Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
Liebhaber zu nehmen.
Woher, zum Teufel, kam dieser besitzergreifende Gedanke?
Vielleicht waren es bloß die Müdigkeit und die körperliche Erschöpfung. Oder der Umstand, dass sie verführerisch und warm in seinen Armen schlief.
Die widersprüchlichen Gefühle, die er für Antonia empfand, nachdem diese ihm angeboten hatte, auf seine Frau aufzupassen, entsprangen sicher auch dem Mangel an Informationen über seinen alten Gegner. Wären die zwei Attentate nicht gewesen, hätte er die Gerüchte über Rogets Rückkehr vermutlich abgetan. Aber da Julianne noch als Faktor in die Rechnung einbezogen werden musste, konnte er es sich nicht leisten, unvorsichtig zu werden. Jedenfalls nicht, solange ihm genaue Informationen fehlten.
Sie war eine Schwäche. Eine Verantwortung, die er in der Vergangenheit nie hatte tragen müssen. Wenn er es genau nahm, war es ein Nachteil, eine Ehefrau zu haben, weil sie für das gefährliche Spiel, das er zu spielen pflegte, das leichteste Ziel oder ein Druckmittel war. Julianne war nicht mehr nur eine abstrakte Vorstellung. Nicht länger etwas, das ihm wegen seiner Schuldgefühle und dem Bedürfnis, die Trauer seiner Eltern zu mildern, untergeschoben worden war.
Die Frau, die in seinem Bett schlief, bedeutete eine grundlegende Veränderung in seinem Leben.
Ob er es wollte oder nicht.
Er strich eine Strähne von ihrer Wange und schwelgte in der Glätte ihrer Haut. Es überraschte ihn, aber vielleicht wünschte er sich diese Veränderung sogar.
Kapitel 12
»Sie wollen damit also andeuten, Roget sei wieder aufgetaucht und treibt sich auf die ihm zu eigene ruchlose Art in den Kreisen herum, in denen er früher schon anzutreffen war? Und Sie sind natürlich absolut sicher, dass er es war?« Antonia lächelte aufreizend und ließ den Wein in ihrem Glas kreisen.
Der Spion nickte. Sein Blick glitt immer wieder zu ihrem Busen. »Ja, Madam. Er hat dieselbe charakteristische Stimme. Ich habe diese Stimme schon mal gehört, ehe sich das Gerücht von seinem Tod verbreitete. Und wieder an jenem Abend. Er ist es, ohne jeden Zweifel.«
»Erzählen Sie noch mal ganz genau, was passiert ist.«
»Er erwähnte neue Pläne.« Der junge Mann leckte nervös über die Lippen. »Der Marquess of Longhaven wurde erwähnt, weshalb ich überhaupt erst auf das Gespräch aufmerksam wurde. Und als ich versuchte, jede Einzelheit zu belauschen, habe ich erkannt, wer da tatsächlich spricht.«
Es gab nur wenige Menschen, die von Michaels Aufgabe in der Regierung der Engländer wussten. Diese Beobachtung hatte für Antonia den Beigeschmack einer Lüge. Sie glaubte ihm nicht. Antonia beugte sich dennoch leicht vor. »Und dann«, schnurrte sie, »sind Sie zu mir gekommen. Warum?«
»Eure Beziehung zum Marquess ist allgemein bekannt.«
Das stimmte nicht. Es sei denn, man bewegte sich in den richtigen Kreisen. Und Roget, der Mistkerl, wusste es sicher.
Seine Männer wussten es auch. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass der junge Mann vor ihr ein Doppelagent war, den Roget geschickt hatte, um sie in eine Falle zu locken.
Ganz leicht richteten sich die Härchen in ihrem Nacken auf, während sie in aller Ruhe den ellbogenlangen Handschuh richtete. »Was ist für Sie dabei drin?«
»Sagen wir einfach, mein Auftraggeber würde es begrüßen, wenn der Marquess am Leben bleibt. Darum hat er mich geschickt.«
»Wer ist dieser Auftraggeber?«
»Es ist mir nicht gestattet, seine Identität zu enthüllen, Madam.«
Charles Peyton vermutlich. Wenn dieser Mann vor ihr tatsächlich ein englischer Spion war, kam Peyton durchaus in Betracht. Die Arme dieses Mannes reichten weiter als die des Königs, und er hatte Michaels unbestreitbar wertvolle Fähigkeiten mehr als einmal zu seinem Vorteil genutzt.
Ihr Besucher beugte sich vor. Dünnes, helles Haar umrahmte ein langes, schmales Gesicht. Er flüsterte beinahe. »Roget ist mehr als gefährlich. Wenn er derjenige ist, der versucht, den Marquess zu ermorden, wäre es meinem Auftraggeber durchaus daran gelegen, wenn er die Angelegenheit so schnell wie möglich bereinigt.«
»Warum sagen Sie das dem Marquess nicht persönlich?« Antonia musterte ihn misstrauisch.
»Die Franzosen beobachten ihn. Verzeiht, aber Ihr seid für die Franzosen nicht ganz so wichtig.« Der junge Mann zuckte mit den Schultern und stand auf. Höflich verbeugte er sich. Gekleidet war er wie jemand, der aus einer weniger wohlhabenden Schicht stammte, wenngleich seine Kleidung geschmackvoll ohne jede
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