte Würstchen war jedes tödliche Gramm Cholesterin wert. Aber ich konnte nicht anders, ich wünschte mir zum Nachtisch ein anständiges Buttermilchbrötchen, mit Butter und Honig. Ich nahm mir eine Kundenbefragungskarte und schrieb los. Art tat es mir nach.
     
    Nachdem wir auf das East Ridge gefahren und dann hinunter in das breite Tal gerollt waren, in dem Chattanooga lag, nahmen wir die Abfahrt Rossville Boulevard und fuhren auf der U.S. 27 Richtung Süden, durch die Stadt Fort Oglethorpe und dann durch die gepflegten Wiesen und Wälder des Chickamauga Battlefield, wo die Armee der Konföderierten im Bürgerkrieg einen phänomenalen Sieg errungen hatte, nur um kurz danach erst Chattanooga und dann Atlanta zu verlieren. Südlich von Chickamauga führte der Highway größtenteils schnurgerade durch weite Kiefernwälder und Weiden, unterbrochen von Tankstellen, Friseursalons und baptistischen Kirchen. Wir passierten die Querstraßen East Turnipseed und West Turnipseed und bogen einige Kilometer dahinter vom Highway auf die asphaltierte Straße, die Miranda mir auf der Karte angestrichen hatte. Die Straße war eher ein Weg und so schmal, dass sie keinen Mittelstreifen hatte. Art und ich suchten nach einem Krematoriumsschild, fanden jedoch keines. Als wir das Ende der Straße erreichten, wusste ich, dass wir es verpasst hatten. Ich wendete und

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