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Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition)

Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Leben: Meine Kindheit im Gulag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dahlhoff
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liebsten so viel wie möglich in mich hineingestopft, hätte die Schalen und Schüsseln gegriffen und mich mit ihnen unter den Tisch verzogen.
    »Ich schmiere dir ein Brot, Monika«, sagte Tante Frieda, die meine Not wohl erkannt hatte. »Warte, ich schneide es dir noch in Stücke …« Mit klopfendem Magen und schwirrendem Kopf versuchte ich, mich ganz auf die Brothappen vor mir zu konzentrieren. Die anderen klapperten mit ihrem Besteck, Inge plapperte fröhlich mit Bernhard. Mein Blick flatterte immer wieder über den Tisch …
    »Du musst gut kauen, Monika«, sagte Tante Frieda.
    »Das weiß ich«, gab ich patzig zurück, kaute übertrieben und rollte mit den Augen. Ein ganz deutliches Signal, dass ich in Ruhe gelassen werden wollte, was auch schließlich eintrat.
    Ich schob den Brotbrei in meinem Mund von einer Backentasche in die andere, als ich plötzlich etwas Glänzendes auf dem Küchenschrank entdeckte. Aber es war kein Schmuck, es waren glänzende Plättchen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Und sie lagen dort einfach herum. Ich aß mein Brot Bissen für Bissen auf, aber meine Gedanken drehten sich nur darum, was das wohl für geheimnisvolle Plättchen waren. Schließlich beendete der Pflegevater das Abendbrot, und auch die anderen standen von der Küchenbank oder ihren Stühlen auf, aber es gelang mir nicht, unbemerkt an den Küchenschrank heranzukommen.
    »Kinder, Zeit fürs Bett.« Die Pflegemutter schob mich und Bernhard zur Tür hinaus.
    »Monika, hilfst du mir morgen früh beim Aprikoseneinkochen?«, rief Tante Frieda mir noch zu.
    »Ja … mach ich. Gute Nacht!«
    »Gute Nacht, ihr beiden!«
    Die seltsamen Plättchen lagen am nächsten Tag noch immer an der gleichen Stelle auf dem Küchenschrank, und als Tante Frieda die eingemachten Aprikosen in den Keller trug, verschwanden sie klimpernd in meiner Schürzentasche.
    »Darf ich raus zum Spielen?«, fragte ich später Tante Frieda und hatte die Klimperstücke in der Schürze schon wieder vergessen. Es war das erste Mal, dass ich allein auf den Platz zu den anderen Kindern lief. Mit Bernhard war ich schon ein paar Mal dort gewesen, aber heute musste er dem Pflegevater bei der Feldarbeit helfen.
    »Möchtest du ein Bonbon?«, fragte mich ein Mädchen mit langen Zöpfen, die am Ende jeweils mit einer roten Schleife gebunden waren, und hielt mir ein buntes Papier hin.
    »Danke«, sagte ich und griff zu. In dem Papier war eine hellbraune Kugel eingewickelt. »Wir haben nur Rübenkraut zu Hause, keine Bonbons«, erklärte ich und steckte die Süßigkeit in den Mund.
    »Deine Mutter muss mal welche kaufen«, sagte das Mädchen. »Oder sie soll dir Geld geben, dann kannst du bei Tante Wentzel selbst welche holen.«
    »Das mach ich«, sagte ich und wandte mich zu den Kindern um, die mit ihren Murmeln spielten. Ich hockte mich auf den Boden und verfolgte die kullernden Klackerdinger mit meinem Blick. Plötzlich rollte eine Murmel direkt auf mich zu, und ein Junge rief: »Weg da.« Ich wollte zur Seite springen und stolperte über meine Schürze, und auf einmal lagen die geheimnisvollen Plättchen aus Tante Friedas Küche im Dreck.
    »Warte, ich helfe dir!« Das Mädchen mit den Zöpfen kam angelaufen und half mir beim Aufsammeln. »Du hast ja richtig viele Münzen. Dafür bekommst du jede Menge Bonbons.«
    Für diese Plättchen gab es Bonbons? Na, wenn das kein Glück war. »Bringst du mich zu dem Laden?«, fragte ich.
    »Ja, aber dann müssen meine Geschwister mitkommen«, sagte das Mädchen und rief ein paar Namen. Am Ende waren wir eine ganze Horde Kinder, die über die Straße lief.
    »He, Monika, wo willst du denn hin? Ist Bernhard nicht bei dir?« Tante Ida stand an ihrem Gartenzaun. Ich sagte zu ihr, dass doch viele Kinder bei mir seien und wir zum Laden von Frau Wentzel liefen. »Bonbons holen.« Da lachte sie und winkte uns hinterher.
    Ich hielt die Schürze weit auf, so viele Bonbons bekam ich von Tante Wentzel. Die anderen Kinder griffen ebenfalls zu, und wir hüpften mit bonbondicken Backen zurück zum Platz. »Bis morgen vielleicht!«, rief ich den Kindern zu und eilte nach Hause. Ich wollte nicht noch mehr abgeben müssen.
    Oben in der Küche angekommen, öffnete ich mein Fach und verstaute die Bonbons ganz hinten. Die Pflegemutter war anscheinend schon unten bei Tante Frieda, also wusch ich mir nur noch schnell die Hände und ging ebenfalls hinunter. Die Stimmen aus Tante Friedas Küche waren nicht zu überhören. Ob noch Besuch gekommen war?

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