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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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von dem, was er sagte, ihre grundlegende Meinung über ihn verändern, als würde nichts von dem, was er gestand, später als Beweis gegen ihn verwendet werden.
    »Was passiert mit ehemaligen Kriegskorrespondenten, wenn sie die Probleme leid sind?«, fragte sie.
    »Sie werden in dunkle Ecken der Redaktion in den Ruhestand geschickt und langweilen alle mit Erzählungen über ihre ruhmreichen Tage«, sagte er. »Oder sie bleiben draußen im Feld, bis sie umgebracht werden.«
    »Und welcher Typ bist du?«
    »Das weiß ich nicht.« Er schaute zu ihr auf. »Ich bin die Probleme noch nicht leid.«
    Er ließ sich leicht in den sanften Rhythmus der Riviera fallen: die ausgedehnten Mittagessen, die Zeit an der frischen Luft, das endlose Plaudern mit Menschen, von denen man nur begrenzt Kenntnis hatte. Er hatte sich angewöhnt, am frühen Morgen lange Spaziergänge zu unternehmen, nachdem er einmal tief und fest geschlafen hatte, genoss die Seeluft, die freundlichen Begrüßungen von Menschen untereinander, die nicht verkatert oder unausgeschlafen waren. Er war so entspannt wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Er wehrte Telegramme von Don ab, der mit ernsthaften Konsequenzen drohte, falls er nicht bald etwas Nützliches einreichen würde.
    »Hat dir das Profil nicht gefallen?«, hatte er gefragt.
    »Doch, aber es wurde im Geschäftsteil am letzten Dienstag veröffentlicht, und die Buchhaltung will wissen, warum du vier Tage, nachdem du den Artikel geschrieben hast, noch immer Spesenabrechnungen einreichst.«
    Sie nahm ihn mit nach Monte Carlo, bog mit dem Wagen um die schwindelerregenden Kurven der Bergstraßen, während er ihre schlanken, starken Hände am Lenkrad beobachtete und sich vorstellte, wie er jeden einzelnen Finger andächtig in den Mund nahm. Sie führte ihn in ein Casino und verlieh ihm das Gefühl, Gott zu sein, als er für seine paar Pfund einen beträchtlichen Gewinn beim Roulette einstrich. Sie aß Muscheln in einem Restaurant am Meer, rupfte sie fein, aber erbarmungslos aus ihren Schalen, und er verlor die Macht der Sprache. Sie war so gründlich in sein Bewusstsein eingesickert, hatte jeden klaren Gedanken verschluckt, dass er an nichts anderes mehr denken konnte, was ihm nicht einmal etwas ausmachte. In den Stunden, die er allein verbrachte, ging er in Gedanken eine Million Möglichkeiten durch, wie es ausgehen könnte, und er staunte, wie lange es her war, seitdem ihn eine Frau derart beschäftigt hatte.
    Das lag daran, dass sie eine Seltenheit war, vollkommen unerreichbar. Er hätte schon vor Tagen aufgeben sollen. Doch sein Puls beschleunigte sich, wenn wieder eine Notiz unter seiner Tür hindurchgeschoben wurde mit der Frage, ob er auf der Piazza etwas mit ihr trinken oder vielleicht rasch nach Menton fahren wolle?
    Was konnte es schaden? Er war dreißig und konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so oft gelacht hatte. Warum sollte er nicht kurz die Art von Frohsinn genießen, die andere Menschen als selbstverständlich hinnahmen? Das alles war so weit von seinem normalen Leben entfernt, dass es unwirklich schien.
    Am Freitagabend erhielt er das Telegramm, in dem stand, womit er schon seit Tagen gerechnet hatte: Sein Zug nach Hause war für den nächsten Tag gebucht, und man erwartete ihn am Montag in den Büros der Nation. Als er es las, überkam ihn eine gewisse Erleichterung: Diese Sache mit Jennifer Stirling hatte etwas eigenartig Verwirrendes angenommen. Normalerweise hätte er nie so viel Zeit und Energie für eine Frau verschwendet, deren Leidenschaft keine Selbstverständlichkeit war. Der Gedanke, sie nicht wiederzusehen, war verstörend, doch im Grunde seines Herzens wollte er in seine alte Routine zurück, den Menschen wiederentdecken, der er war.
    Er zog seinen Koffer vom Gestell und legte ihn auf sein Bett. Er würde packen, dann würde er ihr eine Notiz schicken, sich für ihre Zeit bedanken und vorschlagen, sie solle ihn anrufen, falls sie sich je mit ihm in London zum Lunch treffen wolle. Wenn sie sich entschied, dort Kontakt mit ihm aufzunehmen, weit entfernt vom Zauber dieses Ortes, würde sie vielleicht wie alle anderen werden, eine angenehme körperliche Zerstreuung.
    Als er gerade seine Schuhe in den Koffer legte, rief die Concierge an: Eine Frau warte am Empfang auf ihn.
    »Blonde Haare?«
    »Ja, Sir.«
    »Würden Sie sie ans Telefon bitten?«
    Er vernahm einen kurzen Ausbruch auf Französisch, dann ihre Stimme, ein wenig atemlos, unsicher. »Ich bin’s, Jennifer. Ich

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