Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
hatte eigentlich den Eindruck, es habe dir gefallen.«
Das hatte es, und das wusste er ganz genau. Sie fragte sich, ob die unwillkürlichen Laute, die ihr dabei entschlüpft waren, undamenhaft waren. Vielleicht war es ja sogar undamenhaft, Gefallen daran zu finden? Die Geschichten, die sie zu diesem delikaten Thema belauscht hatte, teilten sich in zwei Lager: Zum einen gab es die Frauen, die durchtriebene Andeutungen machten, wie viel Vergnügen es ihnen bereite, einen Liebhaber zu haben. Und dann gab es noch jene, die ihrem Missfallen Ausdruck verliehen, weil das, was im Ehebett geschah, eine Pflicht sei und etwas mit tierischen Trieben zu tun habe.
Da diese Nächte im Ehebett zukünftig Teil ihres Lebens sein würden, war sie froh, offenbar zu der ersten Gruppe Frauen zu gehören. Zum Teufel mit ihrer Tugend, wenn sie dafür diese unbeschreiblich schönen Empfindungen meiden musste, die sie gerade erst hatte kennenlernen dürfen.
Julianne biss sich auf die Lippe und blickte ihrem Mann tief in die Augen. Er würde schnell genug herausfinden, dass sie keine nachsichtige und sanftmütige Frau war. Wenn er ihr schon vor der Heirat seine Aufmerksamkeit gewidmet hätte, wüsste er es vermutlich schon. »Es hat mir sehr gefallen«, gab sie zu. »Es war nicht der abstoßende Akt, den ich erwartet habe.«
»Abstoßend?« Michael schien ehrlich amüsiert. Er stützte sein Gewicht auf die Ellbogen, um sie mit seinem Gewicht nicht zu erdrücken. Sie bemerkte aber, dass er eine Seite schonte. Das goldene Braun seiner zerzausten Haare umrahmte die edlen, kantigen Züge, und seine breiten Schultern betonten seine körperliche Überlegenheit. »Wer hat dir denn gesagt, es sei abstoßend? Kein Wunder, dass du mich bei meinem Vorschlag, uns zurückzuziehen, angesehen hast, als würde ich dich ins Gefängnis von Newgate werfen.«
»Alle Bräute dürfen etwas nervös sein, oder? Schließlich ist es eine völlig neue Erfahrung, und niemand macht sich die Mühe, ihnen vorher in zufriedenstellender Weise zu erklären, was sie erwartet.« In ihrer Stimme schwang etwas Verteidigendes mit. »Zumindest hat es mir niemand erklärt. Meine Mutter hat es versucht, aber nachdem ich nun etwas mehr weiß, hat sie es nicht besonders geschickt angestellt.«
»Nun komm schon. Zu ihrer Verteidigung muss ich wohl vorbringen, wie schwer es ist, körperliche und sexuelle Freuden zu erklären. Findest du nicht?«
Das stimmte. Dieser unglaubliche Höhepunkt ihrer stürmischen Lust war jenseits ihrer Vorstellungskraft.
»Vielleicht.« Sie lachte atemlos auf. »Vermutlich kann man es nur lernen, indem man es macht. Bitte, küss mich noch einmal.«
In seinen Augen flackerte etwas auf. War er überrascht, weil sie so freimütig und spontan vorschlug, sie zu küssen? Sie wusste es nicht genau, doch ihre Worte überraschten selbst sie. Er senkte den Kopf und sagte leise: »Mit Vergnügen, Mylady.«
Und er küsste sie.
Dann küsste er sie erneut.
»Hast du das getragen?«
Antonia lächelte katzenhaft und fingerte an dem glänzenden Stoff ihres burgunderroten Rocks herum, ehe sie eine Antwort gab. »Ich wollte nur sichergehen, dass er meine Anwesenheit bemerkt.«
»Eine rot gekleidete Frau auf einer Hochzeit? Du hättest nun wirklich nicht den dramatischen Auftritt suchen müssen. Ich bin sicher, du wärst ihm auch so aufgefallen. Und ja, er hat dich bemerkt. Es gibt nur wenige Dinge, die Longhaven entgehen. Nur so ist es ihm gelungen, so lange am Leben zu bleiben.«
Sie hob ihr leeres Glas und prostete ihm spöttisch zu. »Ich wollte doch diesen glücklichen Moment mit dem schönen Paar teilen. Und jetzt will ich auf die beiden trinken. Schenk mir nach, Liebster.«
Lawrence griff nach der Karaffe mit Brandy und zog sie näher zu sich, bis sie nicht mehr in ihrer Reichweite war. »Du hattest inzwischen genug. Willst du dich weiterhin im Selbstmitleid suhlen und deshalb morgen auch noch einen dicken Kopf haben?«
»Einen dicken Kopf?« Beleidigt verengte sie die Augen. Sie war auf Streit aus, und seine Worte machten sie wütend.
»Du bist betrunken, meine Liebe. Zumindest bist du auf dem besten Wege, dich zu betrinken.«
Der sachliche Tonfall seiner Stimme erregte ihr Missfallen. Antonia senkte die Lider. Er hatte unrecht. Sie hatte längst nicht genug getrunken und war auch nicht beschwipst; unglücklicherweise war sie stocknüchtern.
War es überhaupt möglich, so viel zu trinken, um diesen unaufhörlichen Schmerz zu lindern?
»Ich habe
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