Eine Handvoll Worte
Schokolade, und zwinkerte seinem Vater verschwörerisch zu, bevor er es dem ersten folgen ließ.
»Bist du trotzdem froh, deinen alten Dad zu sehen?«
Phillip beugte sich zu ihm hinüber und legte den Kopf an Anthonys Brust. Anthony schlang die Arme um ihn und drückte ihn fest an sich, atmete den Geruch seiner Haare ein, spürte den intuitiven Sog, den er mühsam zu ignorieren versuchte.
»Geht es dir jetzt besser?«, fragte der Junge, als er sich zurückzog. Er hatte einen Schneidezahn verloren.
»Wie bitte?«
»Mutter hat gesagt, du wärst nicht du selbst gewesen und hättest deshalb nicht geschrieben.«
»Mir geht es besser, ja.«
»Was ist passiert?«
»Da … geschahen unerfreuliche Dinge, als ich in Afrika war. Dinge, die mich aus der Fassung gebracht haben. Ich wurde krank, und dann war ich ziemlich dumm und habe zu viel getrunken.«
»Das war ziemlich dumm.«
»Ja, das war es. Ich werde es nicht wieder tun.«
Clarissa kam wieder an den Tisch. Erschrocken stellte er fest, dass ihre Nase rosa war, die Augen rot umrändert. Er versuchte, ein Lächeln aufzusetzen, das matt erwidert wurde.
»Sein Geschenk gefällt ihm«, sagte Anthony.
»Gute Güte. Na, das ist ein großes Geschenk.« Sie warf einen Blick auf die schimmernde Lok, auf die offensichtliche Freude ihres Kindes, und fügte hinzu: »Ich hoffe, du hast Danke gesagt, Phillip.«
Anthony legte ein Stück Kuchen auf einen Teller und reichte ihn ihr, dann nahm er eins für sich, und sie saßen zusammen, ein angestrengter Versuch, ein Familienleben zu imitieren.
»Lass mich schreiben«, sagte Anthony kurz darauf.
»Ich probiere, ein neues Leben anzufangen, Anthony«, flüsterte sie. »Ganz von vorn anzufangen.« Sie flehte ihn beinahe an.
»Es sind doch nur Briefe. «
Sie starrten sich über den Resopaltisch hinweg an. Ihr Sohn drehte neben ihnen freudig summend an den Rädern seiner neuen Lok.
»Ein Brief. Wie störend könnte der schon sein?«
Jennifer schlug die Zeitung auf, die Laurence liegen gelassen hatte, glättete sie auf dem Küchentisch und blätterte eine Seite um. Ihr Mann war durch die offene Tür noch zu sehen, prüfte sein Aussehen im Garderobenspiegel, rückte seine Krawatte gerade.
»Vergiss das Abendessen in Henley heute Abend nicht. Frauen sind eingeladen, also möchtest du vielleicht anfangen, dir zu überlegen, was du anziehst.«
Als sie nicht reagierte, fragte er prüfend: »Jennifer? Heute Abend. Und es wird in einem Zelt stattfinden.«
»Ich bin mir sicher, dass ein ganzer Tag mir reichen wird, ein Kleid auszusuchen«, erwiderte sie.
Jetzt stand er im Türrahmen. Er runzelte die Stirn, als er sah, was sie machte. »Wozu gibst du dich damit ab?«
»Ich lese die Zeitung.«
»Das ist wohl kaum etwas für dich, oder? Sind deine Zeitschriften noch nicht da?«
»Ich dachte nur, ich könnte versuchen, mich ein wenig zu informieren. Schauen, was in der Welt so passiert.«
»Ich glaube, dabei ist nichts, das dich etwas anginge.«
Sie warf einen Blick zu Mrs Cordoza hinüber, die so tat, als hörte sie nicht zu, während sie das Geschirr spülte.
»Ich habe etwas«, sagte sie mit Bedacht, »über den Lady-Chatterley-Prozess gelesen. Der ist tatsächlich ziemlich interessant.«
Sie spürte sein Unbehagen mehr, als sie es sah – ihr Blick war noch auf die Zeitung gerichtet. »Ich verstehe wirklich nicht, warum alle Welt so ein Theater darum macht. Ist doch nur ein Buch. Soweit ich weiß, ist es bloß eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen.«
»Tja, du begreifst nicht sehr viel, oder? Es ist Dreck. Moncrieff hat es gelesen und gesagt, es sei subversiv.«
Mrs Cordoza schrubbte mit Feuereifer eine Pfanne. Sie summte inzwischen fast unhörbar vor sich hin. Draußen frischte der Wind auf und trieb ein paar fuchsrote Blätter am Küchenfenster vorbei.
»Wir sollten solche Dinge selbst beurteilen können. Wir sind erwachsen. Wer meint, das Buch könnte ihn beleidigen, muss es ja nicht lesen.«
»Ja. Gut. Gib heute Abend nur ja nicht deine halbgare Meinung über solche Angelegenheiten preis, ja? Die Leute dort wollen nicht hören, wenn eine Frau sich über Dinge auslässt, von denen sie nichts versteht.«
Jennifer atmete tief ein, bevor sie antwortete. »Tja, vielleicht frage ich Francis, ob er mir sein Exemplar leiht. Dann weiß ich vielleicht, wovon ich rede. Wie würde dir das gefallen?« Ihr Unterkiefer war angespannt, ein Muskel arbeitete in ihrer Wange.
Laurence schlug einen herablassenden Ton an. Er
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