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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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bewachsen, ein ungebändigtes, zerzaustes Meer aus Grün. Doc Labyrinth ging voran, schob die Äste zur Seite, bückte und schlängelte sich durch das Unterholz.
    »Eine ziemliche Wildnis«, bemerkte ich. Wir marschierten weiter. Dunkel und feucht war es im Wald; die Sonne war fast untergegangen, und zarter Nebel umgab uns und driftete durch das über uns lastende Laub.
    »Nie kommt ein anderer Mensch hierher.« Der Doktor blieb unvermittelt stehen und sah sich um. »Vielleicht hätten wir besser mein Gewehr mitnehmen sollen. Ich möchte nicht, daß uns etwas zustößt.«
    »Sie scheinen ja ganz sicher zu sein, daß Ihnen die Angelegenheit aus den Händen geglitten ist.« Ich trat neben ihn, und wir blieben dicht beieinander stehen. »Vielleicht ist es nicht so schlimm wie Sie annehmen.«
    Labyrinth sah sich um. Mit dem Fuß schob er Gestrüpp hinweg. »Sie sind hier um uns, überall, und sie beobachten uns. Spüren Sie das denn nicht?«
    Ich nickte zerstreut. »Was ist das?« Ich hob einen schweren, vermoderten Ast auf, und Holzschwamm bröckelte von ihm ab. Ich zerrte ihn aus dem Weg. Ein Haufen lag dort, formlos und unidentifizierbar, halb in der weichen Erde begraben.
    »Was ist das?« fragte ich erneut. Labyrinth starrte nach unten, und auf seinem blassen Gesicht erschien ein verlorener Ausdruck. Ziellos stocherte er mit der Schuhspitze in dem Haufen. Ich fühlte mich ungemütlich. »Um Gottes willen, was ist das?« rief ich. »Wissen Sie es?«
    Labyrinth blickte langsam zu mir auf. »Es ist das Schubert-Tier«, murmelte er. »Oder – es war das Schubert-Tier. Jetzt ist nicht mehr viel davon übrig.«
    Das Schubert-Tier – es war das Geschöpf, das wie ein Lamm herumgesprungen und hin und her gelaufen war, töricht und verspielt. Ich bückte mich, betrachtete den Kadaver und wischte einige Blätter und Zweige fort. Es war tot. Das Maul stand offen und der Rumpf war weit aufgerissen. Ameisen und Aaskäfer wimmelten bereits umher und schleppten ihre Beute fort. Es hatte zu stinken begonnen.
    »Aber wie ist das geschehen?« fragte Labyrinth. Er schüttelte den Kopf. »Was ist dafür verantwortlich?«
    Ein Laut ertönte. Wir fuhren rasch herum.
    Einen Moment lang sahen wir nichts. Dann raschelte es in einem Busch, und zum erstenmal konnten wir seine Gestalt erkennen. Es mußte dort die ganze Zeit über gestanden und uns beobachtet haben. Die Kreatur war groß, dünn und langgestreckt und besaß leuchtende, eindrucksvolle Augen. Mich erinnerte es irgendwie an einen Koyoten, nur wirkte es wesentlich schwerer. Sein Fell war verfilzt und dicht, und die Schnauze war halb geöffnet, während es uns stumm anblickte und studierte, als sei es erstaunt, uns hier vorzufinden.
    »Das Wagner-Tier«, sagte Labyrinth heiser. »Aber es hat sich verändert. Es hat sich verändert. Ich erkenne es kaum wieder.«
    Das Wesen schnüffelte, und seine Nackenhaare sträubten sich. Plötzlich wich es zurück in den Schatten, und eine Sekunde später war es verschwunden.
    Eine Weile standen wir schweigend da. Schließlich gab sich Labyrinth einen Ruck. »Das war es also«, brummte er. »Ich kann es kaum glauben. Aber warum? Was ...«
    »Anpassung«, unterbrach ich. »Wenn Sie eine gewöhnliche Hauskatze aussetzen, verwildert sie. Oder einen Hund.«
    »Ja.« Er nickte. »Ein Hund wird wieder zum Wolf, um zu überleben. Das Gesetz der Wildnis. Ich hätte daran denken müssen. Niemand kann sich dem entziehen.«
    Ich sah auf den Kadaver auf dem Boden hinunter, und dann wandte ich meinen Blick wieder zu dem stillen Unterholz. Anpassung – oder etwas Schlimmeres. Ein Gedanke nahm in meinem Bewußtsein Gestalt an, aber ich sagte nichts; zumindest nicht in diesem Moment.
    »Ich würde gern noch ein paar andere sehen«, sagte ich. »Einige andere Schöpfungen. Schauen wir uns noch ein wenig um.«
    Er stimmte zu. Wir durchstöberten langsam das Gras und das Gestrüpp, schoben Geäst und Sträucher zur Seite. Ich benutzte einen Stock, aber Labyrinth ließ sich auf Hände und Knie nieder und tastete und fingerte umher und blickte kurzsichtig zu Boden.
    »Jedes Kind verwandelt sich in ein wildes Tier«, bemerkte ich. »Haben Sie schon einmal von den Wolfskindern in Indien gehört? Niemand würde glauben, daß es sich bei ihnen einst um normale Kinder gehandelt hat.«
    Labyrinth nickte. Er war unglücklich, und es fiel mir nicht schwer, den Grund dafür zu verstehen. Er hatte sich geirrt in seiner ursprünglichen Idee, und die daraus resultierenden

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