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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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nicht da.
    Er schaute auf seine Armbanduhr. Zwanzig nach. Sie war gekommen und wieder gegangen. Vielleicht hatte sie ihre Meinung geändert. Vielleicht hatte Stirling den verflixten Brief gefunden. Da fiel ihm der zweite Brief ein, der von Clarissa, den er in die Tasche gesteckt hatte, als er zu Hause aufbrach. Er zog ihn heraus und las ihn rasch durch. Er konnte ihre Handschrift nie sehen, ohne ihre angespannte, enttäuschte Stimme zu hören oder ihre ordentlichen Blusen vor sich zu haben, immer zugeknöpft, wenn sie ihn sah, als könnte er einen erhaschten Blick auf ihre Haut zu seinem Vorteil ausnutzen.
    Lieber Anthony,
    hiermit teile ich dir aus reiner Höflichkeit mit, dass ich heiraten werde.
    Flüchtig verspürte er eine Art Besitzerschock bei dem Gedanken, dass Clarissa mit einem anderen glücklich werden könnte. Er hatte gedacht, das wäre ihr mit niemandem möglich.
    Ich habe einen anständigen Mann kennengelernt, der eine Stoffladenkette besitzt, und er ist bereit, mich und Phillip aufzunehmen. Er sagt, er wird ihn behandeln, als wäre er sein eigener Sohn. Die Hochzeit wird im September sein. Mir fällt es schwer, das Thema anzuschneiden. Ich hätte gern, wenn der Junge wie in einer normalen Familie leben könnte, und es kann gut sein, dass es ihm durch fortgesetzten, unregelmäßigen Kontakt mit dir schwerer fällt, zur Ruhe zu kommen.
    Bitte bedenke dies und gib mir Bescheid, wie du darüber denkst.
    Wir werden keine weitere finanzielle Hilfe von dir in Anspruch nehmen, da Edgar für uns sorgen kann. Unsere neue Anschrift füge ich unten bei.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Clarissa
    Er las ihn zwei Mal, aber erst beim dritten Mal begriff er, was sie vorschlug: Phillip, sein Junge, sollte von einem ehrenwerten Stoffkaufmann aufgezogen werden, frei vom »fortgesetzten, unregelmäßigen Kontakt« mit seinem Vater. Der Tag drang auf ihn ein. Plötzlich hatte er das dringende Bedürfnis nach Alkohol, und sein Blick fiel auf eine Kneipe hinter den Parktoren.
    »Oh, mein Gott«, sagte er laut. Dann richtete er sich stöhnend auf.
    Sie stand vor ihm. Sie trug ein weißes Kleid, bedruckt mit großen roten Rosen, und eine übergroße Sonnenbrille, die sie nun ins Haar schob. Allein ihr Anblick ließ ihn tief seufzen.
    »Ich kann nicht bleiben«, fing er an, als er seine Stimme wiederfand. »Ich muss nach Bagdad fliegen. Mein Flieger geht in … ich habe keine Ahnung, wie …«
    Sie war so schön, überstrahlte die Blumen in ihren ordentlichen Begrenzungen, verwirrte die Briefträger, die ihre Unterhaltung unterbrochen hatten, um sie anzuschauen.
    »Ich kann nicht …« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann alles in Buchstaben ausdrücken. Aber wenn ich dich sehe, dann …«
    »Anthony«, sagte sie, als wollte sie sich bestätigen, dass er es war.
    »Ich bin in etwa zwei Wochen zurück«, sagte er. »Wenn du mich dann sehen willst, werde ich es erklären können. Es gibt so viel …«
    Doch sie war vorgetreten, hatte sein Gesicht zwischen ihre behandschuhten Hände genommen und ihn zu sich gezogen. Nach kurzem Zaudern trafen ihre Lippen auf seine, ihr Mund war warm, nachgebend und dennoch erstaunlich fordernd. Anthony vergaß den Flug. Er vergaß den Park und sein verlorenes Kind und seine Ex-Frau. Er vergaß die Story, von der sein Chef glaubte, sie hätte ihn verzehren sollen. Er vergaß, dass Emotionen seiner Erfahrung nach gefährlicher waren als Munition. Er überließ sich Jennifers Forderung: sich ihr zu schenken, aus freien Stücken.
    »Anthony«, hatte sie gesagt, und mit diesem einen Wort hatte sie ihm nicht nur sich selbst, sondern eine neue, überarbeitete Fassung seiner Zukunft geschenkt.

Es ist aus und vorbei
    Frau an Jeanette Winterson, per SMS

8
    W ieder einmal redete er nicht mit ihr. Dafür, dass er ein so unaufdringlicher Mann war, konnten Laurence Stirlings Launen extrem sprunghaft sein. Jennifer betrachtete ihren Mann schweigend beim Frühstück, während er seine Zeitung las. Obwohl sie vor ihm unten war, ihm das Frühstück so gerichtet hatte, wie er es mochte, war ihm in den dreiunddreißig Minuten, seitdem er sie am Morgen zum ersten Mal erblickt hatte, kein einziges Wort über die Lippen gekommen.
    Sie schaute auf ihren Morgenmantel herab, prüfte ihre Frisur. Alles hatte seine Ordnung. Ihre Narbe, die ihn anwiderte, wie sie wusste, war vom Ärmel bedeckt. Was hatte sie getan? Hätte sie für ihn aufbleiben sollen? Er war am Abend zuvor so spät nach Hause gekommen, dass sie nur kurz vom

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