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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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ausstreckte. Amüsiert bemerkte er, wie sein Auftauchen ihr aus für ihn unerfindlichen Gründen eine tiefe Röte auf die Wangen gezaubert hatte. Vielleicht kannte er den Grund auch nur zu gut, wenn er an die letzte Nacht dachte. Wie er sie in seinem Bett vorgefunden hatte und sie sich daraufhin schamlos geliebt hatten. »Mir gefällt dieser Farbton an dir«, murmelte er spontan. »Blau steht dir gut.«
    Julianne errötete noch mehr, aber sie blickte ihn an, als wäre er für sie ein Fremder. »Danke.«
    Vielleicht war er tatsächlich für sie ein Fremder. Er gab sich jedenfalls große Mühe, auch wenn er natürlich mit ihrem herrlichen Körper vertraut war. Michael lehnte sich vor und murmelte ein leises Dankeschön, während seine Mutter ihm die Tasse reichte.
    »Wenn ich Fitzhugh richtig verstanden habe, hast du dich gestern mit Liverpool getroffen. Was hatte der Premierminister zu sagen?« Sein Vater wählte vom Teewagen ein Scone, das er nur auf seinen Teller legte.
    Es war ziemlich unpassend, wenn ein Duke einen Diener nach den Tätigkeiten seines Sohns befragte. Unter Umständen war es doch ein Fehler, dass Michael seiner Familie absichtlich aus dem Weg ging. Das Problem war nur dieses Gefühl, dass Harry immer noch irgendwie bei ihnen war. Er war sicher, die anderen fühlten so ähnlich. Es war im Grunde merkwürdig, dass ausgerechnet er, der während des Kriegs so oft dem Tod ins Gesicht geblickt und viele Kameraden verloren hatte, sich vom Geist eines Verstorbenen gejagt fühlte.
    Er hatte geheiratet , um seinen Eltern zu gefallen. Das sollte ihn eigentlich von jedem Vorwurf freisprechen.
    Aber diese Ehesache entwickelte sich überhaupt nicht so wie geplant. Michael beobachtete Julianne, wie anmutig sie ihren Tee trank. Die dichten Wimpern senkten sich etwas über das dunkle Blau ihrer Augen. Der Ausschnitt ihres Kleids war alles andere als aufreizend, aber er betonte die perfekten Rundungen ihrer Brüste. Später würde er sie wieder entkleiden, und dann …
    »Michael?«
    Alle drei blickten ihn erwartungsvoll an. »Liverpool«, gab sein Vater ihm das Stichwort. Täuschte Michael sich, oder umspielte ein Lächeln seinen Mund?
    »Der Krieg ist vorbei«, antwortete er sachlich. »Aber es gibt immer noch einige Kleinigkeiten, die in Ordnung gebracht werden müssen.«
    Der flüchtige Roget sollte also eine Kleinigkeit sein? Eine Untertreibung epischen Ausmaßes.
    »Ich verstehe.« Der Duke of Southbrook erntete von seiner Frau ein Stirnrunzeln, weil er sich ein zweites Scone nahm. »Sehr vage ausgedrückt, aber nichtsdestotrotz wahr. Habe ich dir schon von dem neuen Verwalter für Southbrook Manor erzählt? Ich habe ihn erst letzte Woche eingestellt, aber er hatte sehr gute Empfehlungsschreiben. Du wirst bestimmt dabei sein wollen, wenn wir die Pläne für den kommenden Frühling machen. Ich habe mir überlegt, wir könnten alle in ein paar Wochen nach Kent reisen. Würde dir das passen?«
    Nicht, solange Roget noch auf freiem Fuß war. Aber das konnte Michael wohl kaum als Begründung anführen. »Ich hoffe es«, murmelte er. Und das war die Wahrheit: Er war eigentlich nicht an der Fruchtfolge interessiert, ebenso wenig an den Pachtverträgen oder den Reparaturen an dem riesigen Anwesen, das seit Jahrhunderten Sitz der Dukes of Southbrook war.
    Das Gespräch drehte sich im Anschluss um allgemeine Themen, zu denen jeder etwas beizutragen wusste: die Liste zukünftiger gesellschaftlicher Verpflichtungen oder ein paar harmlose Klatschgeschichten. Als ein Lakai eintrat und diskret den Teewagen hinausrollte, ertappte Michael sich dabei, dass er schon wieder heimlich Julianne beobachtete.
    Sie war so wunderschön in dem schlichten Kleid und ohne jeden Schmuck.
    »Es ist so ein herrlicher Tag. Wie wäre es, wenn wir einen Spaziergang im Garten machen?«, schlug er vor. Er wusste selbst nicht, woher plötzlich dieser Sinneswandel kam. Seine Laune war ihm gänzlich unerklärlich, denn wenn er ehrlich war, hatte er bisher immer geglaubt, er habe überhaupt keine Launen. Er war ein ruhiger Zeitgenosse, manchmal sogar berechnend. Aber er lebte sein Leben ohne den unzumutbaren Einfluss zügelloser Emotionen.
    In seiner Stellung konnte er es sich nicht leisten, dass seine persönlichen Gefühle irgendwie seine Handlungen beeinflussten. Es war höchst unklug, das Messer der Verletzlichkeit unter seine Haut gleiten zu lassen.
    Es sei denn … Nun, vielleicht änderte sich jetzt alles. Trotzdem war es nach wie vor unklug, das

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