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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hübsch, klein und schlank und besaß die wippenden Zierfedern eines Pfaus. Er hüpfte ein wenig durch das Zimmer und kehrte dann neugierig und zutraulich zu ihm zurück. Zitternd bückte sich Doc Labyrinth und streckte eine Hand aus. Der Mozart-Vogel kam näher. Dann, mit einmal, schwang er sich in die Luft.
    »Erstaunlich«, murmelte er. Geduldig und freundlich lockte er den Vogel, und schließlich flatterte er zu ihm herunter. Labyrinth streichelte ihn lange Zeit und dachte nach. Wie würden die anderen aussehen? Er konnte es sich nicht vorstellen. Vorsichtig ergriff er den Mozart-Vogel und setzte ihn in einen Käfig.
    Er war am nächsten Tag noch mehr überrascht, als der Beethoven-Käfer herauskam, ernst und würdevoll. Das war der Käfer, den ich selbst gesehen habe, wie er auf der roten Decke entlangkroch und bedächtig und feierlich einem nur ihm bekannten Ziel zustrebte.
    Danach folgte das Schubert-Tier. Das Schubert-Tier war eine törichte, verspielte, schafsähnliche Kreatur, die hin und her sprang, ein närrisches, anschmiegsames Geschöpf. Labyrinth setzte sich bei seinem Anblick auf der Stelle hin und begann zu grübeln.
    Aber welche Faktoren waren zum Überleben nötig? Waren Zierfedern besser als Klauen, besser als scharfe Zähne? Labyrinth war verwirrt. Er hatte eine Armee zäher, dachsähnlicher Kreaturen erwartet, ausgerüstet mit Klauen und Reißzähnen, die graben und kämpfen und beißen und schlagen konnten. Machte er denn alles richtig? Andererseits, wer konnte schon sagen, was gut zum Überleben war – die Dinosaurier waren schwer gepanzert und mit natürlichen Waffen ausgerüstet gewesen, aber trotzdem war keiner von ihnen übriggeblieben. Auf jeden Fall war die Maschine nun einmal gebaut; es war jetzt zu spät, um einen Rückzieher zu machen.
    Labyrinth arbeitete weiter und fütterte die Musik von vielen Komponisten in die Konservierungsmaschine, eine nach der anderen, bis der Wald hinter seinem Haus von kriechenden, blökenden Kreaturen wimmelte, die in der Nacht kreischten und raschelten. Viele wunderliche Geschöpfe entstanden, Wesen, die ihn erstaunten und verblüfften. Das Brahms-Insekt besaß zahllose Beine, die in allen Richtungen abstanden; ein großer, tellerförmiger Tausendfüßler. Es war flach und klein und mit einem gleichmäßigen Fell bedeckt. Das Brahms-Insekt mochte es, allein zu sein, und es machte sich sogleich von dannen und gab sich große Mühe, dem Wagner-Tier zu entgehen, das vor ihm aus der Maschine gekommen war.
    Das Wagner-Tier war groß und von dunklen Farbtupfern übersät. Es schien ein wildes Temperament zu besitzen, und Doc Labyrinth fürchtete sich ein wenig davor, ebenso wie die Bach-Käfer, die kugelförmigen Geschöpfe, von denen es eine ganze Reihe gab, einige groß, andere klein, und alle aus den achtundvierzig Präludien und Fugen entstanden. Und da war der Strawinsky-Vogel, aus vielen kuriosen Fragmenten und Teilen zusammengesetzt, und noch viele andere Wesen.
    So ließ er sie frei, setzte sie im Wald aus, und sie eilten davon, hüpften und rollten und sprangen, so gut sie es vermochten. Aber noch immer quälte ihn das Bewußtsein, etwas übersehen zu haben. Jedesmal, wenn ein neues Geschöpf erschien, war er verblüfft; er schien nicht die geringste Kontrolle über die Ergebnisse zu haben. Es lag nicht in seiner Macht, war irgendwelchen mächtigen, unbekannten Gesetzen unterworfen, die unmerklich die Kontrolle übernommen hatten, und dies bedrückte ihn außerordentlich. Seine Schöpfungen formten und veränderten sich unter dem Einfluß einer ungeheuren, unpersönlichen Macht, einer Macht, die Labyrinth weder erkennen noch verstehen konnte. Und dies versetzte ihn in Furcht.
     
    Labyrinth hielt in seinem Bericht inne. Ich wartete eine Weile, aber er schien nicht fortfahren zu wollen. Ich sah mich zu ihm um. Der alte Mann blickte mich auf eine seltsame, flehende Weise an.
    »Mehr weiß ich wirklich nicht«, erklärte er. »Schon lange habe ich nicht mehr den Wald aufgesucht. Ich fürchte mich davor. Ich weiß, daß etwas vorgeht, aber ...«
    »Warum gehen wir nicht beide und schauen uns um?«
    Er lächelte erleichtert. »Sie hätten nichts dagegen? Ich hatte gehofft, daß Sie das vorschlagen würden. Diese Angelegenheit beginnt mich zu bedrücken.« Er zog die Decke zur Seite und stand auf, straffte sich. »Also gehen wir.«
    Wir umrundeten das Haus und erreichten über einen schmalen Pfad den Wald. Alles war wild und chaotisch, überwuchert und

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