Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
seinem Leben nehmen konnte. Sie wollte mehr von ihm als nur sein sexuelles Interesse. Das hatte er inzwischen verstanden.
Gott schütze ihn vor romantisch verklärten Frauen mit bezaubernden dunkelblauen Augen und einer Haut, die wie warme Seide unter seinen Händen war! Schließlich war er davon überzeugt, ihr nicht mehr bieten zu können als das, was er ihr Nacht für Nacht gab.
Julianne war an diesem Abend mehr als überwältigend in dem Kleid aus dunkelrosa Tüll, das mit kleinen silbernen Schleifen verziert war. Der Ausschnitt ihres Kleids gewährte ihm einen Blick auf ihr wunderschönes Dekolleté. Schultern und Arme waren nackt. Das seidig schimmernde Haar trug sie hochgesteckt, und diese schlichte Frisur unterstrich ihre natürliche Schönheit. Der einzige Schmuck waren ein Paar Perlenohrringe, die seine Aufmerksamkeit auf den eleganten Schwung ihres Halses lenkten. Wenigstens war er so vernünftig gewesen, Fitzhugh nach einer Beschreibung der Geschenke sowie einer Auflistung zu fragen, an welchem Tag er was verschenkte, damit er kein zweites Mal überrascht wurde. Gewöhnlich war er sehr gut darin, Details zu bemerken, aber im Moment hatte er wirklich andere Dinge im Kopf als Parfümflakons und Schmuck.
Er wurde verfolgt. Die Beschattung wurde sehr umsichtig ausgeführt, aber es war ihm trotzdem nicht entgangen. Er überlegte nun, wie er damit umgehen sollte. Er konnte abwarten, ob es zu einem erneuten Angriff kam. Inzwischen war er auf der Hut und ging nicht mehr unbewaffnet aus dem Haus. Es wäre also nicht leicht, ihn zu töten. Wenn er seinen Angreifer schnappen konnte, war er fast sicher, ihm Informationen entlocken zu können. Jeder Mann konnte gezwungen werden, seine Geheimnisse preiszugeben, wenn man bei der Befragung nur richtig vorging.
Das zweite Problem war das übliche: die Suche nach Roget. Charles hatte ihm ein kurzes Kommuniqué geschickt, in dem er mitteilte, er erkunde zurzeit, ob es irgendwelche Gerüchte über Rogets Auftauchen gab.
Michael trat beiseite, um eine matronenhafte Frau passieren zu lassen. Er blickte sich suchend in dem überfüllten Raum um. Der Ballsaal war riesig, die Decke wurde von geschwungenen, gotisch anmutenden Bögen getragen, und die Kandelaber warfen flackernde Lichter auf die Gäste. Es war fast unmöglich, jemanden zu finden. Selbst er mit seiner Körpergröße vermochte es nicht.
»Longhaven.« Eine Hand legte sich auf seine Schulter. »Suchst du jemanden?«
Er drehte sich um und stand Niles Beckham gegenüber. Sie waren mütterlicherseits Cousins ersten Grades, und Niles war ein liebenswürdiger und kluger Kerl. Sie ähnelten einander sogar ein wenig, obwohl Niles kleiner war als Michael und seine Augen dunkler waren. Er blickte Michael belustigt an.
»In diesem verfluchten Gedränge kann man wohl kaum hoffen, jemanden zu finden.« Michael verzog das Gesicht zu einem ironischen Lächeln.
»Wenn du nach deiner schönen Frau suchst, ich habe sie vorhin in der Nähe der Terrassentüren gesehen.« Mit der Champagnerflöte deutete Beckham in die südöstliche Ecke des Ballsaals. Er schmunzelte. »Erzähl doch mal, wie ist das Leben als verheirateter Mann?«
Dieselbe Frage hatte man ihm heute Abend schon unzählige Male gestellt. Meist kam sie von Bekannten, die noch ihr Junggesellendasein genossen. Michael war es allmählich leid, darauf zu antworten. Trocken bemerkte er: »Ich kann dir nur empfehlen, es selbst herauszufinden.«
»Das ist keine Antwort.«
»Das sollte es auch nicht sein.« Michael spähte in die Richtung, in die sein Cousin gezeigt hatte. »Ich habe in der Tat gerade nach Julianne gesucht. Tanzt sie?«
»Nein. Ich glaube, sie plaudert angeregt mit Lord Taylors Witwe.«
Michael verharrte mitten in der Bewegung. Sie plaudert mit Antonia?
Das war wirklich interessant. Nein, eher beunruhigend .Doch mit der ihm eigenen Ruhe meinte Michael: »Ich verstehe. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest? Ich sollte meine Frau vielleicht lieber zum nächsten Walzer auffordern.«
Niles neigte den Kopf und scheuchte ihn lachend fort. »Aber selbstverständlich. Kann ich dir kaum verdenken. Deine Marchioness ist wirklich ein Schatz. Das findet übrigens jeder.«
Warum diese Bemerkung ihn so verärgerte, wusste Michael nicht genau. Aber aus irgendeinem Grund war es so. Julianne ist eine hübsche Frau. Das fällt den Männern nun mal auf ,ermahnte er sich. Er stellte das Glas auf das Tablett eines Lakaien, der an ihm vorbeischwebte, ehe er sich
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