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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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entfuhr ihm ein Keuchen, wenn er sich in Lavendelbüschen verfing. Trotz des lauwarmen Abends und des Mädchens am Arm hatte er Heimweh nach etwas, das er nicht benennen konnte.
    »Sie sind so still, Mr O’Hare. Sind Sie sicher, dass Sie nicht wieder einschlafen?«
    Ausgelassenes Gelächter drang vom Haus zu ihnen herüber.
    »Sagen Sie, gefallen Ihnen solche Abende?«, fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist ein schönes Haus.«
    » Ein schönes Haus. Ist das etwa Ihr wichtigstes Kriterium für einen angenehmen Abend, Mademoiselle?«
    Sie zog eine Augenbraue hoch, offensichtlich ließ sie sich von seiner spitzen Bemerkung nicht stören. »Mariette. Bitte. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie sich nicht amüsiert haben?«
    »Solche Menschen«, verkündete er, wohl wissend, dass er betrunken und kampfeslustig klang, »bringen mich dazu, dass ich mir am liebsten einen Revolver in den Mund stecken und abdrücken würde.«
    Sie kicherte, und da er mit ihrer offenen Komplizenschaft zufrieden war, erwärmte er sich für das Thema: »Die Männer sprechen nur darüber, wer was hat. Die Frauen können nicht über ihren verdammten Schmuck hinausschauen. Sie haben das Geld, die Gelegenheit, alles zu tun, alles zu sehen, doch niemand hat eine Meinung über etwas außerhalb ihrer eigenen, beschränkten kleinen Welt.« Er stolperte erneut, und Mariette packte seinen Arm fester.
    »Ich hätte heute Abend lieber mit den Armen vor dem Hôtel Cap gesprochen. Nur dass Leute wie Stirling sie ohne Zweifel hätten beseitigen und irgendwo anders hinschaffen lassen, wo sie nicht so ins Auge fallen …«
    »Ich dachte, Sie mögen Madame Stirling«, hänselte sie. »Jeder zweite Mann an der Riviera ist in sie verknallt. Offensichtlich.«
    »Verwöhnte kleine Gattin. Die findet man in jeder Stadt, Mademois… Mariette. Hübsch anzusehen, aber keinen eigenen Gedanken im Kopf.«
    Er hatte seine Tirade noch eine Weile fortgesetzt, bis er merkte, dass das Mädchen stehen geblieben war. Er spürte eine Veränderung in der Stimmung, schaute hinter sich, und als er wieder klar sehen konnte, erkannte er Jennifer Stirling ein paar Schritte oberhalb auf dem Pfad. Sie hielt sein Leinenjackett in den Händen, ihr blondes Haar schimmerte silbern im Mondlicht.
    »Sie haben das hier vergessen«, sagte sie und streckte die Hand aus. Ihre Kieferpartie war starr, ihre Augen glitzerten im blauen Licht.
    Er trat vor und nahm das Jackett entgegen.
    Ihre Stimme klang schneidend in der ruhigen Luft. »Tut mir leid, dass wir Sie so enttäuscht haben, Mr O’Hare. Dass unsere Lebensart Sie derart gekränkt hat. Vielleicht hätten wir Ihre Anerkennung gefunden, wenn wir dunkelhäutig und verarmt gewesen wären.
    »Herrgott«, sagte er und schluckte. »Tut mir leid. Ich bin – ich bin sehr betrunken.«
    »Ganz offensichtlich. Ich möchte Sie bitten, Laurence in Ihrem Artikel nicht anzugreifen, ganz gleich, was Sie persönlich von mir und meinem verwöhnten Leben halten.« Sie machte sich wieder auf den Weg zurück den Berg hinauf.
    Er zuckte zusammen und fluchte innerlich, als er ihren abschließenden Satz mitbekam: »Vielleicht fällt es Ihnen beim nächsten Mal, wenn Sie die Aussicht haben, die Gesellschaft solcher Langweiler erdulden zu müssen, leichter, ›nein danke‹ zu sagen.«

Du würdest nicht zulassen, dass ich deine Hand halte, nicht einmal deinen kleinen Finger, meine kleine Pfirsichblüte.
    Mann an Frau, per Brief

4
    I ch fange mit dem Staubsaugen an, Madam, wenn es Sie nicht stört.«
    Sie hatte die Schritte auf dem Treppenabsatz gehört und hockte sich auf die Fersen.
    Mrs Cordoza, den Staubsauger in der Hand, blieb im Türrahmen stehen. »Oh! All Ihre Sachen … Ich wusste nicht, dass Sie diesen Raum umsortieren. Soll ich Ihnen helfen?«
    Jennifer wischte sich über die Stirn und warf einen prüfenden Blick auf den Inhalt ihres Kleiderschranks, der ringsum auf dem Boden verstreut lag. »Nein, danke, Mrs Cordoza. Machen Sie nur. Ich ordne nur meine Sachen neu, damit ich sie finden kann.«
    Die Haushälterin schwankte. »Wie Sie wünschen. Wenn ich fertig bin, gehe ich einkaufen. Ich habe etwas kalten Aufschnitt in den Kühlschrank gelegt. Sie haben gesagt, Sie wollten nichts Schweres zu Mittag essen.«
    »Das reicht durchaus. Vielen Dank.«
    Dann war sie wieder allein, das dumpfe Dröhnen des Staubsaugers entfernte sich auf dem Flur. Jennifer richtete sich auf und hob den Deckel von der nächsten Schuhschachtel. Das machte sie schon

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