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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Clarissa.
    »Ist doch nur ein Mal.«
    Sie wandte sich ab, als müsse sie sich eine Bemerkung verkneifen.
    Der Lärm im Café nahm zu. Die Kuchenstücke wurden auf einer silbernen Etagere serviert. Sein Sohn warf sehnsüchtige Blicke darauf, und Anthony bedeutete ihm, er solle zugreifen.
    »Man hat mir einen neuen Job angeboten«, erzählte er, als das Schweigen zu erdrückend wurde.
    »Bei der Nation?«
    »Ja, aber in New York. Unser Mann bei den UN geht in Rente, und sie haben mich gefragt, ob ich seine Stelle für ein Jahr übernehmen wolle. Dazu gehört eine Wohnung, direkt im Herzen der Stadt.« Er hatte Don kaum geglaubt, als er es ihm gesagt hatte. Es zeigte, dass man ihm vertraute, hatte Don erklärt. Wenn er seine Sache gut machte, wer wusste es schon? Nächstes Jahr um diese Zeit war er vielleicht wieder im Einsatz.
    »Sehr schön.« Sie nahm ein kleines Stück Sahnetorte und legte es auf den Teller vor sich.
    »Es war eine kleine Überraschung, aber es ist eine gute Gelegenheit.«
    »Ja. Gut. Du bist ja immer gern gereist.«
    »Das ist nicht mit Reisen verbunden. Ich werde in der Stadt arbeiten.«
    Er war beinahe erleichtert gewesen, als Don es erwähnt hatte. Das würde einiges entscheiden. Er hatte eine bessere Stelle, was bedeutete, dass Jennifer auch mitkommen und ein neues Leben mit ihm anfangen konnte … und obwohl er versuchte, nicht daran zu denken, wusste er, wenn sie Nein sagte, wäre es ein Fluchtweg für ihn. London war bereits unentwirrbar mit ihr verbunden: Überall gab es Stellen, die von gemeinsam verbrachter Zeit geprägt waren.
    »Wie auch immer, ich werde ein paar Mal im Jahr herkommen, und ich weiß, was du gesagt hast, aber ich würde gern Briefe schreiben.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Ich würde Phillip gern ein bisschen über mein Leben da drüben erzählen. Vielleicht könnte er mich sogar besuchen kommen, wenn er ein wenig älter ist.«
    »Edgar findet, dass es für uns alle besser ist, wenn wir alles so einfach wie möglich belassen. Er mag keine … Störungen.«
    »Edgar ist nicht Phillips Vater.«
    »Er ist ein besserer Vater, als du es je warst.«
    Sie funkelten sich wütend an.
    Der Kuchen lag mitten auf seinem Teller, und Phillip hatte die Hände unter die Oberschenkel geklemmt.
    »Lass uns darüber jetzt nicht diskutieren. Phillip hat Geburtstag.« Seine Stimme wurde fröhlicher. »Ich nehme an, du willst dein Geschenk sehen, oder?«
    Sein Sohn sagte nichts. Herrgott, dachte Anthony. Was tun wir ihm an? Er griff unter den Tisch und zog ein großes, rechteckiges Paket hervor. »Du kannst es bis zu dem großen Tag aufheben, wenn du willst, aber deine Mutter hat mir erzählt, dass du – dass ihr alle morgen ausgeht, daher dachte ich, du hättest es lieber jetzt.«
    Er reichte es hinüber. Phillip nahm es entgegen und warf seiner Mutter einen wachsamen Blick zu.
    Edgar ist ein besserer Vater, als du es je warst.
    »Du kannst es ruhig aufmachen, denn morgen wirst du nicht viel Zeit haben«, forderte sie ihn auf und versuchte zu lächeln. »Wenn ihr mich entschuldigen wollt, ich muss mir die Nase pudern.« Sie stand auf, Anthony sah ihr nach, wie sie zwischen den Tischen hindurchging, und fragte sie, ob dieser Wortwechsel sie ebenso entmutigt hatte wie ihn. Vielleicht war sie auf dem Weg zu einem öffentlichen Fernsprecher, um Edgar anzurufen und sich zu beschweren, wie unverschämt ihr Ex-Mann war.
    »Nur zu«, sagte er zu dem Jungen. »Mach es auf.«
    Von den Blicken der Mutter befreit, wurde Phillip etwas munterer. Er riss an dem braunen Papier und hielt ehrfürchtig inne, als er sah, was es verborgen hatte.
    »Das ist eine Hornby«, sagte Anthony. »Die beste Modelleisenbahn, die zu haben ist. Und das ist eine Dampflok Flying Scotsman. Hast du schon davon gehört?«
    Phillip nickte.
    »Es sind auch noch Gleise dabei, und ich habe den Mann dazu bekommen, einen kleinen Bahnhof und ein paar Menschen hineinzugeben. Die sind in diesem Beutel hier. Meinst du, du kannst sie aufbauen?«
    »Ich werde Edgar bitten, mir zu helfen.«
    Das war wie ein heftiger Tritt in die Rippen. Anthony zwang sich, den Schmerz zu übergehen. Schließlich war es nicht die Schuld des Jungen.
    »Ja«, sagte er gepresst. »Ich bin mir sicher, das wird er.«
    Sie schwiegen eine Weile. Dann streckte Phillip blitzartig die Hand aus, schnappte sich sein Kuchenstück und stopfte es in den Mund, eine unbedachte Handlung, mit gieriger Wonne ausgeführt. Dann suchte er sich noch ein Stück aus, ein Traum aus

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