Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)
auszuschalten. Ein Vergnügen, auf das sie sich seit Jahren freute.
»Ich finde, du solltest die Sache dem Marquess überlassen, Antonia.«
»Natürlich.« Sie lächelte und lehnte sich im Stuhl zurück. Sie wusste, dass der tiefe Ausschnitt ihres Kleids ihre Brüste auf verführerische Weise präsentierte. »Aber während ich ein Auge auf seine naive Braut habe, nun ja … Wenn ich zufällig über Roget stolpere, wäre es wohl ein Wink des Schicksals, findest du nicht auch?«
»Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass Longhaven deinem Plan zugestimmt hat, seine Frau zu beschatten.«
»Er kennt eben meine Fähigkeiten .«
Diese starke Betonung auf das letzte Wort irritierte Lawrence, wie sie es erwartet hatte. Antonia wusste, dass sie seine Eifersucht absichtlich aufstachelte. Ihr war nur nicht so ganz klar, warum sie das tat. Lawrence machte kein Geheimnis daraus, wie sehr er sie begehrte, und trotzdem forderte sie ihn ständig heraus. Zum Teil lag es wohl an ihrer Vergangenheit, die viele Erfahrungen mit sich gebracht hatte, die heute noch an ihr nagten. Obwohl es nicht die Schuld ihrer Eltern oder ihres Ehemanns war, hatten sie Antonia allesamt im Stich gelassen, indem sie starben. Und Michael, den sie liebte, hatte eine andere geheiratet.
Lawrence könnte auch eines Tages einfach gehen. Es war beängstigend, wenn sie sich bewusst machte, wie sehr sie sich inzwischen auf ihn verließ. Er war immer da, um sie zu verteidigen, und stets sorgte er sich um ihr Wohlergehen.
Sie fühlte sich einfach nicht wohl damit, ihre eigene Schwäche einzugestehen.
»Ich habe verstanden.« Sein vernarbtes Gesicht verzog sich. Finster starrte er sie an, während das Glas in seiner riesigen Hand absurd zerbrechlich wirkte. »Letzte Nacht hast du kaum geschlafen. Ein Nickerchen am Nachmittag wird dir helfen, dich frischer zu fühlen, ehe wir zu den Festlichkeiten des Abends aufbrechen.«
»Woher weißt du schon, wie ich schlafe?« Es machte ihr zu schaffen, dass er nicht zu ihr gekommen war. Aber das würde sie kaum offen zugeben.
»Ich weiß alles über dich«, sagte Lawrence leise. »Ob ich nun in deinem Bett liege oder nicht. Im Moment fragst du dich, warum ich letzte Nacht nicht zu dir gekommen bin.«
Antonia wollte schon lautstark protestieren, doch er unterbrach sie.
»Und du warst ruhelos, weil ich nicht da war«, fügte er hinzu. Seine Treffsicherheit irritierte sie. Antonia blieb stumm.
Es stimmte, sie war rastlos gewesen, weil er nicht bei ihr war. Verflucht sollte er sein. Obwohl sie ihm fast unmissverständlich den Befehl erteilt hatte, zu ihr zu kommen, war er nicht erschienen. »Ich habe recht gut geschlafen, vielen Dank.«
»Lügnerin. Du hast den ganzen Morgen geschmollt.« Sein Mundwinkel hob sich leicht. »Ah, das gibt mir Hoffnung. Ich habe mich schon gefragt, was du tun wirst, wenn ich dein freundliches Angebot ablehne.«
Sie wurde rot. Das passierte ihr wirklich selten! Mädchenhaftes Erröten war anderen Frauen vorbehalten. Sie war schon lange kein Mädchen mehr. Es stimmte, vielleicht war sie bei ihrer Rückkehr vom Ball etwas zu fordernd gewesen. Zum Teil lag es am Champagner, dem sie eifrig zugesprochen hatte, zum Teil auch an dem errungenen Triumph, der sich nach ihrem Gespräch mit Michael mit einem ungesunden Maß an Verzweiflung mischte.
Er hatte mit seiner hübschen Frau getanzt, und Julianne Hepburn hatte mit diesem ganz bestimmten Blick zu ihrem Ehemann aufgeschaut, den Antonia nur allzu gut kannte. Sie war bereits von ihm bezaubert, aber das war vermutlich nicht so überraschend. Ob die Männer wussten, dass das Vertrauen, das eine Frau aufbringen musste, um sich einem Liebhaber hinzugeben, ein ebenso großes Geschenk war wie der Akt selbst? Wenn Frauen Vertrauen fassten, folgte die Liebe schon bald. Und wer wusste denn, welchen romantischen Vorstellungen die Lady Longhaven sich im Vorfeld ihrer Ehe bereits hingegeben hatte? Sie war jung und behütet aufgewachsen, und Michael war ein sehr attraktiver Mann. Es war unvermeidbar, dass sie sich in ihn verliebte.
Die Erkenntnis, dass es bereits passiert war, empfand sie als ermüdend. Aber Antonia konnte es ihr kaum verdenken. Schließlich war es ihr auch widerfahren.
»Ich war nun mal in Stimmung für eine kleine Tändelei.« Antonia zuckte mit den Schultern. »Du warst praktischerweise greifbar.«
»Ich bin praktisch? Wie schmeichelhaft.«
Trotz des ironischen Tonfalls spürte sie, dass sie ihn verletzt hatte. Aber seine
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