Eine Handvoll Worte
Papierkorb für die Putzfrauen nach draußen und schloss die Tür ab. Den Brief legte sie unten in ihre Schreibtischschublade, verschloss sie und ließ den Schlüssel in ihre Tasche gleiten.
Ausnahmsweise schien die Busfahrt nach Streatham wie im Flug zu vergehen. Moira Parker hatte über vieles nachzudenken.
Ich weiß zu schätzen, was du gesagt hast. Aber ich hoffe, wenn du diesen Brief liest, erkennst du den Edelmut (sic) meiner Zerknirschtheit und meines Bedauerns darüber, wie ich dich behandelt habe, und den Weg, den ich einzuschlagen gedachte … Meine Beziehung mit M ist dem Untergang geweiht, war es von Anfang an. Ich wünschte, es hätte keine drei Jahre gedauert, bis ich erkannt habe, dass das, was als Urlaubsromanze begann, genau das hätte bleiben sollen.
Mann an Frau, per Brief
7
S ie trafen sich jeden Tag, saßen vor sonnendurchfluteten Cafés oder fuhren in Jennifers kleinem Daimler in die versengten Berge, um planlos und ohne Voranmeldung irgendwo zu essen. Sie erzählte ihm, wie sie in Hampshire und Eaton Place aufgewachsen war, von den Ponys, dem Internat, der kleinen, bequemen Welt, die ihr Leben bis zu ihrer Hochzeit ausgemacht hatte. Sie erzählte ihm, sie habe sich schon mit zwölf Jahren erstickt gefühlt und gewusst, dass sie einen größeren Rahmen brauchte, und niemals hätte sie vermutet, dass die Weite der Riviera einen gesellschaftlichen Kreis beinhalten könnte, der ebenso beengt und überwacht war wie der, den sie zurückgelassen hatte.
Sie erzählte ihm von einem Jungen im Ort, in den sie sich im Alter von fünfzehn Jahren verliebt hatte, und dass ihr Vater, als er die Beziehung entdeckte, sie in ein Außengebäude gebracht und mit seinem Gürtel verprügelt hatte.
»Weil du dich verliebt hattest?« Sie hatte ihm die Geschichte leichthin erzählt, und er versuchte zu verbergen, wie sehr es ihn verstört hatte.
»Weil ich mich in den falschen Jungen verliebt hatte. Oh, ich vermute, ich war schwierig. Sie sagten mir, ich hätte die ganze Familie in Verruf gebracht. Ich hätte keine Moral, und wenn ich nicht auf mich aufpasste, würde mich kein anständiger Mann heiraten wollen.« Sie lachte humorlos. »Dass mein Vater über Jahre hinweg eine Geliebte hatte, war natürlich etwas ganz anderes.«
»Und dann kam Laurence.«
Sie lächelte ihn verschlagen an. »Ja. Was hatte ich doch für ein Glück!«
Sie sprachen miteinander wie Menschen, die Mitreisenden im Zug lebenslange Geheimnisse verraten: eine unbelastete Vertrautheit, die auf der unausgesprochenen Übereinkunft beruhte, dass sie sich nie wieder begegnen würden. Er erzählte ihr von seiner dreijährigen Tätigkeit als Afrikakorrespondent für die Nation, dass er zunächst die Chance begrüßt habe, seiner misslungenen Ehe zu entkommen, sich jedoch nicht die persönliche Rüstung angelegt hatte, um mit den Grausamkeiten zurechtzukommen, die er mit ansehen musste: Kongos Schritt in die Unabhängigkeit hatte für Tausende den Tod bedeutet. Er hatte Abend für Abend im Club für Auslandskorrespondenten in Léopoldville verbracht und sich mit Whisky oder, noch schlimmer, Palmwein betäubt, bis die Kombination aus Entsetzen über das, was er gesehen hatte, und einem Anfall von Gelbfieber ihn beinahe erledigt hätte. »Ich hatte so etwas wie einen Zusammenbruch«, sagte er in dem Versuch, ihren leichten Tonfall zu übernehmen, »obwohl niemand natürlich so unhöflich ist, es zu sagen. Man macht das Gelbfieber dafür verantwortlich und drängt mich, nicht wieder zurückzugehen.«
»Armer Boot.«
»Ja. Ich Ärmster. Besonders, weil es meiner Ex-Frau noch einen Grund verschaffte, mir keinen Kontakt mit meinem Sohn zu erlauben.«
»Und ich dachte schon, es sei diese Bagatelle mit der Serie von Seitensprüngen.« Sie legte eine Hand auf die seine. »Verzeih. Ich mache mich lustig. Ich will nicht abgedroschen klingen.«
»Langweile ich dich?«
»Im Gegenteil. Ich bin nicht oft mit einem Mann zusammen, der wirklich mit mir sprechen will.«
In ihrer Gesellschaft trank er keinen Alkohol und vermisste es auch nicht mehr. Die Herausforderung, die sie darstellte, war ein ausreichender Ersatz für Alkohol, und im Übrigen hatte er sich gern unter Kontrolle, wenn er mit ihr zusammen war. Da er seit seinen letzten Monaten in Afrika nur wenig gesprochen hatte aus Angst davor, etwas offenzulegen, die Schwächen, die er zeigen könnte, stellte er nun fest, dass er reden wollte. Ihm gefiel, wie sie ihn dabei beobachtete, als könnte nichts
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