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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Protzerei war. »Der herzogliche Haushalt wird dergestalt geführt, dass ein kleiner Seidenhändler wohl kaum vorsprechen und darauf hoffen dürfte, den Marquess persönlich anzutreffen. Ihr lebt einfacher und seid besser zu erreichen.«
    Im letzten Wort schwang eine Anspielung mit, die ihr nicht entging. Auch blieb nicht unbemerkt, wie er sie ansah. Er war ein attraktiver, junger und zweifellos männlicher Kerl, doch würde Lawrence ihn geradezu aufspießen, wenn sie mehr als nur einen heimlichen Blick riskierte. Sie verspürte nicht den Wunsch, in ihrem eigenen Haus Zeugin eines Mords zu werden. Deshalb stand sie stattdessen auf und bot ihm mit gefasstem Lächeln die Hand. »Ich werde die Information an ihn weitergeben. Was Longhaven damit tun wird, ist allerdings allein seine Sache. Er ist in solchen Dingen sehr eigen.«
    Nachdem er verschwunden war, sank sie wieder auf einen brokatbezogenen Stuhl und starrte nachdenklich in ihr halb volles Glas. Es dauerte nur wenige Augenblicke, ehe Lawrence sich zu ihr gesellte. Sie hatte ihn nicht dazu aufgefordert, doch war ihr seine Gesellschaft nicht unwillkommen. Sie musste nachdenken, und das gelang am besten im Gespräch mit ihm. Es war schon merkwürdig, aber die beiden Männer standen auf völlig verschiedenen Stufen der gesellschaftlichen Treppe. Trotzdem besaß Lawrence ein Selbstbewusstsein und eine Sicherheit, die der von Michael in nichts nachstand.
    Das Geheimnis seiner Vergangenheit faszinierte sie nach wie vor. Aber obwohl sie bereits einige Versuche in der Richtung unternommen hatte, weigerte er sich nach wie vor, darüber zu sprechen. Er wurde dann sogar so kalt und abweisend, dass sie rasch das Thema wechselte. Sie verstand ihn ja, das Leben konnte einem Menschen so manch bittere Pille zu schlucken geben, an die man lieber nicht mehr erinnert wurde.
    »Was, zum Teufel, wollte der denn?« Statt sich zu ihr zu setzen, schritt Lawrence zur Anrichte und blieb dort stehen, um sich Claret einzuschenken. »Er wollte dir jedenfalls keinen Stoff für neue Kleider verkaufen, wenn ich das richtig gesehen habe. Wenn der Kerl Seidenhändler ist, bin ich eine katholische Nonne.«
    Sie betrachtete seine breiten Schultern und seine große Gestalt. Das zynische Glitzern in seinen dunklen Augen brachte sie zum Lachen. »Ich glaube, Gott würde Anstoß daran nehmen, dass du dich nicht tief genug ins Gebet zu vertiefen vermagst. Und ich bin mir nicht sicher, ob dir eine Nonnentracht stehen würde.«
    »Er würde sich in der Tat wegen meines Glaubens sorgen«, bestätigte Lawrence und trank einen Schluck. »Er hat ihn oft genug auf die Probe gestellt. Also, was hatte unser verschlagener Freund dir zu sagen?«
    »Freund? Kennst du ihn etwa?« Fragend hob Antonia eine Augenbraue.
    »Ich kenne seinesgleichen. Ich bin immer wieder überrascht, wenn einer von uns die anderen täuschen kann. Er aber hatte dieses aufmerksame Wesen, und als er nach dir fragte, hatte ich einfach das Gefühl, es gehe ihm nicht um den Verkauf feiner Textilien.«
    Sie lachte wieder, doch ihr Lachen war ohne jede Fröhlichkeit. »Spione erkennen Spione, meinst du das? Lass uns einfach hoffen, dass es nicht stimmt. Obwohl ich mich natürlich nie zu dieser Kategorie zählte.«
    Lawrence hob das Glas wieder zum Mund und fragte beiläufig: »Und was bist du dann?« In seinem Blick lag jedoch etwas Intensives, geradezu Wachsames.
    »Ich bin ein Werkzeug der Gerechtigkeit. Egal, in welcher Form sie daherkommt«, antwortete sie nonchalant. Die Erinnerung an die Gräueltaten, die man ihrer Familie in Spanien angetan hatte, war nicht mehr frisch, sondern lediglich notdürftig verheilt. Es blieb ein nagender Schmerz, der sie stets begleitete. Inzwischen fürchtete sie, er werde nie vergehen. »Und wie du weißt, war ich auch eine Meuchlerin, wenn es sein musste. Roget ist jedenfalls ein schwarzer Fleck auf der Landkarte, der getilgt werden muss. Und es wäre mir ein Vergnügen, diese Aufgabe zu übernehmen.«
    »Dein angeblicher Seidenhändler kam wegen Roget?« Lawrence verharrte, das Glas schwebte in der Luft. Sein Blick heftete sich auf ihr Gesicht.
    »Es scheinen sich die Hinweise zu verdichten, dass er in London ist.«
    Er fluchte so leise, dass sie seine Worte nicht verstand. Aber der Ausdruck seines Gesichts verriet ihr, was er dachte. Sie konnte es ihm kaum verdenken. Der Mistkerl war schon während des Kriegs immer wieder wie ein schmerzhafter Dorn in ihrem Fleisch gewesen. Es wäre ein Vergnügen, ihn

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