Eine Handvoll Worte
mitten in dieser kleinen, irrwitzigen Szene wurde mir klar, dass es ein wundervolles Geschenk ist, jemanden da draußen zu haben, der dich versteht, dich begehrt, in dir etwas Besseres sieht. Auch wenn wir nicht zusammen sind, ist es ein Quell des Beistands für mich, zu wissen, dass ich dieser Mann für dich bin.
Sie hat die Augen geschlossen und lauscht Rorys leiser Stimme. Sie stellt sich vor, wie Jennifer sich gefühlt haben muss, geliebt, bewundert, begehrt zu sein.
Ich weiß nicht genau, womit ich das Recht verdient habe. Auch jetzt bin ich davon nicht ganz überzeugt. Doch selbst die Möglichkeit, an dein schönes Gesicht zu denken, dein Lächeln, und zu wissen, dass ein Teil davon zu mir gehört, ist wahrscheinlich das Größte, was mir im Leben passiert ist.
Rory ist verstummt. Sie schlägt die Augen auf und stellt fest, dass er ein Stück von ihr abgerückt ist. »Für eine kluge Frau«, sagt er, »bist du erstaunlich schwer von Begriff.« Er streckt eine Hand aus und wischt ihr mit dem Daumen eine Träne ab.
»Du weißt nicht …«, hebt sie an. »Du verstehst nicht …«
»Ich glaube, ich weiß genug.« Bevor sie wieder sprechen kann, küsst er sie. Ellie zögert nur einen Moment, und die sommersprossige Hand ist wieder da und quält sie. Warum sollte ich jemandem treu sein, der wahrscheinlich gerade jetzt wilden Urlaubssex hat?
Dann liegt Rorys Mund auf ihrem, er umschließt ihr Gesicht mit beiden Händen, und sie erwidert seinen Kuss, schaltet entschlossen alle Gedanken ab, ihr Körper ist einfach dankbar für die Arme, die sie halten, seine Lippen auf ihren. Blende alles aus, fleht sie ihn insgeheim an. Schreib diese Seite neu. Sie rutscht und ist leicht überrascht, dass sie trotz ihrer verzweifelten Sehnsucht in der Lage ist, diesen Mann durchaus haben zu wollen. Dann kann sie an nichts mehr denken.
Sie wacht auf und schaut auf zwei Reihen dunkler Wimpern. Was für dunkle Wimpern, denkt sie in den paar Sekunden, bevor das Bewusstsein richtig wiederkehrt, Johns sind karamellfarben. Am äußeren Rand des linken Auges hat er eine weiße Wimper, und sie ist sich ziemlich sicher, dass die bisher noch niemandem außer ihr aufgefallen ist.
Vögel zwitschern. Draußen heult ein Motor auf. Auf ihrer nackten Hüfte liegt ein Arm. Er ist erstaunlich schwer, und als sie sich bewegt, zieht sich sofort eine Hand an ihrem Po zusammen, wie im Reflex, sie nicht loslassen zu wollen. Sie starrt auf die Wimpern und erinnert sich daran, was am Abend zuvor geschehen ist. Sie und Rory auf dem Boden vor ihrem Sofa. Er holt die Bettdecke, als sie feststellt, dass sie friert. Sein Haar, üppig und weich in ihren Händen, sein erstaunlich breiter Körper über ihrem, ihr Bett, sein Kopf, der unter der Bettdecke verschwindet. Ein leichter Schauer überkommt sie bei der Erinnerung, doch sie kann nicht genau bestimmen, was sie davon hält.
John.
Eine SMS.
Kaffee, denkt sie, die sichere Seite. Kaffee und Croissants. Sie löst sich aus seiner Umarmung, den Blick noch immer auf sein schlafendes Gesicht gerichtet. Sie hebt seinen Arm und legt ihn sanft auf das Laken. Er wacht auf, und sie erstarrt. In seinen Augen sieht sie sogleich ihre eigene Verwirrung widergespiegelt.
»Hey«, sagt er mit rauer, verschlafener Stimme. Wie spät war es, als sie schließlich eingeschlafen sind? Vier? Fünf? Ihr fällt ein, dass sie gekichert haben, weil es draußen hell wurde. Er reibt sich das Gesicht und stützt sich auf einen Ellbogen. Seine Haare stehen an einer Seite ab, sein Kinn ist überschattet und borstig. »Wie spät ist es?«
»Fast neun. Ich springe mal eben kurz raus und hole einen ordentlichen Kaffee.« Sie geht rückwärts zur Tür und ist sich ihrer Nacktheit im allzu hellen Morgenlicht bewusst.
»Bist du sicher?«, ruft er, als sie verschwindet. »Soll ich nicht gehen?«
»Nein, nein.« Sie hüpft in die Jeans, die sie vor der Wohnzimmertür entdeckt. »Geht schon klar.«
»Für mich bitte schwarz.« Sie hört, wie er in die Kissen sinkt und etwas über seinen Kopf vor sich hin murmelt.
Ihre Unterhose liegt halb unter dem DVD-Player. Sie hebt sie rasch auf und stopft sie in eine Hosentasche. Sie streift sich ein T-Shirt über den Kopf, wickelt sich in ihre Jacke und eilt die Treppe hinunter, ohne stehen zu bleiben, um nachzusehen, wie sie aussieht. Rasch geht sie zur nächsten Kaffeebar und tippt dabei bereits eine Nummer in ihr Handy ein.
Wach auf. Geh ans Telefon.
Inzwischen steht sie in der Schlange. Nicky
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